Für die Koordination und die Anleitung der Trainer zuständig: Isabell Sawade. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Rhythmische Sportgymnastik: Isabell Sawade freut sich auf ihre neuen Herausforderungen als Teamchefin

Sie tritt mit keinem geringeren Ziel als dem der Olympiaqualifikation an. Isabell Sawade ist die neue Teamchefin für die Rhythmische Sportgymnastik auf Bundesebene (wir berichteten).

Die 38-jährige Bochingerin ist der Rhythmischen Sportgymnastik von Kindesbeinen an verbunden. Als Bundestrainerin macht sie jetzt ihr Hobby zum Beruf.

Beim Bochinger Turnverein legt sie ihre ersten sportgymnastischen Gehversuche hin. Doch schnell merkt sie, dass ihr der Part der Übungsleiterin mehr liegt. Sie hört mit dem Turnen auf und hilft stattdessen beim Training der Mädels mit. Da ist sie gerade mal 13 oder 14 Jahre alt. Unter Sawades Schützlingen ist seinerzeit auch Sandy Liebehenschel aus Epfendorf. Dieses Mädchen wird zur Hochleistungssportlerin der Rhythmischen Sportgymnastik, ist fünffache deutsche Meisterin und war auch international sehr erfolgreich.

Als die damals noch junge Liebehenschel zum Training ins Nationalmannschaftszentrum des Deutschen Turnerbundes nach Fellbach-Schmiden fährt, ist Isabell Sawade oft dabei, sieht zu und unterstützt auch bei den Übungen. "Das hat mich fasziniert. Ich wollte schon damals gerne Trainerin werden", berichtet Isabell Sawade im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch zunächst hat das Leben etwas anderes mit ihr vor.

Mit 18 Jahren zieht sie nach Fellbach und absolviert beim Deutschen Turnerbund eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Denn ein Studium speziell für Trainer gab es seinerzeit noch nicht. Das hat sich inzwischen geändert. An der Trainerakademie in Köln wurde solch eine Möglichkeit geschaffen. Parallel zur ihrer Aufgabe als Teamchefin wird Sawade deshalb dort im Oktober ein dreijähriges Studium beginnen, das sie als Diplomtrainerin abschließen will.

Nach Abschluss ihrer Ausbildung zog sie zurück nach Bochingen und arbeitete die vergangenen 15 Jahre bei der Firma Aesculap in Tuttlingen.

Mittlerweile ist sie Mutter von zwei Mädchen im Alter von fünf und sieben Jahren. Ihr Mann ist derzeit beruflich für einige Monate im Ausland. Da kommt also eine Menge Organisationsarbeit auf die 38-Jährige zu. Doch mit Unterstützung der Familie sei das zu stemmen, gibt sie sich zuversichtlich. "Wir planen halt Woche für Woche."

Den Kontakt zur Rhythmischen Sportgymnastik hat Sawade nie verloren. Denn als lizenzierte Kampfrichterin war sie weltweit unterwegs. Das internationale "Brevet I" ist die höchste Lizenz, die ein Kampfrichter in der internationalen Turnunion erreichen kann. Davon gibt es auf der Welt nicht viele – Sawade ist einer davon. Zwei Olympische Jugendspiele, vier Weltmeister- und diverse Europameisterschaften hat sie bereits begleitet. Und seit vergangenem Oktober ist sie zudem Mitglied im technischen Komitee des Internationalen Turnerbundes. Mit ihrer Verpflichtung als deutsche Teamchefin hat sich der Turnerbund also eine ausgewiesene Expertin mit ins Boot geholt.

Sawade löst nun Katja Kleinveldt ab. Vor wenigen Wochen fanden die Weltmeisterschaften der Rhythmischen Gymnastik im italienischen Pesaro statt. Dabei waren die Deutschen wenig erfolgreich. "Da ist noch Luft nach oben", meint die neue Teamchefin und gibt ganz klar ein Ziel aus: die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Solange läuft auch ihr Vertrag – zunächst einmal.

Einige arbeitsreiche Tage hat Isabell Sawade seit ihrem Dienstantritt schon hinter sich gebracht. Nach der WM und zum Schuljahresbeginn galt es die neuen Trainingspläne zu erstellen. "Das ist immer ein bisschen tricky", sagt sie schmunzelnd. Als Teamchefin wird sie die Sportgymnastinnen nicht selbst trainieren, sondern ist für die Koordination und die Anleitung der Trainer zuständig.

"Jetzt, wo ich es gar nicht mehr gesucht habe, hat es mich gefunden", erklärt die Bochingerin. Ihre sichere Arbeitsstelle aufzugeben, um einen befristeten Vertrag, wie bei Trainern üblich, zu unterschreiben – diesen Schritt hat sie sich nicht leichtgemacht. Doch jetzt freut sie sich auf die Herausforderungen, die auf sie zukommen. Die Materie kennt sie zur Genüge. Nun gilt es, ihr ganzes Wissen und ihre Erfahrung in die Waagschale zu werfen, sodass die deutschen Sportgymnastinnen in Tokio bei der Olympiade in vier Jahren um Medaillen kämpfen können.