Richard Heindel war früher ein passionierter Sammler / In der eigenen Werkstatt werden die Stücke restauriert

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Die Sammelleidenschaft hat bei Richard Heindel inzwischen nachgelassen. Früher, erzählt der Sulzer, sei er auf der Suche nach Raritäten viel unterwegs gewesen. Aber der Reiz ist immer noch da, auf dem Flohmarkt etwas zu erwerben, wenn es ihn interessiert.

Antiquitäten sind im ganzen Haus verteilt. Er zeigt auf eine Pendeluhr, die wohl um 1900 angefertigt worden ist. "Die ist aus Sigmarswangen", erzählt er.

Andere Uhren, die daneben hängen, sind noch älter, so die Schwarzwald-Schilderuhr. Es sind schöne Stücke, die auch in einem Uhrenmuseum bewundernde Blicke anziehen würden.

Dies gilt auch für die französische Kaminuhr aus Messing aus dem Jahr 1870. "Die war mal teuer", erinnert sich Heindel. Heute, glaubt er, sind solche Gegenstände günstiger zu haben. Die Älteren sammeln kaum noch, die Jungen, erklärt er, wollen die Antiquitäten nicht mehr haben und verscherbeln sie.

"Das ist ein Wein- und Mostkrug", setzt Richard Heindel seine kleine Führung durchs Haus fort. In der Küche hat er mehrere Malzhäfen und Backformen aufbewahrt.

An der Wohnzimmerwand hängen sechs Pistolen, alle in etwa aus dem Jahr 1700. Eine davon stammt aus St. Blasien und ist eine richtige Rarität. Dort seien über einen Zeitraum von allerdings nur 40 Jahren einmal Waffen hergestellt worden. Heindel ist überzeugt, dass die alten Pistolen heute noch funktionsfähig sind. Ein Exemplar hat sogar ein Steinschloss. Zwei weitere baugleiche Pistolen gehörten einem Wittershauser Handwerker, der sie an den Gerichtsvollzieher abtreten musste. Das Pfandsiegel hat Heindel auch noch.

Neben Pistolen sammelte Heindel Säbel und Degen von französischen, russischen, englischen und österreichischen Offizieren. Schön verzierte Biergläser befinden sich zusammen mit kleinen Puppen in Schwarzwälder Tracht und Bollenhut, Tierfiguren aus Porzellan und historischen Automodellen in einem Schrank. Ein Teil seiner Sammelstücke bekam Heindel von Bekannten. Zwei Buttermodeln sind aus dem Viehhaus, das vor vielen Jahren abbrannte. "Das ist ein Essigfass aus einem Haus in der Sulzer Mühlstraße", sagt er. Oft fuhr er in den 1980er-Jahren auf die Schwäbischen Alb. In Offenhausen bei Reutlingen besuchte er in einem Gasthaus die dort regelmäßig abgehaltenen Sammlerabenden. In Frommern bei Balingen und in Hechingen gab es weitere Treffpunkte. Manchmal verkaufte er selber alte Stücke, um sich von dem Geld wieder andere Antiquitäten, die ihm besser gefielen, zu kaufen.

Richard Heindel war Mechaniker von Beruf. Seine Werkstatt im Erdgeschoss ist wie ein kleiner Industriebetrieb mit Schleifmaschinen, Bandsäge, Bohrmaschinen und Schleifbock eingerichtet. Hier werden reparaturbedürftige Sammelobjekte restauriert.

Seine jüngste Errungenschaft ist übrigens ein gebundenes Jubiläums-Buch des Schwarzwälder Boten "Erzählschatz aus hundert Jahren" vom Jahr 1935. Auf dem Flohmarkt in Schiltach hatte er es erworben.