Corinna Ruba wird in Glatt das erste Mal die "Tosca" singen. Foto: Residenzorchester

Wasserschloss wird im Juli wieder zum Opernbetrieb. Künstlerischer Leiter Sven Gnass gerät ins Schwärmen.

Sulz - "Ich bin vor 16 Jahren hierher gekommen, um genau das zu machen, Musik für die Menschen, dieses tolle Kulturgut teilen": Sven Gnass ist begeisterungsfähig. Und er kann begeistern. Dieses Jahr will er es mit Puccinis "Tosca" tun.

Die vom Residenzorchester Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Landkreis Rottweil und der Stadt Sulz veranstalteten Opernfestspiele in Glatt sind zur Institution geworden. Einen Automatismus gibt es deshalb noch lange nicht. Da ist es gut, begeistern zu können, auch wenn das alleine nicht reicht. Der besondere Charme der Veranstaltung, die dieses Jahr auf 24. und 25. Juli terminiert ist, liegt in einer bemerkenswerten Kombination aus einem hohen, im Laufe der Jahre gewachsenen künstlerischen Anspruch, der Arbeit unter den Augen der Öffentlichkeit, dem Ort an sich, auch dem bürgerschaftlichen Engagement, das zum Gelingen beiträgt. Doch dann ist da noch eine Sache, die Idee nämlich, die Musik zu den Menschen zu bringen. Denn Musik, auch die vermeintlich "hohe" Kultur, hat mit den Menschen zu tun, ist eben kein abgehobenes Unterhaltungsmedium für wenige Wissende.

Besonders mag das für die Oper zutreffen, weil sie durch die Geschichte, die sie erzählt, greifbarer wird. Und "Tosca" wiederum ist eine Oper, die in besonderer Weise ein Bild des Menschen zeichnet. Für den künstlerischen Leiter Sven Gnass ist das 1900 uraufgeführte Werk schlicht "eine der bedeutendsten italienischen Opern". Dann passt der Stoff, der 1800 teilweise in der Engelsburg spielt, natürlich in einen Zusammenhang mit dem Wasserschloss. Puccinis Klangfarbenspiel bringt Gnass ganz einfach ins Schwärmen.

Aber dann ist da eben noch etwas. Am Ende wird keine der Hauptpersonen überleben. Da ist der flüchtige politische Häftling Angelotti, der sich aus Angst vor der Gefangenschaft umbringt, der Polizeichef Scarpia, der hinter Angelotti her ist, den Maler Cavaradossi als dessen Unterstützer festnimmt und von ihm unter Folter den Aufenthaltsort des Gesuchten erfahren möchte. Cavaradossi wird zum Tode verurteilt. Seine schöne Geliebte, die Sängerin Tosca, ist da längst Objekt der Begierde des Polizeichefs. Und er weiß seine Position zu nutzen. Es gibt einen Handel: Ist ihm Tosca zu Willen, werde er aus der Exektion Cavaradossis eine Scheinexekution machen. Tosca ersticht Scarpia, als es an die Einlösung des Handels geht – den auch der Polizeichef nie vorhatte: Die vermeintliche Scheinexektion endet für Cavaradossi tödlich. Tosca stürzt sich verzweifelt von den Mauern der Engelsburg. Harter Tobak also, ein Stoff, mit dem man einen schönen Sommerabend im Schlosshof füllen sollte?

Gnass verweist auf das Menschliche, diese Gegensätze: "Euphorische Glücksgefühle stehen ganz nahe gegenüber dem Tod. Das macht das Leben aus." Und diese Gegensätze, dieses Spiel des Lebens, das von einem Moment auf den anderen eine vollkommen neue Richtung einschlagen kann, spiegelt sich in der Musik Puccinis. Das den Menschen hier zeigen zu können, zeigen, dass sich alle das in Musik ausdrücken kann, findet Gnass faszinierend.

Karten im Vorverkauf gibt es ab heute bei der Ticket-Hotline des Schwarzwälder Boten unter 07423/7 87 90, und online unter www.schwabo.de/tickets.