Manfred Knörle und Heinrich Weisser (von links) können nach dem Fallen der Quote so viel Milch erzeugen, wie sie wollen. Wie sich der Preis entwickelt, bleibt ungewiss. Foto: Schlenker

Landwirte blicken dem Fall der Milchquote mit Spannung entgegen. Kommt sie, können Bauern so viel Milch erzeugen, wie sie wollen.

Unterkirnach - Alle sechs Unterkirnacher Vollerwerbslandwirte sind Milcherzeuger. 30 Jahre lang gab es für sie mit der Milchquote einen Mengendeckel für ihre Milchproduktion. Dieser entfällt ab April.

Was dann mit dem Preis passiert, wird sich zeigen. Sicher ist, dass die von den Landwirten zur Erhöhung ihrer Milchquoten getätigten Investitionen schon bald nichts mehr wert sind. "Das Geld geht den Bach hinunter", zuckt Manfred Knörle mit den Schultern.

Der Milchbauer vom Hinterwasenhof hatte im ersten Milchquotenjahr 1984 das Recht, 84.000 Liter Milch zu erzeugen und an die Molkerei zu verkaufen. Heute ist er im Besitz einer dreimal so hohen Milchquote. Die Erlaubnis zur zusätzlichen Erzeugung von 159.000 Liter Kuhmilch hat er auf Milchquotenbörsen erworben. 85 000 Euro habe er dafür bezahlt, rechnete Knörle nach. Von 1,60 DM (82 Cent) auf zuletzt wenige Cent pro Kilogramm Milch sei der Preis gefallen, macht Heinrich Weisser vom Ortsverein des Badisch Landwirtschaftlichen Hauptverbands den Preisverfall deutlich. Investitionen in Milchquoten verlieren nun komplett ihren Börsenwert. Wo keine Quote ist, gibt es auch keinen Preis mehr dafür. Die Landwirte Knörle und Weisser sehen den Fall der Milchquote trotzdem mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Auch mit der Quote habe es große Preissprünge gegeben, verweisen die beiden Milchbauern auf den im Vergleich vor einem Jahr um 0,10 Euro gesunkenen Erlös. Der von der Molkerei gezahlte Literpreis liege mit gut 30 Cent derzeit nur im Bereich der Entstehungskosten.

Mit der Milchquote sei auch nicht alles rund gelaufen, merkt Knörle an und erinnert an die weit über 30 Änderungsverordnungen seit ihrer Einführung. Nach der Einführung der Milchquote habe ein Kollege aus Donaueschingen zeitweise Milch verschenkt. Kühe sind keine abstellbaren Maschinen, wollen die Milcherzeuger damit sagen. Der Verkauf der Milch sei nach dem Fall der Milchquote ab dem 1. April kein Thema, wägt Knörle das Für und Wider ab. Die Produktionsmenge könne in Zukunft nach eigenem Ermessen gesteigert werden, merkt der Besitzer von derzeit 38 Milchkühen weiter an.

Die große Unbekannte ist die Preisentwicklung. Was werden die Milchbauern in Zukunft für das Kilo Milch bekommen? Das sei reine Spekulation, sind sich die Landwirte einig. Sie sehen die regionale Vermarktung nicht als einen gangbaren Weg zu höheren Preisen. "Wir kriegen unsere Milchmenge im lokalen Markt nicht unter", so Knörle. "Die Auflagen für die Eigenvermarktung sind hoch", ergänzt Weisser. Vor dem Verkauf an Verbraucher müsse die Rohmilch schockerhitzt werden. Auch die Unterkirnacher Täler werden dank Milchbauern nicht zuwachsen, sind die Landwirte sicher. Zeiten mit stabil höheren Preisen wären aus ihrer Sicht für das Interesse an der Landwirtschaft und für die Weitergabe von Höfen an die nächste Generation hilfreich.