Anneliese Bendigkeit vom Verein Tagesmütter- und Elternverein Landkreis Rottweil. Foto: Engelhardt

Anneliese Bendigkeit und ihr Team sind seit Mai auch in Sulz aktiv. Erster Kurs in Sulz am 20. September.

Sulz - Die große Nachfrage nach Tagesmüttern und Kinderfrauen ist ungebrochen, das weiß kaum eine besser als Anneliese Bendigkeit. Seit Mai sind sie und ihr Team auch in Sulz aktiv, der erste Kurs startet am 20. September.

Seit 14 Jahren ist die ausgebildete Krankenschwester als Vorsitzende des Tagesmütter- und Elternvereins Landkreis Rottweil tätig, koordiniert unter anderem die Ausbildung der Fachkräfte und die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und dem Landes- sowie Bundesverband. Sie sorgt für die so wichtigen Fortbildungen und sammelt obendrein Spenden. Denn neben dem ehrenamtlichen Vorstand sind in dem Verein zwei Diplom-Sozialpädagoginnen in Teilzeit sowie eine Büroangestellte beschäftigt.

Die Idee für einen solchen Tagesmütterverein kam der heute 73-Jährigen im Krankenhaus, wo sie zwangsläufig so manche Nachtschicht schob. "Eine Betreuung war früher erst für Kinder ab einem Alter von drei, vier Jahren vorgesehen. Da blieb vielen Frauen nichts anderes übrig, als in der Nacht zu arbeiten", sagt die Vorsitzende. Eine gute Tages- oder Nachtbetreuung zu finden, sei äußerst schwierig oder gar aussichtslos gewesen. Mittlerweile gebe es zwar auch eine Betreuung ab null Jahren im Hort, doch eine individuelle Umsorgung des Nachwuchses könne dies natürlich nicht ersetzen. "Manche können es sich einfach nicht leisten, sich länger als ein paar Monate eine Auszeit aus dem Berufsleben zu nehmen", weiß Bendigkeit nur zu gut aus unzähligen Gesprächen.

Gut 600 Tagesmütter gebe es im Kreis Rottweil. Und bald werden sie auch in Sulz ausgebildet. Ab 20. September immer dienstags und donnerstags von 8.45 bis 11.15 Uhr werden in insgesamt 160 Unterrichtseinheiten die Grundlagen vermittelt. Junge Mütter und Väter, die Kinder mögen und sich gerne mit ihnen beschäftigen, würden gern eine solche Ausbildung machen und später dann meist selbstständig arbeiten. "Unsere Teilnehmer sind allerdings zwischen 20 und über 60 Jahre alt", meint Bendigkeit. Neben einem Schulabschluss sind vor Ausbildungsbeginn die Bestätigung eines Erste-Hilfe-Kurses, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis sowie ein Gesundheitszeugnis einzureichen.

Zwischen zwölf und 18 Teilnehmer finden im ersten Kurs in Sulz Platz. "Wir haben bereits viele Anmeldungen, noch gibt es aber wenige Restplätze", freut sie sich über die bisherige Resonanz.

Fortbildung ist wichtig

"Bereits in den ersten Unterrichtseinheiten stellt sich heraus, ob die Teilnehmer für eine solche Ausbildung überhaupt geeignet sind oder nicht", betont Bendigkeit. Nach einem guten Dreivierteljahr erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, die meisten machen darüber hinaus noch eine Extraprüfung und sichern sich somit das Bundeszertifikat.

Bei einem solch sensiblen Thema sei natürlich eine enge Kooperation mit dem zuständigen Jugendamt und eine permanente Überprüfung der Tagesmütter unerlässlich. "Wir kennen alle Tagesmütter sehr gut, und wissen dann auch, wer für welche Eltern passen könnte", erklärt die Funktionärin.

Nach erfolgter Ausbildung müssten sich die zertifizierten Tagesmütter permanent weiterbilden. "Fortbildung ist uns sehr wichtig, 15 Unterrichtseinheiten im Jahr sind daher Plicht. Dozenten beleuchten dann immer wieder andere Themenbereiche", sagt Bendigkeit.

Im Umgang mit Minderjährigen liege große Verantwortung. Tagsmütter und Kinderfrauen kümmern sich um den Nachwuchs im Alter zwischen null und 14 Jahren. "Die Nachfrage nach Kinderfrauen ist übrigens aktuell sehr groß", bestätigt Anneliese Bendigkeit und erläutert: "Im Gegensatz zu Tagesmüttern, die die Kinder während der Betreuung zu sich nehmen, kommen Kinderfrauen zu den Eltern in eine Umgebung, die die Kinder bereits kennen."

Vor der Vermittlung sei der persönliche Kontakt zu allen Beteiligten unabdingbar. "Ich vermittele nur Tagesmütter, die ich selbst gut kenne, und dies erst nach einem persönlichen Gespräch mit den Eltern. Am Telefon läuft so etwas nicht", betont die Vorsitzende. Schließlich solle der Nachwuchs optimal betreut werden und auch musische Fähigkeiten entwickeln können. Mit Kunst kennt sich Anneliese Bendigkeit auch bestens aus: In Schramberg engagiert sich die ehemalige Stadträtin seit über zwei Jahrzehnten in der Künstlergruppe Palette.