Petra Samuel wandert gern auf dem Jubiläumsweg. Aber auf diese Bank würde sie sich nicht setzen. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Spaziergang auf dem Sulzer Jubiläumsweg

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Links der Treppe ist die Grünfläche sauber gemäht, rechts eher lieblos, und das abgemähte Gras blieb auch liegen. Die linke Seite pflegt der Nachbar, die rechte die Stadt. Der Unterschied fällt ins Auge. Doch Petra Samuel ist schon froh, dass der Bauhof überhaupt mal gemäht hat. Seit Dezember vergangenen Jahres wohnt sie mit ihrem Mann in Sulz im Allmandgässle 14. Sie sieht die Stadt als Neu-Zugezogene, und da fällt ihr auch manches auf.

Beispielsweise, wenn sie den Jubiläumsweg begeht. Er beginnt bei den Treppen direkt an ihrem Haus. An diesem Vormittag ist nicht nur sie, sondern auch Schäfer David Mauch unterwegs. Er führt gerade vom Albeck-Hang seine Schafe in Richtung Mühlheim. Die Tiere kommen von rechts oben. Da ist es ratsam, stehen zu bleiben und den Schafen Vorfahrt zu gewähren. Es dauert eine Weile, bis sie die Kreuzung überquert haben. "Das finde ich echt klasse", freut sich die Spaziergängerin über diese Begegnung, die nicht gerade alltäglich ist.

Oben muss die Landesstraße überquert werden. Der dortige Parkplatz wird offenbar gut genutzt. Das sieht man am herumliegenden Müll. Vielleicht könnte ein Papierkorb hier Abhilfe schaffen. Nur ein paar Schritte weiter kommt die erste Ruhebank. Mit Aussicht in den Busch: "Das ist blödsinnig", findet Petra Samuel. Aber es wird nicht unbedingt besser. Immerhin ist der Zugang zu einer weiteren Bank freigeschnitten, aber auch da schaut man nur in dichtbelaubte Bäume. Diese Sitzgelegenheit hat eine Druckerei gesponsert. Allzu viele Spaziergänger werden sich dort zu einem Päuschen nicht niederlassen. Ein schöner Platz zum Ausruhen wäre weiter oberhalb am Brunnen. Nur ist er voller Algen. "Da hat sich niemand darum gekümmert", stellt Petra Samuel fest.

Die Samuels haben zuvor in Bondorf bei Herrenberg in einem Reihenhaus gewohnt. Weil sie ihre Ruhe haben wollten, suchten sie nach einer geeigneten Immobilie. Das zum Verkauf ausgeschriebene Haus ganz am Ende des Allmandgäßles in Sulz entsprach ganz ihren Vorstellungen. Beide sind Berufsmusiker und vor allem an Wochenenden viel unterwegs. Wenn sie frühmorgens heimkommen, wollen sie erst einmal schlafen, möglichst ohne Geräuschpegel.

Fernando Samuel stammt aus der Dominikanischen Republik. Er sei früher als Sänger mit Weltstars unterwegs gewesen, erzählt seine Frau. 1991 kam er nach Deutschland, 2002 gründete er die Band "Café con leche". Sie spielt lateinamerikanische Musik – Samba, Merengue, Bachata und Latin-Pop. Auf die Rhythmen kann man gut tanzen. Die Band besteht ausschließlich aus professionellen Musikern, die Besetzung wechselt jedoch je nach Engagement. Das Markenzeichen der Gruppe ist der zweistimmige Gesang.

Petra Samuel ist aber nicht nur Sängerin, sondern auch Managerin. Was früher ihr Hobby war, hat sie zum Beruf gemacht. Bei 70 Auftritten im Jahr zwischen Bodensee und Hamburg wäre das auch anders kaum möglich. "Café con leche" hatte in der Region unter anderem Engagements bei den Landesgartenschauen in Horb und Sigmaringen oder beim Ferienzauber in Rottweil.

Kurz bevor es wieder in den Wald Richtung Tal geht, findet der Spaziergänger endlich eine Bank mit Blick auf die Streuobstwiesen auf Kastell. Der Pfad ist bei Regen glitschig, und leider ist auch hier wieder die Aussicht zugewachsen. Vielleicht besser so: Man sollte auf den schmalen, steinigen Weg achten.

Am Schluss wäre Petra Samuel übrigens beinahe noch in einen dicken Hundehaufen getreten. Aber es gibt ja auch (noch) keine Hundetoilette.