Sie warben um Feuerwehrleute (von links): Der stellvertretende Schultes Walter Hauff, Kommandant Jochen Kusterer, Schultes Carsten Lachenauer, Abteilungskommandant Stephan Duss, Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide und Klaus Ziegler. Foto: Stocker

Feuerwehr braucht neue Mitglieder. Enttäuschende Resonanz auf Werben. Keine unmöglichen Aufgaben.

Unterreichenbach-Kapfenhardt - Ernsthafte Absicht ist die einzige Voraussetzung, um bei der Freiwilligen Feuerwehr mitwirken zu dürfen. Alle weiteren Kenntnisse werden in der Grundausbildung und aufbauenden Lehrgängen erworben.

Zumindest vordergründig war am Sonntagabend in Kapfenhardt so gut wie keine ernsthafte Absicht erkennbar, den Brandschutz für den Unterreichenbacher Ortsteil zu gewährleisten. "Ganz ehrlich, ich habe mit mehr gerechnet", brachte Bürgermeister Carsten Lachenauer seine Enttäuschung zum Ausdruck. Nur wenige Nicht-Feuerwehrleute hatten den Weg in das Gerätehaus gefunden. Größer war das Interesse hingegen bei Feuerwehrleuten aus der Region, die teils ähnliche Probleme haben. Und das bestätigte schließlich auch Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide. Es gebe noch vier andere Teilorte im Kreis mit ähnlichen Sorgen. "Aber die Dramatik wie in Kapfenhardt ist dort noch nicht erreicht", berichtete er von den Strukturproblemen. Müßig sei es, die wirtschaftlichen, topografischen und demografischen Einflüsse bei der Suche nach den Gründen für die Engpässe zu suchen. "Wichtiger ist es, die positive Seite einer Mitarbeit darzustellen." Er verwies auf die hohe Akzeptanz von Feuerwehrleuten in der Gesellschaft und Berufswelt. "Diese Gemeinschaft ist gelebte Heimat und man bekommt viel zurück", unterstrich der Kreisbrandmeister. Die Feuerwehrleute eigneten sich handwerkliches Geschick an und besäßen ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. "Ich habe einen studierten Beruf und hätte sicher nie gelernt, mit der Motorsäge umzugehen, wäre ich nicht zur Feuerwehr gegangen", berichtete Klaus Ziegler, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, beruflich als Lehrer aktiv.

Jugendliche ab zwölf Jahren werden an die Aufgaben herangeführt. Für die aktiven Feuerwehrleute ist ein Mindestalter von 17 Jahren Voraussetzung, während bis 65 Jahre mitgearbeitet werden kann. Jeder Einzelne genieße umfassenden Versicherungsschutz, so Heide.

"Es fallen keine Beiträge an, da die Gemeinde alle Kosten für Aus- und Fortbildung sowie die Ausrüstung trägt", stellte Abteilungskommandant Stephan Duss fest. Indes müsse Zeit aufgebracht werden, nicht zuletzt um die 78-stündige Grundausbildung binnen sechs Wochen zu absolvieren. "Auch dabei kann variiert werden, da wir insgesamt fünf Ausbildungsbezirke haben", so Gesamtkommandant Jochen Kusterer. Der Unterricht finde abends und an Samstagen statt.

Anfang Juni beginnt die nächste Grundausbildung im für Unterreichenbach zuständigen Bezirk in Schömberg. "Sie dient dem persönlichen Schutz und dem von Betroffenen, und wir brauchen unsere Mitbürger für die Feuerwehr", sagte Lachenauer. Er machte deutlich, dass in Kapfenhardt nicht nur die Tagesverfügbarkeit von Feuerwehrleuten nicht gewährleistet sei, sondern durch berufliche Wege auch abends und an Wochenenden keine komplette Mannschaft möglich sei. "Vergesst die Frauen nicht, die Aufgaben kann jeder lernen", warf Sabine Heide ein. Selbst seit 15 Jahren als Quereinsteigerin Feuerwehrfrau, berichtete die Neubulacherin von Gegebenheiten in ihrer bayerischen Heimat, bei der ausschließlich Frauen die Einsatzbereitschaft tagsüber sicherstellten. Außerdem seien Feuerwehrleute nie alleine und erlebten eine tolle Gemeinschaft. "So etwas wie in den Jahren 1999 und 2000 darf nicht mehr passieren", erinnerte der stellvertretende Bürgermeister Walter Hauff an Hochwasser und Sturm, bei dem Kapfenhardt zwei Tage lang abgeschnitten war und Babys und Kleinkinder im Gerätehaus versorgt wurden. "Wir werden nochmals einen Termin zur Information ansetzen", kündigte Lachenauer an, nachdem sich nur ein 15-Jähriger zur Mitwirkung gemeldet hatte.