Die Besucher im Bürgersaal sind gespannt auf die Präsentation der Entwürfe für ein neues Bauernfeindmuseum. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Museum: Studenten der Technischen Hochschule Stuttgart stellen ihre Entwürfe fürs Vayhinger-Haus vor

Sechs ganz unterschiedliche Entwürfe für ein Bauernfeindmuseum im ehemaligen Modehaus Vayhinger an der Sonnenstraße haben gestern Studierende der Hochschule für Technik Stuttgart Innenarchitektur im Bürgersaal des Sulzer Rathauses vorgestellt.

Sulz. Dabei spielte es noch keine Rolle, inwieweit die Entwürfe auch umsetzbar sind. Die Idee war, "für einen Künstler, der es verdient hat, einen würdigen Ort zu schaffen", sagte Ulrich Scholtz, der das Gebäude gekauft hat.

Der größere Teil in der Sonnenstraße 2 wäre für das Museum vorgesehen, der Gebäudeteil Sonnenstraße 4 für das künftige Notariat. Klar war für Scholtz: Die Pläne der Studenten werden sich nicht eins zu eins umsetzen lassen. Für das weitere Vorgehen soll, wie er ankündigte, ein Kuratorium unter anderem mit Fachleuten, Vertretern der Stadt und Sponsoren gebildet werden. Deutlich machte Scholtz auch, dass er das Haus nicht umbauen möchte, um es der Stadt zu schenken. Es soll aber zu einem "kulturellen Mittelpunkt" werden. Nur müsste sich dann aus Sulz der Kreis vergrößern, der das Museum ideell und finanziell trage.

Ein multifunktionales Haus entworfen

Die Studenten gingen sehr mutig ans Werk. Ihre Entwürfe reichten von der Bestandserhaltung bis zu einer futuristisch anmutenden Architektur. "Es geht nicht um einen Aufbewahrungsort für Bauernfeind-Bilder, sondern darum, einen vitalen Baustein für die Stadt zu finden", erklärte Wolfgang Grillitsch, einer der betreuenden Professoren, den Zuhörern.

So wird in fast alle Entwürfen beispielsweise ein Café oder eine Bar beziehungsweise beides zusammen im Erdgeschoss des Gebäudes vorgesehen. Die Innenarchitekturstudenten sprachen auch die Sulzer auf ihre Bedürfnisse an. Eine Gruppe hat das Stadtentwicklungskonzept gelesen und daraus das Raumprogramm entwickelt.

Neben Räumen für die Dauerausstellung werden Konferenzräume, Büros. Küche, Räume für Wechselausstellungen, kleinere Veranstaltungen oder Workshops und Lagerflächen fürs Archiv vorgeschlagen.

Eine Studentin will den Bestand des Hauses weitgehend erhalten, die anderen Studentengruppen planten einen auffälligen Baukörper, um die Menschen auf der Straße in das Haus zu locken.

Brucktorstraße als Fußgängerzone

Für einen Entwurf wurde beispielsweise das Bauernfeind-Porträt als Symbol für interkulturelle Offenheit gewählt und dies auch auf der Fassade abgebildet. In einer anderen Variante ist eine dreieckförmige Ornamentik außen angedacht. Am weitesten ging der Vorschlag, dem neuen Haus die Form eines Kristalls zu geben.

Die Studenten haben in Sulz festgestellt, dass die Innenstadt zwar schön, aber unbelebt ist. So haben sie sich mit dem "Außenraum" beschäftigt. Sie schlugen vor, die Brucktorstraße in eine Fußgängerzone umzuwandeln und auch den Neckar bis zum Museum erlebbar zu machen.

Die Entwürfe waren unter anderem überschrieben mit "Zu Gast bei Gustav", "Die Galerie für neue Perspektiven", "Haus Sulz" oder auch "Ein Haus für Sulz".

Eine Museumskonzeption gehörte nicht zu den Aufgaben der Präsentation: Diese ist bereits im Februar von Studenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart präsentiert worden, jedoch noch für die Museumsräume im Gebäude Untere Hauptstraße 5, in dem sich auch der Polizeiposten befindet.

Die Stadt könnte das Bauernfeindmuseum dort noch fünf Jahre lang belassen, um in der Zeit nach einer dauerhaften Bleibe für die Einrichtung zu suchen. Schneller als erwartet komme dieses Thema nun auf den Gemeinderat zu, sagte Bürgermeister Gerd Hieber. Es eröffnete sich die Möglichkeit, über das europäische Leader-Programm Zuschussmittel zu erhalten. Hieber informierte, dass die Stadt inzwischen einen Förderantrag gestellt hat.

Nach der Präsentation teilten sich die Besucher in sechs Gruppen auf, um mit den Studenten über ihre Entwürfe angeregt zu diskutieren. Neben Plänen hatten sie auch Modelle angefertigt.