Fördervereinsvorsitzender Otto Wössner (links) erläutert die Besonderheiten des Palas. Mitglieder der Grünalternativen Liste hören seinem Vortrag interessiert zu. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

GAL auf Burgentour: Ruine Albeck ist erstes Ziel / Otto Wössner informiert über die Anlage

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Otto Wössner wartet schon auf der Ruine, als die Radfahrer ankommen. Erste Station der Burgen- und Schlosstour der Grünalternativen Liste ist die Albeck, die wie der Fördervereinsvorsitzende den Besuchern erklärt, schon mal als die "schönste Ruine im Schwarzwald" bezeichnet worden ist. Das stimmt natürlich nicht: "Sie ist die interessanteste und best instandgehaltene Ruine am oberen Neckar", korrigiert Wössner mit Blick auf den Palas, dessen stattlichen Mauern bis zu 2,40 Metern dick sind. Wer darin gewohnt hatte, wollte es wohnlich und repräsentativ haben.

Die Burg in heutiger Form ist nach 1250 entstanden und dann immer wieder belagert worden. So im Jahr 1347: Doch die Belagerer hatten keinen Erfolg. Wo heute Wald steht, war früher alles kahl. Die wehrhaften Burgbewohner hatten nach allen Seiten gute Sicht, und es ging für die Angreifer steil nach oben. Zudem hatte die Albeck rundum starke Außenmauern. Wössner zeigt den Besuchern, wo der Wehrgang verlief.

Die nördliche Mauer fällt mit ihren zahlreichen Löchern auf. Das seien aber keine Schießscharten. Hier befanden sich die Stallungen der Burgherrschaft. Die Öffnungen im Mauerwerk waren wohl für Balken vorgesehen. Insgesamt seien nur zwei Schießscharten gefunden worden.

Beim Bau der auf Fels gründeten Burg wurde Tuffstein aus der Region verwendet und aufwendig bearbeitet. Das erläutert Wössner am Beispiel eines großen Ecksteins. Die Bearbeitungsspuren sind noch sichtbar. Der Stein ist außerdem mit dem Zeichen des Handwerkers signiert. Gefunden wurden 30 solcher Steinmetz-Zeichen, die der Förderverein farbig markierte. Kindern mache es Spaß, diese zu suchen.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Förderverein für die Sanierung der Burg und die Pflege der Anlage eingesetzt. Der Erhalt ist jetzt gewährleistet. Neben regelmäßigen Mäharbeiten gäbe es aber nach wie vor einiges zu tun. Beispielsweise am Hirschgraben: Dort stand einst bei der Zugbrücke das Wächterhaus. "Wir wollen an die Stadt herangehen, dass dieser Bereich gesichert wird", sagt Wössner. Ein große Wurzel ist abgebrochen. Steine könnten herausbrechen und hinunter fallen.

Auf dem Rückweg zum Palas liest Stadtrat Jürgen Herbst etliche leere Bierflaschen im hohen Gras bei der neu angelegten Grillstelle auf. Der Rastplatz wird offenbar gut angenommen, doch das hat seine Schattenseiten. "Es ist grausig", stöhnt Otto Wössner. So manche Besucher hinterlassen ihren Dreck, werfen Bänke um oder erproben unnötig ihre Kräfte. Ein Stein mit Spitzbogen, den normalerweise keine zwei Männer stemmen können, haben Vandalen vom Palas nach unten geworfen. Dennoch: "Mit der Grillstelle sind wir zufrieden", versichert Wössner. Der Förderverein habe sie auch gewollt.

Ein anderes Ärgernis sind die Baumfällarbeiten am Albeckhang. Die Stämme wurden zwar geholt und abtransportiert, aber das Reisig und Kleinholz liegt schon seit Wochen herum. Die abgeholzte Fichte, etwa 15 Meter unterhalb der Hangkante, hatte, so Wössner, eine Höhe von knapp 50 Metern und war wohl um die 100 Jahre alt. Für die GALier ist es völlig unverständlich, dass sie gefällt wurde. Es sind noch weitere große Bäume am Albeckhang niedergemacht worden, wie die GAL-Fraktionsvorsitzende Heidi Kuhring feststellt. Sie hat sich darüber geärgert und will nun im Gemeinderat nachfragen.

Die Albeck umgibt eine faszinierende Natur. An der Südwand beim "Tomatengarten" entdecken die Radfahrer die Bocksriemenzunge, eine unter Naturschutz stehende Orchideenart. Dass hier früher auch Wein angebaut wurde, davon zeugen Reben. "Kommen Sie im Herbst wieder, dann machen wir ein Weinfest", meint Wössner. Die Einladung gilt natürlich auch für das Ruinenfest am 14. Juni. Über die weitere Tour der GAL zur Burgruine Wehrstein und zum Wasserschloss berichten wir noch.