Die Journalistin Irene Ferchl führt mit dem Bildhauer Ubbo Enninga (links) und dem Maler Horst Peter Schlotter (rechts) ein Gespräch über Kunst. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

In die Realismus-Schublade lassen sie sich nicht stecken: mit den Künstlern Enninga und Schlotter im Gespräch

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Den einen interessieren Menschen, im Werk des anderen finden sich allenfalls Teile von Menschen. So unterschiedlich die Arbeiten des Bildhauers Ubbo Enninga und des Malers Horst Peter Schlotter sind: "Es geht harmonisch zusammen", fand die Stuttgarter Journalistin Irene Ferchl.

Im Gespräch mit Enninga und Schlotter, die seit November vergangenen Jahres in der Stadthalle Skulpturen und Bilder ausstellen, versuchte sie am Sonntag im Foyer des Backsteinbaus, sich der Kunst der beiden anzunähern. 30 Interessierte hörten nicht nur zu, sondern mischten sich, was durchaus erwünscht war, zum Teil auch in die Diskussion mit ein.

Was bei Enninga manchen Betrachter irritiert, sind die martialischen Nägel in den Köpfen seiner Figuren. Er lässt noch weitere Spuren seiner Arbeit einfach sichtbar. "Das ist keine Masche", versicherte er den Zuhörern. Nägel und Gusskanäle sind für den Arbeitsprozess notwendig. Von Fall zu Fall belässt Enninga sie an der Figur und gibt ihr damit eine zusätzliche Aussage.

Enninga bezeichnete seine Plastiken als "Selbstporträts der Seele". Den Satz, "als Künstler zieht man sich nackt aus", konnte Horst Peter Schlotte allerdings nur für die Plastiken gelten lassen, nicht aber für seine Malerei. Nichtsdestoweniger ist es für ihn wichtig, wie er sagte, eine Sprache zu finden, um sich mitzuteilen. Was nicht heiße, dass er dabei von jedem verstanden werden müsse.

Zum besseren Verständnis der Bilder kann es jedenfalls sinnvoll sein, auch etwas über die angewandten Techniken zu wissen. Bei Schlotter sind es zum Teil mehrere übereinandergelagerte Arbeitsweisen. Er nutzt auch den Scanner für seine Kunst. Der Ausgangspunkt eines Bildes ist bei ihm dann aber oft nicht mehr zu erkennen. Was beispielsweise wie ein Rüssel aussieht, ist eigentlich das Ende eines Borstenwurms. So kann man sich täuschen.

Enningas Fokus liegt ganz auf dem Menschen. Sein Hauptanliegen sei, den Menschen in seiner Gesamtheit zu betrachten und ihn als geistig-seelisches Wesen zu zeigen. Schlotter räumte ein, die ganze menschliche Figur noch nicht zu einem Thema gemacht zu haben. In dem Zusammenhang stellte sich die Frage nach dem Realismus im Werk der Künstler. Enninga liegt viel daran, dass die Anatomie weitgehend stimmt. Doch in die Realismus-Schublade lässt er sich ungern stecken. "Es sind idealistische Figuren", erklärte sein Gegenüber Schlotter. Der Maler wiederum betonte, dass er selber nie eine Realität darstellt.

u Die Ausstellung mit Skulpturen von Ubbo Enninga und Bildern von Horst Peter Schlotter im Foyer der Stadthalle ist ab kommenden Freitag bis Sonntag jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr letztmals zu sehen.