Bei einem 100-jährlichen Hochwasser brechen die Dämme / Planer zeigt mögliche Schutzmaßnahmen auf

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Bei einem 100-jährlichen Hochwasser können Deiche in Sulz brechen. Es käme zu Überflutungen mit hohen Schäden. Fischingen wäre ebenfalls betroffen. Welche Schutzmaßnahmen in Frage kommen, zeigte gestern Abend im Gemeinderat Andreas Bernreuther vom Büro Wald und Corbe auf.

Bei einem Abstimmungstermin mit Oberndorf und Epfendorf Ende 2013 ist das Büro Wald und Corbe, das auch den Hochwasserschutz im Glatttal geplant hat, mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden. Anlass dafür war die neu herausgekommene Hochwassergefahrenkarte des Landes Baden-Württemberg. Sulz und Fischingen sind darin mit einem sehr hohen Gefährdungsgrad eingezeichnet.

"Es gilt, sich dagegen zu wappnen", sagte Bernreuther. Dass auf Flächen, die von Hochwasser betroffen sein könnten, die Versicherungsprämien hochgehen, ist dabei nur ein Punkt. Schwerwiegender ist: Gebiete, die durch ein potenzielles 100-jährliches Hochwasserereignis gefährdet sind, werden zu Überschwemmungsflächen erklärt, auf denen, so Bernreuther, nichts oder allenfalls noch mit einer Ausnahmegenehmigung gebaut werden darf.

Was am Oberlauf der Glatt Sinn machte, nämlich Überlaufbecken zu bauen, ist für den Neckar nur bedingt eine Lösung. Wald und Corbe hat 15 Standorte untersucht, drei davon – an der Eschach, am Neckar und an der Schlichem – dabei näher betrachtet. In allen drei Fällen würde die Regenrückhaltung durch Bauwerke im Hochwasserfall für Sulz kaum Auswirkungen haben. Die Kosten für ein Regenrückhaltebecken lägen dagegen bei 15 Millionen Euro.

Für Sulz suchte das Planungsbüro daher nach anderen Lösungen. Das sind zum einen Aufweitungen des Gewässers im Bereich des Wöhrds, zum anderen aber auch Eintiefungen im Flussbett auf dem Stand von 1951. Weil sowohl die Waldhornbrücke als auch die Löwenbrücke auf Felsen gegründet sind, sieht Bernreuther hier keine Probleme. Zusätzlich schlug er vor, die Dämme in Sulz zu ertüchtigen. Auf einer längeren Strecke droht bei einem großen Hochwasser die Gefahr, dass sie überströmt werden. Das gilt besonders für die Strecke rechts unterhalb der Waldhornbrücke. Dort ist der Damm von Bäumen durchwurzelt und kann brechen. Die Folge wäre unter Umständen eine Flutwelle, die auch Menschenleben in Gefahr brächte. Der Damm müsste, betonte Bernreuther, komplett aufgebaut werden. Bäume hätten darauf nichts verloren.

Das Büro hat auch den Weilerbach untersucht, der ebenfalls ein Gefährdungspotenzial darstellt. Bei einem 100-jährlichen Ereignis würde die Verdolung die Wassermengen nicht mehr bewältigen. Es käme zu Überschwemmungen. Statt die Kanalisation zu erneuern, wird hier ein Regenüberlaufbecken am Oberlauf des Bachs favorisiert. In Fischingen kann der 100-jährliche Hochwasserschutz durch eine Kombination von Gewässerabgrabungen und ergänzenden Schutzmaßnahmen erzielt werden.

Das Planungsbüro hat bereits die ungefähren Kosten ermittelt: In Sulz lägen sie am Neckar zwischen 3,1 und 3,9 Millionen Euro. Das Regenüberlaufbecken für den Weilerbach würde zwischen 1,3 und 1,7 Millionen Euro kosten, und für Fischingen sind 2,2 Millionen Euro ermittelt worden.

Zuständig für Hochwasserschutzmaßnamen am Neckar ist das Land, das daher auch 70 Prozent der Kosten übernehmen würde. 30 Prozent blieben an der Kommune hängen. Ähnlich wie für das Einzugsgebiet der Glatt werde jedoch am Neckar kein Zweckverband gegründet, teilte Bürgermeister Gerd Hieber mit. Darauf hätten sich die drei Gemeinden geeinigt. Anders sehe das im Mühlbachtal aus. Für diesen Bereich werde am 29. Juni die Flussgebietsuntersuchung vorgestellt.

Das Büro Wald und Corbe wird jetzt noch die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Hochwasserschutzmaßnahmen nachreichen. Dann liege es am Regierungspräsidium und Landratsamt zu reagieren, teilte Bernreuther mit.