Joachim Benedix’Foto-Collagen eröffnen einen besonderen Blick auf die moderne Gesellschaft. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Joachim Benedix zeigt sichtbar gemachte Reflexionen über die Gesellschaft

Von Hanni Vollmer

Das Kloster Kirchberg ist bekannt als Ort der Stille und zahlreichen künstlerischen und spirituellen Akzenten für Körper, Geist und Seele.

Sulz-Renfrizhausen. Zu sehen ist dort seit dem Wochenende Joachim Benedix, ein Künstler der Gegenwart. Die Exponate stehen im Spannungsfeld zur Jahresausstellung mit Werken von Helmuth Uhrig, einem Bildhauer und Glasmaler des vergangenen Jahrhunderts.

Benedix, der über den Kasseler Dekan Jürgen Renner auf den Kirchberg kam, zeigt seine Arbeiten bis zum 18. August im Konventgebäude. Er kombiniert Fotografien oder Teile von Fotografien mit Grafik, Digital- oder Handzeichnungen, die er am Computer technisch perfekt zu Collagen montiert. In seinen gegenständlichen Darstellungen, die zum Verständnis allerdings Hintergrundinformationen benötigen, verbinden sich Reflexionen über Politik, Psychologie oder Philosophie. In die Bildsprache des Media-Künstlers, die Sichtbarmachung von Problemen und Sachverhalten, muss sich der Betrachter allerdings erst hineinlesen.

Suchbilder lassen Probleme sichtbar werden

Einige seiner Bildfindungen sind im wahrsten Sinne Suchbilder wie "Die Märchenwelt" oder "Die Schöpfung". Das Bild "Rohrschach" ist eine leicht ironische Aufforderung, in den Teilbildern etwas zu entdecken und frei zu assoziieren. Titel und Motiv orientieren sich auf den tiefenpsychologischen Rorschachtest.

Andere Bilder sind eher politisch, so "Das Auge" – schaut es hinein und dahinter sind noch viele, die kommen wollen – oder schaut es heraus mit dem Hinweis "Wir sind voll?" Das Exponat "Die Gerüchtemaschine" hingegen ist voll Ironie, denn Gerüchte sind hässlich und werden in machtzentrierten Systemen gerne instrumentalisiert.

Auch viele andere Bilder, wie "Disruption", sind ironisch gemeint. Für Benedix ist der Wirbel um diesen Begriff in den Wirtschaftswissenschaften wenig fundiert. In seinen Stadtansichten macht er nicht Sichtbares sichtbar, so am Beispiel seiner Heimatstadt "Kassel poppig" oder an anderen Städten. "Das Licht am Ende des Tunnels" und "Das Meer der Stille" zeigen dagegen Surreales. Benedix’ Drucke, als Poster gestaltet, haben dasselbe Mittel-Format. Pro Motiv werden maximal drei Drucke angefertigt.

Benedix, Jahrgang 1956, studierte Psychologie und Sozialwissenschaften in Göttingen, promovierte am Institut für Arbeitswissenschaft der Universität Kassel und ist seit 1996 Leiter des Personal- und Organisationsteams der Stadt Kassel. Im Jahre 2008 trat Benedix zum ersten Mal mit seinen Werken an die Öffentlichkeit.

Benedix Erfahrungen spiegeln sich in seinen Werken wider

Seine Kunst und Rhetorik spiegeln seine langjährige berufliche Erfahrungen und seine Beobachtungen wider. Aber ebenso wie seine Profession regen ihn gesellschaftliche oder philosophische Themen an und geben ihm Impulse für seine künstlerische Arbeit. Die Bildende Kunst bietet viele Medien und Techniken der Darstellung. Für digitale Bildcollagen hat sich der Künstler auch deshalb entschieden, weil er jahrzehntelange Sachkenntnisse in Präsentationstechniken und Grafikprogrammen hat. Daraus hat sich die ihm eigene Bildsprache entwickelt.