Friedrich Peter Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Friedrich Peter referiert über Zeichner Tomi Ungerer / Elsass im Fokus

Triberg. Claudia Homburg vom Schwarzwaldmuseum konnte am Kulturmontag erneut viele Besucher im Raum der Drehorgeln begrüßen. Eingeladen war als Referent Friedrich Peter aus Kehl, der bestens mit der elsässischen Mentalität vertraut ist. Er stellte das satirische Schaffen des Elsässers Tomi Ungerer dar.

Peter klärte die Besucher gleich darüber auf, wie er zu seinen Aufnahmen von Ungerers Werken gekommen ist. Und zwar feierte die Stadt Renchen im Ortenaukreis das 900-jährige Bestehen. Aus diesem Anlass und in Verbindung mit den baden-württembergischen Literaturtagen fand von Oktober 2015 bis Januar 2016 die Ausstellung "Zwischen Marianne und Germania" von Tommi Ungerer statt. Diese Aufnahmen sind für die Dauer der nächsten fünf Jahre nicht mehr in einer Ausstellung zu sehen, denn sie unterliegen einer Sperrfrist. Peter ist stolz, dass er diese in seinem Computer speichern durfte. Er meinte: "Sie dürfen am Schluss dafür kräftig applaudieren."

Zu Tomi Ungerer wusste Peter Lebensdaten, aber viel wichtiger erschien ihm die Tatsache, dass dieser schon immer das Elsass sowohl aus deutscher als auch aus französischer Sicht betrachtete. Ungerer sagt selbst von sich, dass er durch seinen Namen der ideale Europäer sei. Sein Vorname Jean ist französisch, der zweite Vorname Thomas deutsch und der Nachname Ungerer ist elsässisch.

"Was ich zeichne, soll die Menschen zum Nachdenken anregen"

Auf vielen der gezeigten Grafiken wird dem Betrachter selbst der Spiegel vorgehalten. Seine Botschaften sind oft gesellschaftspolitisch zu sehen. Nach Peters Aussage gehört Ungerer durch seine Werke zu den 500 Leadern auf der Welt, die Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen.

Der am 28. November 1931 Geborene ist Grafiker, Zeichner, Gourmet, Workaholic, Besitzer vieler Auszeichnungen und ist, nicht nur in Straßburg, eine Persönlichkeit. Er soll einmal über sich gesagt haben: "Ich zeichne, was ich aufschreibe, und ich schreibe auf, was ich zeichne, um einen Gedanken klar, kurz und bündig auszudrücken."

Peter zeigte ein Bild mit der Mutter Elsass, die sowohl ein deutsches als auch ein französisches Kind nährt. Auf einem anderen Bild ist ein Plakat zum ersten gemeinsamen Rheinfest im Jahr 1987 zu sehen, von dem Alice Schwarzer nicht begeistert war. Da trägt die französische Nationalfigur "Marianne" einen Büstenhalter. Ihre Schwanzflossen zieren die deutsche und die französische Flagge. Peter war Zeitzeuge dieses Festes und erinnert sich freudig daran, wie die französischen Flusspioniere mit ihren Booten die Menschen an das jeweils andere Ufer transportierten. Ungerer überwindet Gegensätzlichkeiten und macht aus "Marianne" und "Germania" beinahe ein Liebespaar.

"Was ich zeichne, soll die Menschen zum Nachdenken anregen", lautet Ungerers Credo. Die Elsässer sind Brückenbauer und Glieder in der Kette zwischen den beiden Ländern. Auf der anderen Seite zeigte Ungerer auf einer Grafik auf, dass das Elsass wie "ein Klo ist, das immer besetzt war".

Peter verstand es durch seine Bilder und Informationen, die Besucher zu fesseln. Entsprechend groß war die angebotene Fragerunde. Besonders bedrückend war hier das Thema der sogenannten "Malgré-nous" (gegen unseren Willen). Hier handelt es sich um die zwangsweise zum Kriegsdienst eingezogenen Elsässer, die weder vom deutschen noch vom französischen Staat entschädigt wurden. Zum Schluss erwähnte Peter, dass es Ungerer gesundheitlich nicht gut gehe.