Wallfahrtsorganisator Konrad Flöß aus Villingen trägt die Jubiläumsfahne anlässlich "300 Jahre Villinger Votivbild" nicht nur während der Prozession (vorne links) vom Burgarten zur Wallfahrtskirche. Auch auf der Wanderstrecke von Villingen nach Triberg schultert er die Spezialanfertigung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Zahlreiche Gläubige aus Villingen und der Region feiern gemeinsam festliches Wallfahrtsamt

Von Lukas Nagel

Triberg/Villingen. Touristen und Einheimische waren wohl verwundert, als am Samstagnachmittag die Polizei auf Tribergs Hauptstraße auftauchte und den Verkehr stoppte. Als noch die Kirchenglocken läuteten und Marschmusik erklang, waren einige sichtlich überrascht, als sie eine große Prozession erblickten.

Vom Weg, der zur Stadtkirche führt, tauchten auf dem Marktplatz Ministranten mit Kreuz, Fahnen und Weihrauch auf, gefolgt von der Stadt- und Kurkapelle in historischer Uniform unter der Leitung ihres Dirigenten Hansjörg Hilser. Auch Trachtenträger aus Villingen und Triberg ließen es sich nicht nehmen, den steilen Weg über den Boulevard und die Clemens-Maria-Hofbauerstraße hin zur Wallfahrtskirche mitzugehen.

Der Grund, warum sich so viele Gläubige auf den Prozessionsweg vom Burggarten zur Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne" machten, war auf einer gelb-weißen Vatikanfahne zu lesen: "Fußwallfahrt Villingen-Triberg" hatten das Organisationsteam um den Villinger Konrad Flöß darauf drucken lassen. Flöß selbst trug die Jubiläumsfahne von Villingen aus nach Triberg.

Zahlreiche Fußpilger waren morgens in Villingen aufgebrochen, um in die Wasserfallstadt zu wandern, wo sie in der barocken Wallfahrtskirche das 300-jährige Jubiläum des Villinger Votivbildes (wir berichteten) feierten. Als die Gläubigen an dem Marienheiligtum eintrafen, das mit Fahnen geschmückt war, zogen Triberger und Villinger unter festlichem Orgelspiel in die Kirche ein, wo sie von Stadtpfarrer Andreas Treuer begrüßt wurden. Dann bat er Dekan Josef Fischer, der der feierlichen Liturgie vorstand, den Gottesdienst zu eröffnen.

In seiner Predigt lobte Fischer das Engagement der Organisatoren. "Es ist wunderbar, dass sich manche an dieses Jubiläum erinnert haben und vor allem drei Männer- Konrad Flöß, Lambert Hermle und Klaus Nagel die Initiative ergriffen haben", so Fischer. Er rief die Christen auf, nicht der Nostalgie der "guten alten Zeit, als die Welt noch in Ordnung war" zu verfallen. Denn das Votivbild sei schließlich aufgrund eines Krieges entstanden. Trotzdem solle man zurückschauen, damit man mit der heutigen Situation aufmerksamer umgehen könne und nicht die eigenen Wurzeln verliere. Eine Gesellschaft ohne Wurzeln sei anfällig für Fundamentalismus, radikale Ideologien.

Gerade in den aktuellen Zeiten, die geprägt von der Flüchtlingskrise seien, müsse unsere Gesellschaft zusammenstehen. "Jeder ist aufgefordert anzupacken und sich einzubringen", mahnte Fischer. "Wir lernen, dass es nicht sinnvoll ist, der Angst zu folgen". Wenn eine Gemeinschaft meine, sie sei die beste, ende das in Gottlosigkeit und im Untergang. "Wenn wir in der Stunde der Herausforderung Jesus nicht verraten, sondern ihm und seinem Gebot des Friedens und der Nächstenliebe treu bleiben, dann werden wir vielleicht verlieren, aber scheitern werden wir nie", so der Dekan. Nach dem Gottesdienst konnten sich die Pilger und Gläubigen bei einem Empfang vor der Kirche unterhalten.