Märchenhafter Nachmittag im Schlossgarten: Das "Rumpelstilzchen" begeistert Jung und Alt. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Glatter Schlossgarten liefert stimmungsvolle Kulisse für "Rumpelstilzchen" / Zahlreiche Besucher

Welche Faszination Märchen heute noch auf Jung und Alt ausüben, war bei der gelungenen Open-Air-Aufführung am Sonntagnachmittag zu spüren, die so viele Kinder und Erwachsene anlockte, dass am Ende nur noch Stehplätze verfügbar waren.

Sulz-Glatt. In ihrer gemeinsamen Vorstellung präsentierten "das chamaeleon – Theaterwelten" und das "Pina Bucci Teatro" das "Rumpelstilzchen" als Familienstück, frei nach den Brüdern Grimm. Trotz der zunächst unsicheren Wetterlage taten die Veranstalter gut daran, an der Aufführung im Freien festzuhalten.

Die lauschige Atmosphäre vor den alten Mauern im Schlossgarten trug wesentlich zur Stimmung des Stücks bei. Wenige Requisiten, geheimnisvolle Geigenklänge von Ralph Thomanek sowie die Spielfreude und Wandlungsfähigkeit der drei Darstellerinnen reichten vor der historischen Kulisse aus, um die Zuschauer aus dem Alltag ins Märchenreich zu entführen. Mit raschen Rollenwechseln, unterstützt mit Musik und Gesang, wurde das Schicksal der schönen Müllerstochter Luisa (Rosa Maria Paz) erzählt, die durch die leichtfertigen Prahlereien ihres mittellosen Vaters (Dorothee Jakubowski) in die scheinbar ausweglose Situation gerät, für den König (ebenfalls Jakubowski, auch als Magd im Einsatz) Stroh zu Gold spinnen zu müssen. Nur mithilfe des geheimnisvollen Männleins (Pina Bucci, auch Bauer und Königsbote) kann die Forderung erfüllt werden, doch es verlangt einen hohen Preis: Errät die zur Königin avancierte Müllerstochter nicht innerhalb von drei Tagen seinen Namen, muss sie ihm ihr Kind überlassen.

Zwar dürften alle Anwesenden das Märchen bereits gekannt haben, doch viele pfiffige Einfälle brachten auch die Erwachsenen zum Schmunzeln und Staunen.

Dazu zählten sowohl der Müller mit schwäbischem Zungenschlag und der König, der den feinen Schokoladenkuchen der Müllerstochter mit der Angelrute auf seine Balustrade hinaufzog, als auch der heisere Hahn, der seine liebe Mühe mit dem morgendlichen Weckruf hatte. Als der goldspinnende Sonderling dann noch Kirschen aus der Linde im Schlossgarten pflückte, kam der König nicht umhin, auf die "leckere Schwarzwälder Kirschtorte im Schlosscafé" hinzuweisen.

Die größte Überraschung war das versöhnliche Ende, das dem engagierten Ensemble um das temperamentvolle Rumpelstilzchen mit seinem deutsch-italienischen Kauderwelsch viel Beifall einbrachte. Dass einige Kinder vor dem Heimweg noch ein paar "Goldfäden" ergattern und sich mit Darstellerin Rosa Maria Paz und ihrem selig schlummernden Baby fotografieren lassen konnten, schuf bleibende Erinnerungen an einen märchenhaften Nachmittag.