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Timo Gebhart über seine Startphase beim 1. FC Nürnberg und das Wiedersehen mit dem VfB Stuttgart an diesem Samstag.

NÜRNBERG/STUTTGART - Vom Fehlstart des VfB Stuttgart lässt sich Timo Gebhart (23) nicht täuschen. Vor dem direkten Duell mit dem 1. FC Nürnberg gegen seinen ehemaligen Club an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky, Liga total) sagt er: „Das Gefährliche am VfB ist: Er hat so viel Qualität – plötzlich klappt es wieder.“ Seinen Wechsel nach Franken hat er bislang nicht bereut.


Herr Gebhart, sollen wir über den Club sprechen? Oder über Ihr Hobby Thaiboxen?
Lieber über den Club.

Als Sie neulich in Nürnberg vorgestellt wurden, haben Sie den Journalisten gedroht: „Mein Hobby ist Thaiboxen, also passt auf, was ihr über mich schreibt.“
Ein Scherz. Das hat auch jeder gemerkt. Aber ich mache tatsächlich Thaiboxen.

Füllt Sie der Fußball nicht aus? Und was gibt Ihnen das?
Ich mache das als Ergänzung zum Fußballtraining, in der Saisonvorbereitung sogar drei Wochen am Stück. Da kann ich abschalten, und es hält mich fit, weil ich andere Übungen mache als beim Fußball. Dadurch bekomme ich mehr Beweglichkeit.

Flexibel müssen Sie auch im Spiel sein.
Das liegt mir. Ich kann rechts, links und zentral spielen. Überhaupt ist die ganze Mannschaft sehr variabel. Das macht uns unberechenbarer, das kann unsere Stärke werden. Wenn ich mir meine Position aussuchen könnte, würde ich am liebsten hinter den Spitzen spielen.

Dort spielt der Japaner Hiroshi Kiyotake. Wie groß ist die Rivalität?
Hiroshi ist ein super Fußballer, und ich kann auch ganz gut Fußball spielen. Das mit uns beiden könnte hinhauen. Mit der Sprache ist das zwar so eine Sache. Aber er weiß auch ohne viele Worte, wie Fußball geht.

Sie tragen die Rückennummer 10 – die war früher den großen Spielmachern vorbehalten. Der Fußball hat sich zwar geändert, aber ist die 10 immer noch eine Auszeichnung?
So empfinde ich das, absolut. Für mich ist das eine Ehre. Ich lege zwar keinen allzu großen Wert auf die 10, aber sie tut mir trotzdem gut. Sie ist einfach etwas Besonderes und eine Art Glücksbringer. Ich habe sie getragen, als wir U-19-Europameister wurden. Und bei 1860 München auch.

„Der Trainer gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden“


Jetzt müssen Sie nur noch häufiger spielen. Wie gehen Sie mit Ihrer Jokerrolle um?
Beim VfB hatte ich zuletzt ein Jahr lang fast keine Spielpraxis. Deshalb war ich in Nürnberg anfangs müde, nicht spritzig genug. Jetzt komme ich immer besser in Form.

Sie wurden in fünf Bundesligaspielen fünfmal eingewechselt. Das haben Sie sich bestimmt anders vorgestellt. Schließlich sind Sie vom VfB weg in der Hoffnung auf mehr Spielpraxis.
Da bin ich zuversichtlich, dass ich mehr und mehr spiele. Der Trainer redet sehr viel mit mir, ich spüre sein Vertrauen. Bei Dieter Hecking weiß ich, woran ich bin. In Nürnberg habe ich wieder richtig Spaß am Spiel.

Aber auf die große Befreiung warten Sie noch?
Der Trainer gibt mir das sichere Gefühl, dass ich gebraucht werde. Das hatte ich beim VfB nicht. Dabei ist es das Wichtigste für einen Spieler. Nur wenn der Trainer dir Vertrauen schenkt, kannst du Leistung bringen.

Nürnberg hat die beiden letzten Spiele verloren, aber der Club hat schon fünf Punkte mehr als der VfB. Was erwarten Sie vom direkten Duell an diesem Samstag?
Wir haben uns am Mittwoch beim 1:4 in Hannover die Gegentore fast selbst eingeschenkt. Aber wir wissen, dass wir es besser können, das wirft uns nicht um. Gegen den VfB müssen wir ein Zeichen setzen.

Der VfB kommt wieder mal nicht in die Gänge. Wie schätzen Sie Ihren alten Club ein?
Das Gefährliche am VfB ist: In der Mannschaft steckt so viel Qualität, da weißt du nie. Ich habe es selbst erlebt. Da geht nichts, und auf einmal klappt es doch wieder.

Mit welchen VfB-Spielern haben Sie Kontakt?
Da gibt es immer wieder mal Anrufe, von beiden Seiten. Aber bis zum Spiel herrscht Funkstille. Wir schauen nur auf uns. Dem VfB wünsche ich das Beste – nur an diesem Samstag nicht.