Literarische Vielfalt in Unterkirnach präsentieren (von links) Ulrike Schwab Christof Weiglein, Veronika Ciampa und Reiner Langenbach-Zidar. Foto: Schlenker Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung mit spannenden Geschichten und meditativen Gedichten

Von Ulrich Schlenker

Unterkirnach. Mehr als 30 Gäste waren der Einladung der Unterkirnacher Autorin Veronika Ciampa ins Gasthaus Rössle Post gefolgt. Das Ambiente hätte für die Lesung von vier Autoren aus der Region nicht besser sein können.

Festlich gedeckte Tische und leuchtende Kerzen verbreiteten ein Festtagsgefühl. Das die Lesung umrahmende Festessen machte seinem Namen Ehre. Die literarischen Happen, welche die Schriftsteller dem Publikum reichten, weckten den Wunsch nach mehr.

Gastwirt Edgar Moser-Fendel eröffnete den kulinarischen Vorleseabend mit einem Gedicht. Die Schlussverse machten dem Publikum aber klar, wo er seine Hauptaufgabe sah: "Bevor es raucht im Kopfe, renn ich zurück zu meinem Topfe."

Die Autoren boten den Zuhörern mit ihren Lesungen thematisch und sprachlich eine literarische Vielfalt.Reiner Langenbach-Zidar aus Furtwangen setzte in der Leseprobe aus seinem Wirtschaftsroman "Abfindung oder Schweigegeld" die Machenschaften einer Chefetage in den Fokus. Marketingleiter Rolf Lingen war mit seinen Vorgesetzten aneinandergeraten und hatte gedroht, sein Insiderwissen über illegale Preisabsprachen publik zu machen. Kündigung, Verlust der Existenz und Trennung von seiner Frau waren die Folge. Er sei zu diesem Buch durch sein berufliches Leben inspiriert worden. Trotzdem handle es sich um eine fiktive Geschichte, ließ der 70-jährige Autor wissen.

Die Lesung von Christof Weiglein aus seinem Psycho-Thriller "Fingermanns Rache" war dazu angetan, beim Zuhören eine Gänsehaut zu bekommen. Der Entführte Fabian Flaig legt sich unter der Macht seines Entführers die Handschellen an und quält sich in einer Foltervorrichtung fast zu Tode. Der Sack über seinem Kopf lässt ihn kaum atmen. Der Kidnapper gibt ihm vorübergehend ein wenig mehr Luft, damit er den Medien die Forderung verkünden kann: Eine Zeitung soll eine Geschichte über die Entführung veröffentlichen. Der Villinger Weiglein verriet, dass er zum Schreiben seiner Geschichten Abstand von seinem Beruf als Konstrukteur brauche. Er nehme Urlaub, um der Schriftstellerei nachzugehen.

Besinnlich wurde es, als Ulrike Schwab aus Niedereschach meditative Gedichte aus ihren Büchern "Hinter dem Horizont" und "Augenblicke" vortrug. Fotos und Geschriebenes gehören für sie als künstlerische Einheit zusammen. Ihre Gedichte nahmen immer wieder Ausgangspunkte in der Natur und führten zur nachdenklichen Sicht auf das menschliche Leben: "Nebel ziehn mir durch den Sinn, alle Klarheit ist dahin." Es sei ein Markenzeichen, dass vom Foto über den Text bis zum Vertrieb der Bücher alles Eigenarbeit sei. Sogar die Bindung mache sie selbst, gab Künstlerin Schwab preis.

Zum Schluss präsentierte Gastgeberin Veronika Ciampa Auszüge aus Ihrer Erzählung Fluch(t). Darin verarbeitet sie die Kindheitsgeschichte der Flucht ihrer Familie aus der DDR. Zunächst ist "Flüchtling" nur eine neues Wort. Schnell wird Flüchtling sein aber zu einem Zustand, der die kleine Edi über Monate mit all seinen negativen Aspekten begleiten wird und ihre Kindheit prägt. Mancher Leser wünsche sich eine Fortsetzung dieser Erzählung, wusste die Autorin von Rückmeldungen zu berichten.