Bangkok - Nach den blutigen Unruhen, mit denen Thailand im Frühjahr weltweit für Schlagzeilen sorgte, ist wieder Normalität im Land eingekehrt. Doch die Ruhe könnte sich als trügerisch erweisen, warnen Beobachter.

In Thailands königlichem Seebad Hua Hin geht es friedlich zu. Abseits der verkehrsreichen Hauptstraße bietet sich das gewohnte Bild: In den kleinen Gassen preisen Händler in kleinen Lädchen ihr buntes Warenangebot an, in den Garküchen brutzeln allerlei Köstlichkeiten, die großen Resorts sind schon jetzt in der Vorsaison vor allem an den Wochenenden gut gebucht. Die Strände werden bereits für den erwarteten Touristenansturm nach Ende der Regenzeit hergerichtet, die Hotels herausgeputzt. Seit fast 100 Jahren kommt auch Thailands Königsfamilie hin und wieder hierher zur Sommerfrische. Von den Unruhen, die Thailand noch vor drei Monaten an den Rand eines Bürgerkrieges zu führen drohten, ist hier nichts zu spüren. Ungestört und ungetrübt verläuft das Leben, nur rund 200 Kilometer von Bangkok entfernt.

Auch in der Hauptstadt selbst geht es - zumindest auf den ersten Blick - schon längst wieder friedlich zu, obwohl immer noch der Ausnahmezustand verhängt ist. Aber die Kontrollen sind lasch geworden. Ab und zu schauen Wächter an den Ein- und Ausfahrten von Hotels, Einkaufszentren und den umzäunten Nobel-Vierteln in die Kofferräume. Hin und wieder kontrolliert die Polizei bei Straßensperren stichprobenartig Fahrzeuge.

In den teuren Einkaufszentren in Bangkoks Geschäftsviertel drängen sich Touristen und Einheimische. Nur Central-World, das angeblich größte Einkaufsparadies Südostasiens, laut Wikipedia sogar der Welt, wirkt noch wie ein Mahnmal: Die Vorzeigemall ist am 19. Mai während der Unruhen ausgebrannt. Doch der Anblick der traurigen Ruine, an deren Wiederaufbau eifrig gearbeitet wird, soll den Besuchern erspart bleiben: Der Riesenkomplex ist während der Sanierungsarbeiten in eine Plastikplane eingehüllt.