Bei der Hauptversammlung der SPD wird auch über die anstehende Bundestagswahl diskutiert. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Bei der Nachkriegs-SPD gab es auch "Persilscheine"

Sulz (jb). Der SPD-Ortsverein Sulz-Dornhan hatte zur Hauptversammlung eingeladen. In ihrer Begrüßung gab die Vorsitzende Traude Mangold ihrer Freude Ausdruck, dass der Schulz-Zug auch in Sulz Station gemacht habe, wie der Neueintritt zweier Mitglieder zeige. Kassierer Seref Varli musste über ein Minus in der Kasse berichten. Sage und schreibe einen Cent habe man an Zinsen eingenommen.

Anschließend wurde über die anstehende Bundestagswahl diskutiert. Wie kann der Wahlkampf aussehen? Gewerkschafter Georg Sattler ist der SPD-Bundestagskandidat. Da er gerne singt und auch Alleinunterhalter ist, wurde von Erwin Hauser angeregt, ihn vom Hobbychor einzuladen, um ein paar Lieder zu singen. Für Klaus Schätzle, stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender, ist es auch wichtig, Zeichen gegen die AfD zu setzen.

Informiert wurde noch aus der Arbeitsgruppe "Soziale Gerechtigkeit". Diese Gruppe gibt es seit einem Jahr. Sie griff vor allem die Themen Grundeinkommen und Gerechtigkeit in der Kommunalpolitik auf. Das Thema "gerechter Lohn" wird in einer Klausur aufgegriffen. Klaus Schätzle regte auch an, dass der Ortsverein bei einer überregionalen SPD-Veranstaltung teilnehmen solle. Traude Mangold möchte auch die monatlichen Ortsvereinssitzungen wieder aktivieren. Zurzeit hat der SPD-Ortsverein Sulz-Dornhan etwas mehr als 30 Mitglieder. Drei SPD-Mitglieder sitzen im Gemeinderat.

Im Vorfeld zu dieser Hauptversammlung referierte Klaus Schätzle noch über "Persilschein mit der SPD – Persilschein für die SPD. Die Geschichte des Sulzer SPD-Ortsvereins nach 1945". Schätzle hatte dazu so manches Dokument ausgegraben.

Sein Vortrag führte bei den Anwesenden immer wieder zu Kopfschütteln, konnten sie sich doch noch an die eine oder andere Person erinnern und wussten, dass die Realität einiger Personen anders aussah als auf den "Persilscheinen" beschrieben. Der Vortrag zeigte, dass auch die SPD in der Nachkriegszeit manchem NSDAP-Mitglied einen Persilschein zukommen ließ mit dem Ziel, die Anzahl der Mitglieder zu erhöhen.

So heißt es beispielsweise: "Seine Beförderung zum SA-Scharführer erfolgte aufgrund seiner beruflichen Kenntnisse. Eine Schar hat er selbst praktisch nie geführt."

Weiter heißt es in einem Brief: "...hat zwar einige Parteiämter bekleidet, sich jedoch unmenschliche oder gewalttätige Handlungen, auch Denunziationen nie zuschulden kommen lassen." Schätzle zeigte in einer Power-Point-Präsentation manches Dokument, das dies belegte. Deutlich wurde aber auch, wie viele unter dem Nazi-Regime leiden mussten.

Schätzle hatte auch eine Liste mit den SPD-Vorsitzenden und SPD-Stadträten seit 1946 parat. Er ist immer noch auf der Suche nach weiteren Bildern und Dokumenten über die SPD-Ära der Nachkriegszeit.