Wildtierschützer Ingo Böhnhardt (rechts) bietet in der Ferienzeit zweimal pro Monat Entdeckungstouren in den Wald an. Foto: Schlenker Foto: Schwarzwälder-Bote

Waidmann macht Entdeckungstouren zum Naturerlebnis / Im Sommer doppeltes Programm

Von Ulrich Schlenker

Unterkirnach. Wer Wildtierschützer Ingo Böhnhardt auf einer seiner Entdeckungstouren in den Wald begleitet, verlässt zuweilen ausgetretene Pfade. Im Dialog mit ihm kommen wissensdurstige Naturliebhaber manchen Naturgeheimnissen auf die Schliche.

Der Leiter des Hegerings Villingen kennt das Waldgebiet hinter dem Hapimag wie seine eigene Westentasche. Er nimmt dort im Auftrag der Gemeinde Jagdpachtaufgaben wahr. "Jagen ist für mich kein Hobby, sondern eine Aufgabe", macht Böhnhardt mit Hinweis auf die Vorgaben durch das Gemeinwesen klar. "Rehwild verursacht vor allem an jungen Tannen Verbissschäden", erläutert er und zeigt am Beispiel eines verwachsenen Baums mit einem geteilten Stamm die Folgen eines abgebissenen Terminaltriebs.

Eine am Wegrand stehende junge Eiche nimmt das Vorstandsmitglied des ehemaligen Jagdverbands zum Anlass für einen Ausflug in die Vogelwelt: "Eichen sind für unsere Höhenlage untypisch. Vermutlich hat ein Eichelhäher hier einmal seinen Wintervorrat angelegt und die von ihm vergrabene Eichel nicht gefressen." Beim Vorübergehen an einer Buche bringt Böhnhardt Wissen aus einem kürzlich absolvierten Kräuterkurs ein. Junge Buchen- und Birkenblätter könnten als Salat gegessen werden, habe er dort gelernt.

Auch die sieben Teilnehmer der ersten Entdeckungstour im Ferienmonat Juli machten den gut 90-minütigen Ausflug in den Wald durch ihre Fragen und Anregungen kurzweilig. Unter ihnen waren neben fünf Urlaubern auch Helmut Bublies und Gerdi Komann aus dem benachbarten Peterzell. Die an Tieren und Pflanzen im Wald Interessierten waren durch einen Ferienland-Prospekt auf das Unterkirnacher Angebot aufmerksam geworden. Die Schwarzwälderin erfuhr, dass die langen spitzen Zähne an der Halskette des Tourenführers von seinem vor Jahren durch Rattengift umgekommenen Jagdhund stammen.

Als im Dickicht bei einem Fuchsbau die Bremsenstiche zu lästig wurden, hatte Hanna Gewert aus der Lüneburger Heide einen Tipp zur Linderung parat. "Blätter vom Spitzwegerich gut zerdrücken, damit aus ihnen Saft herauskommt. Das Einreiben der Stichstelle mit den Blättern hilft gegen den Schmerz", empfahl die Urlauberin. Dass aus Brennnesselblättern Chips gemacht werden können, war ebenfalls eine Erkenntnis der Waldbegehung.

In der Hauptferienzeit von Juli bis September finden die Entdeckungstouren mit Wildtierschützer Böhnhardt zweimal pro Monat statt. Der nächste Termin ist am kommenden Mittwoch um 14 Uhr. Wenn zum Treffpunkt im Fohrenhof auch Kinder kommen, kann Böhnhardt auf Erkenntnisse einer weiteren Fortbildung zurückgreifen: Er lasse sich in diesen Tagen auf der Landesjagdschule Dornsberg zum Naturpädagogen ausbilden, verriet er. Anmeldungen zu den Erkundungstouren in den Wald nimmt die Tourist-Information entgegen.