Die "Wings MC Fischingen" gibt es seit 40 Jahren. Foto: Wagner

"Wings Motorrad Club" ins Schwabenalter gekommen. Derzeit 17 Mitglieder.

Sulz-Fischingen - Der Wings Motorrad Club (MC) Fischingen ist im Schwabenalter angekommen. Im Sommer feierten die Biker im Rahmen ihrer alljährlichen Sommerausfahrt das 40-jährige Bestehen.

Da staunten die Wochenendspaziergänger nicht schlecht, als sich mehr als 200 Motorradfahrer aus Nah und Fern mit ihren heißen Öfen auf den Straßen in Sulz einfanden. Sie alle waren gekommen, um sich der Sommerausfahrt des "Wings MC Fischingen" anzuschließen um dessen 40. Geburtstag zu feiern. Grund genug auch, sich am großen Lagerfeuer über die erlebten Geschichten (und Legenden) von einst auszutauschen.

Dabei blickten einige der "Member" (Mitglieder) auf ein bewegtes Clubleben zurück. Der Grundstein für die Entstehung des MC wurde im Jahr 1973 gelegt. Im Alter von 16 Jahren kratzten zehn Fischinger ihr letztes Geld für ihre ersten Mokicks zusammen. Wer sich der Clique anschließen wollte, musste sich einem Ausleseverfahren der jungen Männer stellen.

Das Cliquenleben war nicht jedermanns Sache. Der Musik- und Lebensstil sowie das Auftreten der Fischinger galt als Opposition zur "normalen" Gesellschaft. Dennoch wuchs die Gruppe schnell auf 20 Mann heran. Im Alter von 18 Jahren waren die schweren Maschinen das Begehr der Biker. "Mit einer 500er-Honda ›Four oder Four in One‹ war man damals der King", erinnerten sich Mitglieder.

1977 entstand bei der Gründungsversammlung der "Wings MC Fischingen". 38 Gründungsmitglieder kamen in der "Burg" in Fischingen zusammen. Der Name "Wings" sollte den Freiheitsdrang der Mitglieder verdeutlichen, und eine japanische Vierzylinder-Maschine sollte künftig das Clubemblem zieren.

Die Farben des Wappens verdeutlichen bis heute, dass sich der Club dem Fürstentum Hohenzollern/Preußen zugehörig fühlt. Das Emblem auf dem Rücken der "Kutte" blieb nahezu unverändert. Einzig der Schriftzug "Germany" wurde 1979 unterhalb des Rückenemblems ergänzt. Seit der Gründung des MC fanden etliche Motorradtreffen in der Region statt. 1979 stieg die Besucherzahl auf mehr als 1500 Personen, womit der MC eines der größten Motorradtreffs im süddeutschen Raum ausrichtete.

In diesem Zeitraum schossen in Deutschland Motorradclubs wie Pilze aus dem Boden, wodurch letztlich die Rivalität unter den Clubs anstieg. Als es im Jahr 1981 nach einer gemeinsamen Party zu schweren Auseinandersetzungen kam, beschlossen die Fischinger, nur noch sorgfältig ausgesuchte Clubs zu ihren Veranstaltungen einzuladen. Das verkleinerte dann auch den Rahmen der Partys.

Die unruhige Zeit wirkte sich auch auf das Leben in den Clubhäusern aus. So brannte in den 1980er-Jahren das Fischinger Domizil der Biker eines Nachts komplett ab. Die Ursachen sind bis heute nicht gänzlich aufgeklärt.

Ebenso scheuten viele Vermieter sich davor, den "Rockern" eine Immobilie zu vermieten. Die Mitglieder investierten letztlich aus deren Privatkapital in ein altes Haus in Sulz. Das gefiel nicht gerade jedem der Anwohner. Einzig eine ältere Frau in der Nachbarschaft fühlte sich in der Gegenwart der Kuttenträger sicher. "Ich kann auf jeden Fall ruhig schlafen, solange die da sind", soll sie sich damals geäußert haben.

Dennoch mussten die Männer 1991 aus finanziellen Gründen ihr neues Zuhause aufgeben. Erst 2005 fanden die Biker in Sulz wieder eine neue Bleibe, wo sie bis heute zusammenkommen.

Die wilden Zeiten sind mittlerweile längst vorbei. Viele der in den 1980er-Jahren entstandenen Motorradclubs gibt es nicht mehr. Mit den übrigen Clubs in der Region führen die Fischinger ein freundschaftliches Verhältnis.

Auch wenn es um die Fischinger etwas ruhig geworden ist, so zeigen sich diese durchaus aktiv. Nahezu jedes Wochenende schwingen sich die Männer auf ihre Motorräder und nehmen an bis zu 46 Terminen und Ausfahrten im Jahr teil.

Zur Zeit haben die "Wings" 17 Mitglieder. Wer sich ihnen anschließen will, muss sich dafür bewerben und gilt zunächst für ein Jahr als "Hänger" oder "Hangaround". Der Schritt bis zum "Member" führt nur über die Mitgliedschaft auf Probe (Prospect). Hierbei muss der Anwärter nicht nur gewisse Dienste im Club übernehmen, sondern sich auch als loyal und verlässlich erweisen.