Thomas Scheytt setzt einmal mehr am Piano musikalische Maßstäbe

Von Hans-Jürgen Kommert

Triberg. Er ist ein mittlerweile bekanntes Gesicht in der Asklepios-Klinik in Triberg. Mehrmals jährlich schafft es Elke Merz inzwischen, den eigentlich mit Auftritts-Terminen gut ausgestatteten Boogie-Pianisten Thomas Scheytt zu Auftritten in die Cafeteria der Asklepios-Klinik in der Wasserfallstadt zu locken.

Der bekannte Blues-, Ragtime- und Boogie-Pianist Thomas Scheytt war einmal mehr Gast in der Klinik. Wie man diesen hochklassigen Interpreten in die Klinik locken kann, wird wohl ein Geheimnis der Eventmanagerin der Klinik bleiben. Denn ansonsten verführt der Freiburger mit schwäbischen Wurzeln sein Publikum in Konzertsälen – und ist abends eigentlich sehr oft ausgebucht. Dabei gilt er als einer der derzeit wohl weltbesten Boogie-Pianisten. Gerne tritt er auch mit seinem Partner Ignaz Netzer auf, oder gleich als Boogie Connection mit Christoph Pfaff und Paul Weidlich (oder Hiram Mutschler) als Trio.

Wer sein markantes Gesicht nicht noch nicht kannte, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er den Interpreten selbst am Tresen der Cafeteria antreffen könnte. Dann endlich ging er hinüber zum Flügel – und verschmilzt nachgerade mit ihm. Zu beinahe jedem Stück erzählte er eine kleine Geschichte. Da kam ein bekanntes Stück eines prominenten Musikers, das er aus einem Fundus aus beinahe 100 Jahren Musikgeschichte hervorzauberte, direkt nach einer seiner Eigenkompositionen. Dabei scheint der Mann mit der markanten Frisur und dem dicken "Schnorres" die Musik zu leben.

Alles, was er spielt, entspringt dem Gedächtnis. Immer wieder improvisiert er – im besten Wortsinn. Die Musik reißt ihn mit. Die Füße des Pianisten tanzen unter dem Flügel mit, führen beinahe ein Eigenleben. Mit geschlossenen Augen verführt er sein Publikum, es ihm gleich zu tun. Begeisterte Schreie und tosender Applaus zeigen, dass er seine Zuhörer erreicht hat. Mal leidet er am Klavier leidenschaftlich leidenden Blues heraus, mal spielt er Ragtimes, dann wieder den tobenden Boogie mit überbordendem Leben und schäumender Kraft – Rhythmen, die sofort in die Beine und ins Blut schießen. Seine Eigenkompositionen sind dabei genau so gut wie das, was er von bekannten amerikanischen Originalen interpretiert.

Ganz offensichtlich vibrieren die Gäste von Thomas Scheytt während der Aufführungen und leiden mit ihm, lassen sich entrücken aus dem oft mühseligen Alltag. Man mochte ihn kaum loslassen aus dem kleinen, überschaubaren Raum der Klinik mit dem Blick auf den Wasserfall.