Es geht um so bienengemäße Bewirtschaftung wie möglich / Einstellung zum Schwärmen auf den Kopf gestellt

Von Karl Volk

Triberg. Vor den Mitgliedern des Imkervereins Triberg hielt Michael Weiler, Agraringenieur, Buchautor und zertifizierter Demeter-Imker in Bühl/Baden, im Landgasthof Lilie einen außergewöhnlichen Vortrag über neue Methoden der Imkerei.

Im Mittelpunkt steht bei den Demeter-Imkern ein einfacher Gedanke: eine so bienengemäße Imkerei wie möglich zu gestalten.

Die Wissenschaft um die Bienen förderte in den letzten Jahren viele neue Einsichten zutage, denen sich die Bienenzucht nicht entziehen sollte. Thema des Referenten waren Erkenntnisse um den Schwarmprozess, die die bisherige Einstellung zum Schwärmen der Bienen auf den Kopf stellten.

Im Grunde eine einfache Überlegung: Vor und beim Schwärmen entwickeln die Bienen eine ungeheure Energie, die die Imker nicht durch Schwarmverhinderung wie rechtzeitige Teilung des Volkes unterdrücken, sondern nützen sollten. Denn künstliche Manipulationen dieser Art empfinden Bienen als brutale Störung und setzen sie unter Stress.

Wochen vorher bringen sich die Bienen durch die Vervielfachung der Zahl der Stockbewohner(innen) in Schwarmstimmung. Unterdrückung des Schwarmtriebs halten die Demeter-Imker für einen gewaltsamen Eingriff in das innerste Wesen eines Volkes. Also machen lassen! Ein Ergebnis aus dieser neuen Imkerei: Die Königinnen, weil noch nicht begattet, eigentlich noch "Prinzessinnen", die nach dem Auszug der alten Königin mit ihrem Anhang den Nachschwärmen entstammen, sind langlebig und sehr vital.

Danach aber wird es erst richtig spannend: Die Bienen werden in einem trichterförmigen Schwarmfangkasten gefasst, sitzen wie bisher zu ihrer Beruhigung zwei Tage in Dunkelarrest im Keller, und dann werden sie in ihre neue Wohnung einquartiert. Dort bekommen sie ihre Rähmchen, aber nur diese mit einem schmalen Anfangsstreifen als Bauhilfe. Weiter nichts.

Bisher erhielten sie mindestens Mittelwände und voll ausgebaute Waben, vielleicht sogar Brutwaben, die Brut betrachten sie immer als ihre eigenen Kinder und lassen sie nie im Stich. Als einzige Hilfe sind Edelstahldrähte, an denen sie die neuen mit ihrem Wachs ausgeschwitzten Waben befestigen können. Keine Mittelwände, und das Überraschende dabei: Das Wachs der neuen Wabe ist so leicht, dünn und rein von Rückständen wie den Giften gegen die Varroamilbe, leichter als eine Mittelwand! Und was bisher als Nachteil für freies Ausbauen einer Wabe galt, dass die Bienen die ganze Wabe mit (größeren) Drohnenzellen ausbauen und die Königin sie mit Drohneneiern bestiftet. Die Folge; mangels Arbeiterinnen ging das Volk ein. Dies trifft hier nicht zu.

Die ganze Wabe wird auch ohne Vorgabe durch die Mittelwand mit normalen Zellen ausgebaut und nur am unteren Rand erscheinen ein paar Drohnenzellen. Mittelwände hat Michael Weiler in seiner eigenen Imkerei schon gar nicht mehr.

Königinnen, auf diese Art entstanden, leben länger, sie sind von mehr "Dienerinnen" umgeben. Die Bienen sind "stockfest", das heißt, sie finden ihren "Heimatstock" leichter als andere und verteidigen den Eingang in ihre "Wohnung" gegen Feinde wie Hornissen und Wespen kraftvoller als andere. Und ein Vorteil für die Imker. Die Kosmetik- und Pharmaindustrie nimmt dieses schöne, helle, fast durchsichtige Wachs gern an.

Die Imker, die einen Erfolg ihrer Arbeit, in der Menge des geernteten Honigs sehen möchten, konnte Michael Weiler beruhigen: Die geerntete Menge ist so groß wie bei herkömmlichen Methoden.