Das Ensemble Flautissimo und die Tanzgruppe Domenico begeistern mit Musik und Tanz aus der Renaissance. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Zeitreise: Das Ensemble Flautissimo und die Tanzgruppe Domenico zeigen Tänze und Melodien aus der Renaissance

Das Ensemble Flautissimo und die Tanzgruppe Domenico boten eine Zeitreise ins Mittelalter. Der Kultur- und Heimatverein initiierte den Konzertabend, in dessen Verlauf alte Musik nicht verstaubt, sondern erfrischend und zeitgemäß präsentiert wurde.

Sulz-Renfrizhausen. Fast zwei Stunden lang erlebten gut 50 Musikfreunde aus der ganzen Region unter dem Titel "Danserye" alte Tänze und faszinierende Melodien aus der Renaissance, gespielt auf historischen Instrumenten.

Vom ersten Takt an transferierte das Ensemble Flautissimo aus Oberndorf die Zuhörer in eine andere Zeit, gar in eine andere Welt. Werke von Erasmus Widmann, John Wilbye, Pierre Attaignant und Claudio Monteverdi ließen mit viel Schwung, Elan und großer Spielfreude an das höfische Leben erinnern. Unter der Leitung von Musikpädagogin Ute Kloppert verstanden es Instrumentalisten und Sänger trefflich, die Melodien so in Szene zu setzen, wie sie vermutlich zu Zeiten des Namensgebers geklungen haben müssen.

Bei einer Suite von William Brades, die wahrhaft königlich mit "Der Königinnen Intrada" umschrieben ist, begeisterte das Ensemble mit seiner leidenschaftlichen Spielweise. Mit "Das böse Weib" des Rothenburger Komponisten Erasmus Widmann bezauberte ein Sängerquartett. Das Chanson "Je ne l’ose dire" von Pierre Certon gefiel durch überraschende und harmonische Wendungen.

Zur dargebotenen Musik trat die Horber Tanzgruppe "Domenico" unter ihrem virtuosen Tanzmeister Steffen Woop auf. In schmucke, der Epoche angepasste Gewänder gehüllt, stellten die Tänzer graziös‚ harmonisch, anmutig und dazu versiert ihre Kunst dar. Woop moderierte anschaulich über die Hintergründe der Tänze, die zumeist an den europäischen Königshöfen Einzug entstanden.

Ehrwürdige Schreittänze

Ein buntes Bild boten die ehrwürdigen Schreittänze aus dem Spätmittelalter. In gleicher Weise zeigten die Tänzer die Pavane, den wichtigsten langsamen Schreittanz der Renaissance. Die barocke "Allmand" und der englische Square "Newcastle" von John Playford belegten frappierend, wie verschieden und ausdrucksstark die Bewegungen im Mittelalter waren. Dazu gab es allerhand Genretänze aus verschiedenen Winkeln Europas.

Das Ensemble Flautissimo präsentierte daneben meisterhafte Kunst auf den nachgebauten Instrumenten. Laute, Gambe, die unterschiedlichen Flöten und Perkussionsinstrumente, Spinett, Gemshorn, Drehleier und die Sackpfeife brachten lebhafte Spannung und innerliches Wohlgefühl auf ganz unterhaltsame Weise. Besungen wurden das Leben, die Liebe, Essen und Trinken sowie Glanz und Gloria dieser Epoche.

Den Ursprung bekannter Sprichwörter und Redewendungen, beispielsweise "Maulaffen feilhalten" und "den Löffel abgeben" oder die Aufforderung "Holzauge sei wachsam", erklärte Steffen Woop, alias "Kilian von Bartenstein, Tanzmeister Ihrer Majestät" so vergnüglich, dass die Gäste immer wieder schmunzelten.

Wie die Tänze einem bestimmten Reglement unterzogen waren, ob die königlichen Gesellschaften der heutigen Disco ähnelten und dass Schwanenfleisch in England nur der Queen und ihren Gästen vergönnt war, erfuhren die Besucher genauso wie die Hintergründe über die Choreografien der zeitgenössischen Tanzmeister. Wunderbar passte im Übrigen das schlichte Ambiente der kleinen Kirche zu den Renaissance-Melodien. Bisweilen wähnte man sich auf einem rauschenden Tanzfest.