Jugendgruppe des Theaterclubs führt eigenes Stück auf / "Der Besuch der alten Dame" ist ein zweites Projekt

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Der Theaterclub Sulz mit Leiterin Ursula Weber plant neue und spannende Projekte. Die Mehrgenerationengruppe will den "Besuch der alten Dame" aufführen. Die Jugendgruppe beschäftigt sich mit den "Schwabenkindern".

Die Mehrgenerationengruppe, Spieler zwischen elf und 70 Jahren, hat sich mit ihrem sehr erfolgreichen Erstlingsstück "Herz eines Boxers" inzwischen etabliert. Die jüngste Aufführung fand vor vollem Haus am vergangenen Samstag im Kursaal des Glatter Wasserschlosses statt. Jetzt hat sich die Gruppe mit "Der Besuch der alten Dame" ein neues Stück ausgesucht, übrigens auf Vorschlag der Abiturienten, die sich für die Tragikomödie von Friedrich Dürrenmatt aussprachen und sowohl ihre Spielleiterin als auch die anderen Darsteller überzeugten.

Dürrenmatt hat das Stück in den 1950er-Jahren geschrieben. Die "alte Dame", die als schwangere junge Frau unter Schimpf und Schande ihre Heimatstadt verlassen musste, ist eine superreiche Großunternehmerin. Nach 45 Jahren nimmt sie nun bittere Rache. Mit ihrem vielen Geld bringt sie die Bürger ihrer Heimatstadt dazu, ihre Jugendliebe, Alfred Ill, zu töten.

Die Mitwirkenden haben nach den ersten Proben schon genaue Vorstellungen von diesem grotesken Werk. Sie wollen sich von bisherigen Aufführungen abheben und eine eigene Deutung der Thematik entwickeln. So entsteht etwas Eigenes, das den Reiz des eigentlich bekannten Stoffes ausmacht. Geplant ist etwa, die Handlung am Sulzer Bahnhof mit der Ankunft der "alten Dame" starten zu lassen. "Das hat Eventcharakter", verrät Ursula Weber.

Auftreten wird auch ein Chor, geleitet vom früheren Konrektor der Sulzer Realschule, Hermann Schupp, mit Liedern wie "Skandal um Rosi" oder "Muss i denn zum Städtele hinaus". Es werden sowohl von den jungen als auch älteren Spielern viele Ideen eingebracht, ohne dass dabei am Originaltext Dürrenmatts viel verändert wird.

Die jüngste Gruppe des Theaterclubs besteht aus Schülern im Alter von elf bis 15 Jahren, die sich vor einem Jahr getroffen haben. Auch sie haben sich den Stoff, "Schwabenkinder", selbst ausgewählt und erarbeitet. Sie werteten zahlreiche Quellen aus. In Szenen stellen sie dar, wie es den Kindern erging, die aus purer Not auf einem beschwerlichen Marsch über die Alpen ins Oberschwäbische geschickt wurden, um bei den dortigen reichen Bauern zu arbeiten und damit ihre Eltern zu entlasten.

Obwohl die Handlung im Bodenseeraum spielt, ist der Bezug zur Migrations- und Flüchtlingsthematik auch in Sulz aktuell. Die Zuschauer sollen selbst Parallelen zu heutigen Geschehnissen ziehen, beispielsweise zur Kinderarbeit in anderen Teilen der Welt oder zu Menschen, die in der Fremde ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Die jungen Akteure bringen in dem dokumentarischen Theaterstück eigene Kommentare mit ein. Sie probieren verschiedene Spielformen aus, improvisieren und legen die Szenenfolge fest. Nicht einfach war die Frage, ob im Dialekt gesprochen wird. Die Gruppe hat sich dann für die schwäbische Klangfärbung entschieden, zumal die Kinder aus Österreich oder Italien auf den Bauernhöfen wohl auch Schwäbisch sprachen. u Die beiden Theaterstücke sollen ein Beitrag für das Stadtjubiläum 1225 Jahre Sulz sein. Die Premiere "Schwabenkinder-Bettelvolk" ist am Sonntag, 19. April, ab 17 Uhr in der Stadthalle. Bereits am Freitag, 30. Januar, findet ab 15.30 Uhr eine Info-Veranstaltung zu den Schwabenkindern in der Stadthalle statt. "Der Besuch der alten Dame" wird am Samstag, 9. Mai, ab 20 Uhr in der Sulzer Stadthalle aufgeführt.