Sonderunterricht: Schulklasse macht Ausflug in den Wald und lernt die Jagd kennen

Sonderunterricht – das klingt irgendwie nicht wirklich gut. Und dennoch hatten die Schüler der dritten Klasse der Roggenbachschule ganz offensichtlich richtig Spaß dran – auch wenn Jagdaufseher Ingo Böhnhardt ihnen ganz klare Grenzen setzte.

Von Hans-Jürgen Kommert

Unterkirnach. Im Hotel Hapimag im kleinen Schulungsraum saßen die Kinder zunächst ganz entspannt und erfuhren etwas über die theoretische Seite der Jagd. Ganz erstaunt zeigte sich Böhnhardt dabei über den Wissensstand der Kinder. "Das sind Kinder vom Land, die wissen mehr von solche Dingen als Stadtkinder", wusste Lehrerin Raphaela Busch.

Sie hatte ihre Mutter Ursula mitgebracht, da es mit so vielen Kindern nicht möglich ist, allein loszumarschieren. Zunächst zeigte der Jagdaufseher, was er alles mitnimmt, wenn er auf die Pirsch geht. Neben dem Gewehr sei ein wärmendes Sitzkissen ganz wichtig, dazu ein Fernglas und Verbandszeug. Denn es sei durchaus möglich, dass man sich selbst verletzt auf der Jagd, sei es beim Ausnehmen des Wildes oder auch nur beim Erklettern des Jagdsitzes.

Eine Pfeife, mit der der Hund dirigiert wird, eine große, starke Taschenlampe und ein scharfes Messer gehören ebenso zur ständigen Ausrüstung, dazu ein Rucksack. Natürlich auch wetterfeste Kleidung und zumeist ein Hut.

Der Jagdaufseher ist bestens ausgerüstet

Doch wozu all diese Dinge? Die meisten Ausrüstungsgegenstände erklären sich beinahe von selbst. Doch eine Taschenlampe? Die würde das Wild doch eher verscheuchen. "Wenn ich ein Stück Wild geschossen habe, muss ich mir merken, an welcher Stelle ich es getroffen habe, dort markiere ich es mit einem Bruch (einem abgebrochenen Ast), nachdem ich mit der Taschenlampe die Schweißspur (Blutspur) gefunden habe. Dann hole ich den Hund, der die Beute sucht", klärte der Jäger die Kinder auf.

Die Wahl der Tiere wird nach Regeln getroffen

Natürlich schieße er nicht wahllos jedes Tier, daher brauche er das Fernglas, um das Tier "anzusprechen". Dabei stelle er fest, was für ein Tier da steht, also ein Reh oder ein Wildschwein. Er stelle aber auch fest, ob es ein gesundes Tier ist, ob es männlich oder weiblich ist und wie alt es etwa sein könnte.

Die guten Gene sollten weiter gegeben werden, daher werden Böcke mit Geweih-Abnormitäten geschossen, aber auch schwächere Tiere werden selektiert. Sichtbar kranke Tiere werden dabei nicht verwertet, erklärte der Jäger.

Kaninchen (die es im Schwarzwald nicht gibt) und Hasen, Enten, Reiher, Gänse, Marder und Füchse, Rehe und Wildschweine zeigte der Fachmann den Kindern auf Schautafeln, dazu gab es Erklärungen, was alles auf dem Speiseplan – oder wer bei wem auf der Karte steht.

Dabei sprach er aber auch die Intensivierung der Landwirtschaft an. Während die mit Maisfeldern dafür sorge, dass Wildschweine sich uferlos vermehrten, sei durch die Intensivierung der Lebensraum der Bodenbrüter fast verschwunden – und damit diese ebenso.

Nach der Theorie ging es hinaus in den Wald, wo die Wahrscheinlichkeit für die Kinder, tatsächlich auf Wild zu treffen, nahe null ging.