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Wildschweine richten hohe Schäden an / Hegering Triberg diskutiert intensiv über Lösungen

Früher hat sich nur selten ein Wildschwein in die höheren Lagen des Schwarzwalds verirrt, aber in den vergangenen Jahren sind die schlauen Wildtiere auch hier für die Landwirtschaft längst zur Plage geworden. Das war Thema beim Hegering Triberg.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Umgebrochene Wiesen, zerwühlte Kartoffeläcker und Fraßschäden in Mais- oder Getreidefeldern – landesweit sind die Schäden so hoch wie noch nie, bestätigt Kreisjägermeister Knut Wälde, der fast täglich als Wildschadensschätzer im Ländle unterwegs ist. Ein einzelner Schaden kann sich ohne weiteres auf eine Höhe über 1000 Euro belaufen, den dann der Jagdpächter zumeist voll bezahlen muss.

Das erhitzt die Gemüter von Landwirten und Jägerschaft. Mit Schuldzuweisungen ist jede Seite schnell zur Hand, aber die Ursachen sind vielschichtig und das Problem ist, wenn überhaupt, nur schwer zu lösen. Die Jäger sollten eben effizienter jagen, hört man von den Landwirten. Aber wer schon nächtelang erfolglos angesessen ist oder Treibjagden organisiert hat, weiß, wie schwierig das ist. Wildschweine lassen sich nicht wie andere Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpfen. Das wäre auch gar nicht mit tierschutzgerechter Jagd vereinbar.

Enorme Vermehrung in milden Wintern

Das Wildschwein ist wie der Fuchs ein Kulturfolger, hat enorme Vermehrungsraten und ist im Zuge der Klimaerwärmung auch in die höheren Lagen der Mittelgebirge vorgedrungen. Hauptnahrung sind Eicheln, Bucheckern, Wurzelknollen, Würmer, Insektenlarven und alles andere, was sich an Fressbarem finden lässt. Die Winter sind milder und zugleich sind die Mastjahre von Buchen- und Eichensamen häufiger geworden. Dazu sorgt der gestiegene Maisanbau im Sommer für einen gut gedeckten Tisch.

Um ihren Eiweißbedarf zu decken, gehen die im Wald nützlichen Wildschweine zunehmend in Wiesen auf Nahrungssuche und pflügen dazu die Grasnarbe um.

Die Rahmenbedingungen sind deshalb für diese ausgesprochen nachtaktive Wildart ideal. Der Schwarzwildbestand lässt sich hingegen nur durch gutes jagdliches Handwerk regulieren. Dazu müssen alle Register gezogen werden. Einzelansitze bei Tag und Nacht, an Orten, wo die Tiere mit sehr kleinen Futtermengen angelockt werden. Und Treibjagden, bei welchen die Wildschweine mit Treibern und mutigen Hunden aus ihren Einständen vor die Büchsen der flächig verteilten Jäger getrieben werden.

Doch beide Methoden haben ihre Tücken. Heutzutage halten sich von frühmorgens bis spät in die Nacht Menschen zur Erholung und Ausübung von Hobbys im Wald auf. Beim Jagdbetrieb führt dies oft zu Störungen, die Sicherheit der Waldbesucher muss an erster Stelle stehen.

Für "Nachtansitze" bei der Jagd sind ausreichend Mondlicht oder eine Schneedecke unerlässlich, denn Nachtsichtgeräte oder künstliche Lichtquellen sind gesetzlich verboten. Das schränkt die Möglichkeiten schon deutlich ein. Treibjagden hingegen erfordern eine "generalstabsmäßige" Vorbereitung, um den Erfolg und die Sicherheit aller gewährleisten zu können. Auch in hierzu gesperrten Waldflächen tauchen unvermittelt Besucher auf und die vielen Straßen bedeuten dabei für Wild, Hunde und Autofahrer ein hohes Unfallrisiko. Ein Beleg dafür, dass die Jägerschaft das Thema sehr ernst nimmt, ist die stark steigende Nutzung von Schießständen und Schießkinos, bei welcher der Schuss auf flüchtiges Wild trainiert und in Form eines jährlichen Schießnachweises absolviert werden muss. Die Diskussion beim Hegering Triberg zeigte, dass Jäger und Landwirte am besten gemeinsam Strategien entwickeln müssen. Gute gegenseitige Information sei die erste wesentliche Voraussetzung. Schon bei der Anlage landwirtschaftlicher Kulturen müssten jagdliche Belange mitbedacht werden. Zum Beispiel: Wo können Schussschneisen vorgesehen werden, wo lassen sich Jagdeinrichtungen gut platzieren und wo entstehen Probleme wenn zum Beispiel Maisäcker direkt in Waldnähe angelegt werden?

Einen frühzeitigen Schutz mit E-Zäunen könnten Landwirt und Jäger gemeinsam errichten. Und für die Jagd wäre es hilfreich, wenn Landwirte an Bejagungsschwerpunkten nicht bis zur Abend-Dämmerung aktiv seien. Die Jägerschaft müsse andererseits darüber nachdenken, bei der Schwarzwildbejagung zusammen zu arbeiten. Problemlagen und Wildbeobachtungen sollten untereinander mitgeteilt und Revier übergreifende Treibjagden veranstaltet werden. Der Hegering Triberg möchte hier einen Anlauf unternehmen und regt an, auch professionelle Hundemeuten zu engagieren. Daneben wird vom Kreisjagdamt an die Jäger appelliert, beim Anlocken der Wildschweine nicht zu viel Futtermenge auszubringen, weil dadurch die Vermehrung noch zusätzlich angekurbelt werden könnte. Inzwischen fordern auch etliche Jäger, Nachtsichtgeräte oder künstliche Lichtquellen für die Schwarzwildjagd zuzulassen. Bei aller Anstrengung wird es schwierig bleiben, die Wildschweinproblematik in den Griff zu bekommen. Außerdem steht ein neues Thema vor der Türe. Die "afrikanische Schweinepest" als eine für Haus- und Wildschweine verheerende Virusseuche ist aus Osteuropa auf dem Vormarsch. "Wir jagen und erzeugen lieber wertvolles Wildfleisch, als die Tiere im Wald an einer Seuche verenden zu lassen", bringt es Hegeringleiter Hans Reiner schließlich auf den Punkt.