Krippenspiel in der katholischen Kirche St. Johann: Die Hirten (im Vordergrund) sprechen über die Botschaft der Engel. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Krippenspiel in der katholischen Kirche St. Johann aus ganz anderer Sicht / Runder Tisch vorgeschlagen

Von Ingrid Vögele

Sulz. Das Weihnachtsgeschehen aus einem ganz anderen Blickwinkel erlebten die vielen Besucher der Krippenfeier in der katholischen Kirche St. Johann. Die Flucht der heiligen Familie stand im Vordergrund des Spiels.

Die 20 Kinder unter der Leitung von Tanja Plocher und Nicole Michalke ließen sehr überzeugend und mit viel Liebe zum Detail die Erzählungen der Bibel lebendig werden, eingebettet in eine Rahmenhandlung. Maria, Josef und der siebenjährige Jesus stehen am Grenzübertritt von Ägypten nach Israel. Josef und Maria erzählen ihrem Sohn, warum und unter welchen Strapazen sie vor sieben Jahren nach Ägypten flohen. Rückblickend hört man den Befehl des Kaisers, man sieht als Szene die Herbergssuche, die Botschaft der Engel an die Hirten und den Besuch der drei Könige. Und nun können sie nach dem Tod von Herodes in die Heimat zurückkehren.

Alle Beteiligten machten die Weihnachtsfreude seh- und hörbar, denn die eigens gegründete Weihnachtsband untermalte zusammen mit der Orgel die szenische Feier, die bewegend und nachhaltig alles vereinte, was an den vier Sonntagen zuvor zur Sprache kam.

Die Aktionen wurden nicht nur von der eigenen Kirchengemeinde positiv aufgenommen, auch andere Gemeinden zeigten bereits Interesse an der Konzeption, wie Urs Thiel berichtete. Im Laufe der Planung und Durchführung habe das Thema ganz konkrete Formen angenommen. Der zweite Sonntag beleuchtete die Flüchtlingssituation in Sulz. So habe er von der Stadt erfahren, dass zur Zeit 19 Asylbewerber in der Hartensteinstraße untergebracht seien. Fünf Gebäude im Stadtgebiet würden gerade geprüft, denn eine weitere Zuweisung sei nur eine Frage der Zeit. Im Rahmen der Willkommenskultur stehe ein Willkommenspaket mit Infomaterial bereit, war von Thiel zu erfahren. Sein Vorstoß sei seitens der Stadt begrüßt worden. Die Verwaltung zeigte sich offen für Gespräche oder einen künftigen "Arbeitskreis Flüchtlinge".

Der 4. Advent zeigte im Gespräch mit Eva Scherer vom Netzwerk "Offene Hände" in Oberndorf, wie notwendig es ist, Flüchtlinge in Sulz bei der Integration zu begleiten. Sie lebten oft anonym und ohne Anbindung an die Stadt, und die Kinder gingen nicht zur Schule. Es sei dringend notwendig, auch in Sulz ein Netzwerk zur Flüchtlingshilfe aufzubauen. Das könne geschehen durch Menschen, die sich als Dolmetscher oder Ansprechpartner zur Verfügung stellten oder durch Begleiten zu Ämtern oder Ärzten. Deutschkurse, Kinderbetreuung sowie Integration in Vereinen wären weitere Felder, um Flüchtlingen zu helfen. Vorstellbar wäre ein runder Tisch mit Stadt, Kirchen, Schulen, Vereinen, Parteien oder Tafel, um die Situation in den Blick zu nehmen, Hilfsmöglichkeiten zu sammeln und vorbereitet zu sein. Eva Scherer bot an, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihre Erfahrungen mit einzubringen. "Wenn wir das schaffen", so Thiel, "dann wäre Weihnachten auch bei uns mehr als konkret geworden."