Lilo Günter vor einigen ihrer unzähligen Orden von Narrenzünften Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Fastnacht: Lilo Günter - ein Urgestein der Kieschtock-Zunft / Für Umzug plant sie Überraschungswagen

"Ich bin ein Erznarr". Mit dieser Aussage trifft Lilo Günter den Nagel auf den Kopf und am liebsten wäre damit das Gespräch für sie erledigt, denn Lilo Günter ist immer in Bewegung.

Unterkirnach. Gerade hat sie mal wieder Ideen für den Umzug der Kieschtock-Zunft. Dazu hat sie in ihrem Haus den ehemaligen Verkaufsraum ihrer Tankstelle zu einem Fasnetmuseum umgestaltet. Alte Narrenzeitschriften von 1939 hängen an der Wand, dazu unzählige Bilder und noch viel mehr Orden von Fasnetzünften.

Auf die Frage, wem die vielen Orden gehören, antwortet sie: "Mir natürlich". Klar, die Frage hätte sich erübrigt. Lilo Günter wurde in Unterkirnach geboren, dass sie die 80 Jahre flott überschritten hat, dazu steht sie. Zudem ist sie ein Urgestein der Kieschtock-Zunft und gehört seit vielen Jahren der Schwarzwälder Narrenvereinigung an, von der sie 2009 zum Erznarr ernannt wurde.

Ihre Fitness – Lilo Günter war noch nie krank – habe sie von ihrem Vater geerbt, die Liebe zur Fasnet von ihrer Mutter, erklärt sie. Seit 50 Jahren – also von Beginn an – ist sie Mitglied der Kieschtock-Zunft, doch schon vor der Gründung war sie an der Fasnet mit einer Gruppe von sechs Frauen unterwegs. "Wir hatten jedes Jahr ein anderes Thema, gingen in die Wirtschaften und zu Bällen", erinnert sie sich. Als Mitglied der Zunft marschierte sie einige Jahre als Tambour-Majorette mit zwei Freundinnen, Edeltraut und Marlies, bei dem Umzug vorneweg, bei den Zunftbällen im Stadthof stand sie natürlich auf der Bühne, berichtete vom Dorftratsch und war auch für zahlreiche Sketche gut.

1979 wurde sie Beerewieble der Zunft, von 1980 bis 1994 war sie deren Gruppenführerin, da ging es schon los mit dem Organisieren für sie. Unvergessen sind die Sketche, mit denen sie bei den späteren Zunftbällen in der Schlossberghalle, zusammen mit ihrem Sohn Thomas, bei den Zuschauern Lachsalven erntete. "Die Ideen zu den Sketchen haben wir zusammen ausgeheckt, wir haben bestens harmoniert", blickt sie zurück. Früher habe es sehr viele gute Büttenreden gegeben, die heute leider nirgends mehr so gut ankommen würden, bedauert sie: "Die Zuschauer haben sich verändert. Sie wollen Tänze und nochmal Tänze sehen", so Lilo Günter. Mit den Beerewieble habe sie auch an jedem Zunftball Tänze aufgeführt, fällt ihr noch ein.

Von 1988 bis 2003 wurde bei ihr das Narrenblättle kreiert. Alfons Günter, der früher das Narrenblättle machte, habe zu ihr gesagt: "Du an der Tankstelle hörst doch soviel, mach Du das Blättle", erinnert sie sich. Zusammen mit Roland Dufner habe sie dann alle kleinen Missgeschicke aus dem Ort gesammelt und geschrieben, im Stadthof wurden die Blätter zusammengetragen und das Blättle gedruckt. Man habe ja niemand verletzen wollen, aber es sei schon mal vorgekommen, dass ein Bürger, der sich im Narrenblättle wiederfand, vergrätzt gewesen sei, das gebe es halt, meint sie.

Lilo war vier Jahre stellvertretende Vorsitzende der Zunft, fünf Jahre Protokollführerin und zehn Jahre Ansagerin bei den Zunftbällen. Von 1998 bis heute ist sie Umzugssprecherin in Unterkirnach, und da kommt keiner an ihr vorbei, den sie nicht kennt und sofort interviewt.

Obwohl Lilo Günter 50 Jahre ihre Tankstelle betrieb, war sie auch noch aktiv in der Schwarzwälder Narrenvereinigung. Von 1987 bis 2009 war sie im Brauchtumsausschuss. Sie wurde mit dem goldenen Verbandsorden und dem Basler Hoforden ausgezeichnet und 2009 zum Erznarr ernannt.

Seit 1998 ist sie Ehrenmitglied der Kieschtock-Zunft, auch war sie neun Jahre Umzugssprecherin der Schwarzwälder Narrenvereinigung. Von 1998 bis 2013 stand sie am Schmotzige in der Küche der Schule und brutzelte unzählige Spiegeleier, und auch heute noch kommen Gastzünfte am Montag vor dem Umzug in Unterkirnach in ihr Haus, wo es immer etwas zu essen und trinken gibt. Auf die Frage, ob sie auch zu den Zunftbällen anderer Zünfte der Narrenvereinigung ging, lacht sie: "Mindestens 36 pro Fasnet". Nee, müde sei sie nie gewesen.

Natürlich hatte sie auch wieder eine Idee für den großen Umzug der Narrenvereinigung in Unterkirnach: "Ich habe gesagt, wir von der Zunft machen auch etwas", erklärt sie und stürzte sich in die Planung eines Überraschungswagens. Überraschung sei Überraschung, mehr erzähle sie nicht, winkt sie ab.

Da sie ihre Tankstelle inzwischen verpachtet hat und der ehemalige Verkaufsraum in ihrem Haus leer steht, holte Lilo kistenweise ihre Orden, Bilder, Plakate und andere Erinnerungen aus dem Keller und gestaltete ein Narrenmuseum in dem Raum – erst mal für die Zeit der Fasnet, betont sie. Auf ihre Fitness angesprochen, antwortet sie: "Ich laufe jeden Tag bei jedem Wetter mindestens zehn Kilometer und bin im vergangenen Jahr wieder 2500 Kilometer mit dem Rad gefahren". Kein E-Bike, das lehne sie ab, betont sie.