So lebensfroh blickt Kerstin Schäfer derzeit nicht immer in die Welt hinaus – die Doppelstädterin ist an akuter Leukämie erkrankt und benötigt dringend einen Stammzellenspender. Foto: Schäfer privat

„Heute gesund, morgen krank“ – so bringt Kerstin Schäfer aus VS die akute Leukämie auf den Punkt, an der sie erkrankt ist. Für sie hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen – Stammzellenspender dringend gesucht.

Es war vor etwa einem Jahr, als die Diagnose das Leben von Kerstin Schäfer, geborene Lischker, von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt hat.

Ihre Krankheitsgeschichte ist noch jung und doch ist die Doppelstädterin jetzt an einem Punkt, an dem sie dringend tatkräftiger Unterstützung bedarf: Sie benötigt einen Stammzellenspender, am Sonntag, 23. Juli, wird von 10 bis 15 Uhr im Vereinsheim des SV Obereschach in Zusammenarbeit mit der Stammzelldatei des Universitätsklinikums in Freiburg eine Typisierungsaktion gestartet.

Menschen zwischen 17 und 55 Jahren können sich hier typisieren lassen – und vielleicht ist Kerstin Schäfers Lebensretter dabei. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt sie ihre Geschichte – und wie dieses jüngste, unleidige Kapitel begann, das nun eines Happy Ends bedarf.

„Viel zu viele“ Leukozyten

Kerstin Schäfer war eigentlich immer ein aktiver Mensch – die 60-Jährige ist gerne in der Natur unterwegs, reitet, läuft viel oder fährt Fahrrad. Eine Fahrradtour wie jene an diesem Maitag steckte die energiegeladene Frau normalerweise mit Links weg. Doch mit einem Mal war alles anders: Sie musste die Tour abbrechen, bekam am Tag darauf hohes Fieber und nach dem Besuch bei ihrer Hausärztin plötzlich einen Anruf: „60 000 Leukozyten, ich hatte viel zu viele.“

Und in der Tat, sie erinnert sich: Seit über zwei Wochen habe sie sich seltsam kraftlos gefühlt. „Aber ich habe überhaupt nicht an Leukämie gedacht, ich dachte an eine Anämie“, Blutarmut. Mitten in der Coronazeit ging es für Kerstin Schäfer ins Schwarzwald-Baar-Klinikum. Dort erhärtete sich stattdessen ein anderer Verdacht: Leukämie. Auf einmal ging alles ganz schnell – weitere Tests brachten die grausame Klarheit, Kerstin Schäfer war an akuter Leukämie erkrankt, Blutkrebs. „Ich stand total neben mir, war komplett überfordert. Erstmal habe ich das gar nicht kapiert.“

Die erste Chemo war brutal

Nach Hause ging es für die 60-Jährige erst einmal nicht wieder – ihre „Aufklärungsunterlagen“ habe sie quasi „blind unterschrieben, ich hatte ja eh keine andere Wahl“. Kerstin Schäfer musste direkt im Krankenhaus bleiben, zur Chemotherapie. „Die erste war brutal“, erinnert sie sich. Ja, sie habe die Behandlung zwar recht gut überstanden, „aber das ist, als wäre da ein Vampir und saugt die ganze Energie aus Dir raus“. Viereinhalb Wochen Klinikaufenthalt standen erst einmal an, „das war eine schlimme Zeit“, sagt sie, so gut aufgehoben sie sich im doppelstädtischen Krankenhaus auch gefühlt habe.

Doch die Strapazen schienen sich zu lohnen: Nach mehreren Zyklen Chemotherapie wurde Kerstin Schäfer am 4. Dezember „als geheilt“ entlassen. Kurz vor Weihnachten folgte eine Knochenmarkspunktion – „negativ, alles weg, alles wunderbar“. Der Krebs hatte sich vom Acker gemacht. Jetzt war wirklich Weihnachten.

Plötzlich der Rückfall

Drei Monate später, im März diesen Jahres, stand für Kerstin Schäfer die erste Kontrolle an. Ergebnis: „ein unklarer Befund“. Die nächste Kontrolle wurde vorgezogen, „dieser 15. Juni war ein scheiß Tag“, erinnert sich Kerstin Schäfer im Gespräch. „Schlechte Nachrichten, der unklare Befund hat sich erhärtet, der molekulare Marker steigt an – damit ist der Rückfall vorprogrammiert.“

„Als einzige Therapieoption bleibt jetzt nur noch eine Stammzellenspende“, schreiben die Mitarbeiter der Uniklinik Freiburg, die Kerstin Schäfer unter ihre Fittiche genommen haben. „Läuft das schief, dann gibt es nur noch die lebensverlängernde Chemo“, erzählt Kerstin Schäfer und lächelt dann tapfer: „Aber es läuft nicht schief, das klappt!“

Ganz gefasst hat sie während der letzten halben Stunde in der Redaktion ihre Geschichte erzählt. Fast nüchtern. Unglaublich tapfer und ruhig. „Ich hab’ schon genug geheult“, erklärt sie, darauf angesprochen. Ob sie Angst hat? „Vor dem Tod? Nein, vor dem Sterben habe ich keine Angst“, sagt sie in die Stille hinein und dann fügt sie hinzu: „Ich habe Angst vor dem Leidensweg bis dahin. Wenn ich sterbe, denke ich, das ist wie einschlafen – man wacht halt einfach nicht mehr auf.“

Die Typisierung

Mithelfen
Wie in 70 bis 80 Prozent der Fälle ist Kerstin Schäfer auf einen Stammzellspender außerhalb der Familie angewiesen. Diesen zu finden, ist allerdings nicht einfach. Die Gewebemerkmale von Stammzellspendern und Patientin müssen dafür übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit seinen genetischen Zwilling zu finden, liegt bei 1:1000 bis zu 1:mehreren Millionen. Deshalb ist es wichtig, dass sich so viele Menschen wie möglich typisieren lassen.

Die Aktion
Im Vereinsheim des SV Obereschach, Gehrenstraße 10, 78052 VS-Obereschach, steigt am Sonntag, 23. Juli, von 10 bis 15 Uhr, eine große Typisierungsaktion für Kerstin Schäfer. Sie organisiert diese gemeinsam mit Freunden und Familie sowie der Freiburger Stammzelldatei des Universitätsklinikums Freiburg.

Ablauf
Die Typisierung ist ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Ein Abstrich der Wangeninnenseite und eine unterschriebene Einverständniserklärung genügen, um Lebensretter zu werden. Typisieren lassen können sich gesunde Personen im Alter von 17 bis 55 Jahren. Wer schon bei einer anderen Spenderdatei registriert ist, muss ich nicht erneut typisieren lassen.

Spenden
Neben der Typisierung kann man auch mit Geldspenden helfen – die Kosten der Typisierung in Höhe von 50 Euro müssen von der Freiburger Stammzelldatei getragen und aus Spendengeldern finanziert werden. Spendenkonto: Uniklinik Freiburg, Bank: Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, IBAN: DE04 6805 0101 0015 0001 50, BIC: FRSPDE66, Verwendungszweck: Stammzelldatei Hilf Kerstin 341 172 450 3