Der Projektchor singt Heimatlieder. Foto: Schwarzwälder-Bote

Veranstaltung: Remigiuskirche ist ortsbildprägend / Rüth: Historische Bedeutung muss präsent bleiben

Sulz-Bergfelden. Die Remigiuskirche im Modellformat 1:20 war der Blickfang rechts vor der Bühne der Dickeberghalle. Sie stand auch im Mittelpunkt der Vortragsveranstaltung am Freitag, die gleichzeitig Auftakt des Bergfelder Dorffestes vom 7. bis 9. Juli unter dem Motto "500 Jahre Remigiuskirche – die Kirche bleibt im Dorf" war.

Ortsvorsteher Martin Sackmann begrüßte unter anderem den Landtagsabgeordneten Emil Sänze, Kreisarchivar Bernhard Rüth, Bürgermeister Gerd Hieber und Pfarrer aus dem Dekanat Sulz. Im Laufe des Abends gab es viele Dankesworte. Sie galten besonders Archivar Siegfried König, der bei der Erforschung der Bau- und Kunstgeschichte der Remigiuskirche zusammen mit Alfred Danner aus Oberndorf den Wissenschaftlern Joachim Zeune und Katharina Herrmann zugearbeitet hat. Die Ergebnisse sind nun in einem neuen Kirchenführer zusammengefasst. Hier sei Erwin Stocker Initiator und Ideengeber gewesen, teilte Sackmann mit. Stocker hatte wegen des Kirchenjubiläums Kreisarchivar Rüth angesprochen, und dieser empfahl, da Forschungslücken bestanden, die Baugeschichte der Wehrkirche von Fachleuten untersuchen zu lassen und in einem Kirchenführer zu veröffentlichen. Dieser ist mittlerweile gedruckt: Die Kosten von 12 000 Euro finanzierten die evangelische Kirchengemeinde, die Stadt und Sponsoren.

"Die Kirche prägt unser Ortsbild und ist der Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinde", betonte Sackmann. Die Bergfelder schätzten ihre Kirche. So sei der Erlös des ersten Dorffestes 1987 in Höhe von 87 000 Mark für die Kirchturmrenovierung gespendet worden. An der Wehrmauersanierung, die im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, seien zahlreiche freiwillige Helfer beteiligt gewesen.

"Wir feiern Kulturgeschichte", stellte Bürgermeister Gerd Hieber fest. Die Bergfelder Kirche sei als Denkmal auf eine Ebene zu stellen mit dem Glatter Wasserschloss, dem Kloster Kirchberg und der Burgruine Albeck. Die Stadt sei in den vergangenen rund 20 Jahren am Erhalt der gesamten Kirchenanlage in Bergfelden partnerschaftlich beteiligt gewesen. Außerdem gebe es die Ausscheidungsurkunde von 1898, nach der die Stadt 50 Prozent der Bergfelder Mesnerbesoldung und jährlich 75 Euro als Anteil fürs Brennholz an den Pfarrer zahlen muss. 500 Jahre Reformation sei eine Bürgerbewegung, meinte Hieber. Das sei in Bergfelden spürbar mit dem Engagement der Bürger bei der Wehrmauersanierung.

Zur Einführung in die anschließenden Expertenvorträge zeigte Bernhard Rüth stichwortartig die historische Entwicklung Bergfeldens auf. Der Ort wurde 1222 erstmals urkundlich erwähnt, jedoch reichte die Siedlungsgeschichte bis in die Jungsteinzeit zurück. Im 7./8. Jahrhundert gab es möglicherweise eine von fränkischen Siedlern gegründete Talgenossenschaft. Auf fränkischen Einfluss sei auch das 1366 erstmals bezeugte Remigius-Patrozinium der Dorfkirche zurückzuführen. Die Bergfelder Pfarrkirche war bis 1503 die Mutterkirche der Sulzer Stadtpfarrkirche. Die Reformation ist in den 1530er-Jahren eingeführt worden. 1808 kam Bergfelden zum Oberamt Sulz, 1972 wurde der Ort in Sulz eingemeindet und gehört seit 1973 zum Landkreis Rottweil. Mit der Wehrkirche und dem befestigten Kirchhof verfüge Bergfelden über einen Baukomplex, der die kulturelle Identität der Ortschaft sichtbar präge und dessen historische Bedeutung präsent gehalten werden sollte, betonte Rüth.

Die Veranstaltung ist musikalisch umrahmt worden von einer Bläsergruppe mit Sonja und Ernst Schmid sowie Bernd und René Klaiber, den in barocken Kostümen auftretenden Flötistinnen Jeanine Geissler und Anja Schäuble sowie dem Projektchor mit Dirigent Hermann Schupp. Die Sänger, in der Tracht des Nachtwächters, sangen Heimatlieder.