Konzentration ist sehr wichtig bei der Druckvorführung. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Lithografie: Vorführung von einem Fachmann und mit einem Stein von Paul Kälberer

Viele Kunstinteressierte haben die Kunststiftung Paul Kälberer seit der Eröffnung der Sonderausstellung "Erinnerung an 1916 – Paul Kälberer, Otto Dix und der Erste Weltkrieg" besucht. Unlängst lud die Kunststiftung zu einer Druckvorführung mit Frank Hoffmann ein.

Sulz-Glatt. In der sehenswerten, jedoch nachdenklich machenden Kabinettausstellung werden malerische und grafische Arbeiten der beiden Künstler zum Themenbereich des Ersten Weltkriegs gezeigt. Zeithistorische Dokumente Kälberers komplettieren den Rundgang.

Die Atelier-Atmosphäre, der ursprünglich belassene Garten, die Begrüßung durch Kälberers Familie zeigen das Arbeits- und Lebensambiente des Malers und Grafikers. Kälberer, 1896 in Stuttgart geboren, 1974 in Glatt verstorben, lebte und arbeitete von 1927 bis zu seinem Tod in Glatt.

Unlängst lud die Kunststiftung zu einer Druckvorführung ein. Frank D. Hoffmann unterrichtet an der Stuttgarter Kunstakademie Lithografie. Für die Flachdrucktechnik mit dem Lithographiestein wird ein Kalkschieferstein verwendet, der sogenannte Senefelder Stein, genannt nach Alois Senefelder, der den Steinflachdruck 1798 erfunden hat. Er diente zuerst zur Vervielfältigung von Notenblättern. Das neue Verfahren wurde jedoch bald von bedeutenden Künstlern aufgegriffen.

Für die damalige Zeit war die Lithografie eine revolutionäre, bedeutungsvolle Technik gewesen, um Bilder schnell zu vervielfältigen, verglichen mit dem damals üblichen aufwendigeren Kupferstich oder den anderen Hoch- und Tiefdruckverfahren wie die Radierung oder der Holzschnitt. In der heutigen Zeit hat der Offset-Druck als Reproduktionsverfahren die Lithografie natürlich überholt. Sie wird nur noch im künstlerischen Bereich angewandt.

Hinsichtlich der Steinqualität erklärte Hoffmann, dass diese mit seinem Farbton korreliere. Ein gelber Stein sei von minderwertiger Qualität, da er aufgrund seiner molekular offenen Struktur viel Wasser aufnehmen könne und deswegen keinen sauberes Drucken zulasse. Ein grauer Stein sei feinkörniger und liefere bessere Druckergebnisse.

Für die Druckvorführung wählte Hoffmann einen Stein von Paul Kälberer mit dem Motiv "Kühe im Winter" aus dem Jahre 1949. Dann nahm er eine Farbwalze und färbte den Stein ein. Gedruckt werden nur die fettigen Partien. Bei der Lithografie macht man es sich zunutze, dass Wasser und Fett sich gegenseitig abstoßen. Die Stellen, die nicht gedruckt werden sollen, werden mit Gummi Arabikum behandelt, so dass sie die Fette abweisen.

Grundsätzlich, so Hoffmann, könnten mit dem Stein endlos viele Drucke hergestellt werden. Das sei jedoch nicht einfach, betonte er. Außerdem könne der Stein auch brechen. Wichtig sei die Walzgeschwindigkeit, mit der die Farbe aufgetragen werde.

Danach legte er das leicht befeuchtete Druckpapier, in der Regel Büttenpapier, auf die Steinplatte und als zusätzliche Lage noch Zeitungspapier und presste das Papier, das im Druckbereich des Reibers zusammengepresst wird, unter sehr starkem Druck auf den Stein.

Mit großem Interesse verfolgten die Besucher den Druckvorgang auf der Original-Presse von Paul Kälberer. Die Lithografie zeigt keinen Plattenrand wie die Radierung. Manchmal presse sich die Steinkante oder ein Teil von ihr ein, so Hoffmann. Das sei ein schönes Zeichen einer Original-Lithografie. Handpressendruck sei an der Glättung des Papierkorns erkennbar. Eine direkt auf den Stein gebrachte Lithografie zeigt unter der Lupe das ausgeglichene Korn des Steins. Interessant, jedoch schwieriger ist der Mehrfarbendruck. Jede Farbe benötigt einen eigenen Stein und sollte genau übereinander gedruckt werden.