Gerd Hieber (von links), Dorothee Ade, Paul Müller und Dieter Planck sind von der Neugestaltung des Römerkellers überzeugt. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Wiedereröffnung des Römerkeller-Museums / Neugestaltung für mehr Übersichtlichkeit

Von der Vorratskammer zum mystischen Kultraum – der Römerkeller ist laut Bürgermeister Gerd Hieber eines der bedeutendsten Zeugnisse römischer Besiedlung in Sulz. Mit einer Neugestaltung soll er nun noch besser in Szene gesetzt werden.

Sulz. Mit dem Geldbeutel in den Händen und an der Seite des römischen Handelsgottes Merkur hat sich die keltische Göttin Rosmerta, Symbol für Reichtum und Fülle, lange verborgen gehalten. Vor rund 50 Jahren wurde sie im Keller des Fachwerkgebäudes Nummer 7 entdeckt. Bei Ausgrabungen fand man zudem Schalen, Fibeln und Wandmalereien. 1993 wurde im damals neuen Wohngebiet Kastell ein Museum eröffnet, um die Ausgrabungsstelle zu schützen und über ihre Geschichte zu informieren.

Seitdem ist der Kultur- und Heimatverein Sulz mit seinem Vorsitzenden Paul Müller für den Römerkeller zuständig.

Am Sonntag wurde dieser nach einer Umgestaltung wiedereröffnet. Rund 50 Sulzer konnten unter anderem neue Texttafeln bestaunen und sich, wie Bürgermeister Hieber es ausdrückte, "die Siedlungs- und Kulturgeschichte der Stadt im Bewusstsein halten".

Wo heute Familien hausen, schritten wohl einst Kauf- und Handwerksleute durch den Vicus, ihre Zivilsiedlung, die nun verborgen unter Streuobstwiesen liegt. Sie kamen vermutlich mit den Soldaten, die unter Kaiser Vespasian das obere Neckarland vom Holz-und-Erde-Kastell als Stützpunkt aus besetzten.

Kultisch genutzter Raum

Was den Keller in Gebäude Nummer 7 angeht, so vermuten Experten wie Dieter Planck, Vorsitzender der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg, dass es sich wohl weniger um einen gewöhnlichen Vorratssraum handle, sondern um einen kultisch genutzten Raum. Indiz dafür seien die gefundenen Götterfiguren, die Beheizbarkeit des Raumes und seine Wandmalereien.

"Der Keller ist meines Wissens nach in dieser Art einmalig", bestätigte Dorothee Ade vom Institut für Kulturvermittlung der Bürogemeinschaft "Archäo" in Rottenburg. Die gebürtige Sulzerin ist für die Neugestaltung des Museums verantwortlich. Zunächst habe man die Texttafeln informativ und gestalterisch überarbeitet. Die Texte seien viel zu lang gewesen, die Tafeln – mit der teuren Siebdruck-Methode hergestellt – teilweise verblichen. Zudem habe sie die Karten vergrößert, den Übersichtsplan zur römischen Besiedlung aktualisiert und die Statuen und Götterreliefs auf Sockeln und vor einer Art rotem Triptychon neu in Szene gesetzt.

Nachdem es bei der ersten Einrichtung des Museums nur Kopien gegeben habe, meinte Ade, seien nun auch Originale im Römerkeller-Museum zu sehen. Aufgrund der eingeschränkten Sicherheit durch die allseitige Glasfront seien es aber nur Keramikgegenstände. Einige Exponate würden noch dazukommen. In der Denkmalschutzbehörde Rastatt befänden sich derzeit noch 700 Kartons mit Funden aus Sulz. Bürger seien aber auch dazu aufgerufen, Stücke, die bei der Ausgrabung gefunden wurden, zum Museum zu bringen, um diese bestimmen zu lassen.

Bilder sind gesucht

Geplant sei zudem eine 16-seitige Broschüre. Eine Römerkeller-App ist im Gespräch. Ade rief die Bürger außerdem dazu auf, nach Bildern von der Ausgrabung zu suchen, auf denen Personen zu sehen seien. Gut vorstellen könne sie sich, diese in digitalen Bilderrahmen zu zeigen.

Rund 20 000 Euro haben die Stadt Sulz, der Kultur- und Heimatverein, der Kernstadtbeirat, die Förderstiftung Archäologie und die Stiftung der Kreissparkasse Rottweil für Kunst, Kultur und Denkmalpflege in die Neugestaltung des Römerkellers investiert. Für das pulsierende Leben, das einst im Keller und im ganzen Vicus geherrscht habe, seien nun die Besucher des Museums zuständig, meinte Hieber.