Stöbern erlaubt: Interessiert schauen sich die Besucher die Ordner und Alben mit historischen Fotos, alten Zeitungsartikeln und Dokumenten an. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Stadtarchivare zeigen historische Aufnahmen und Dokumente von den Neckarwiesen

"Tolle Sachen": Altbürgermeister Peter Vosseler, selbst ein Sammler, war von der Ausstellung des Stadtarchivs mit Schwerpunkt Neckarwiesen begeistert.

Sulz. Ausgelegt waren nicht nur zahlreiche historische Fotos, hauptsächlich von der Buntweberei und den Steeb-Werken, sondern auch etliche Dokumente, darunter der Ansiedlungsvertrag der Buntweberei von 1897 oder ein Schriftstück, das 1945 bestätigt, dass die Buntweberei in Sulz Schweizer Gesellschaftern gehörte und daher nicht von den Franzosen demontiert werden konnte. Das sicherte nach dem Zweiten Weltkrieg 500 bis 600 Menschen ihren Arbeitsplatz, wie Herwart Kopp erläuterte. Die Dokumente beeindruckten besonders Armin Braun vom Kreisarchiv Rottweil. Er bewunderte die kolorierten Pläne. Die zahlreichen Besucher konnten in Alben stöbern und die auf den Tischen liegende Fotos näher betrachten. Erinnerungen wurden wach: "Ich war ein alter Steebler", verriet der Sulzer Unternehmer Volker Bertram. Vor 60 Jahren hatte er in den Steeb-Werken seine kaufmännische Lehre absolviert. Wie es in dem Werk früher aussah und wie dort gearbeitet wurden, zeigten eindrucksvoll professionell gemachte Aufnahmen von Hermann Wiedenmann.

Innerhalb einer halben Stunde gelang es Hauptamtsleiter Hartmut Walter, 100 Jahre Neckarwiesen Revue passieren zu lassen. Die ersten Bilder von diesem Gebiet entstanden 1908.

Die Buntweberei hatte in den 1930er-Jahren rund 800 Mitarbeiter. Ein Foto aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigte fast nur Frauen. Die Besucher tauchten ein in die Arbeitswelt der 1950er- und 1960er-Jahre. Damals gehörten zur Buntweberei auf dem heutigen Parkplatz des Backsteinbaus noch Krautländer und Gemüsebeete.

Während von der Buntweberei zahlreiche Bilder existieren, hatte Walter nur ein einziges von der Bundeswehrzeit. Ein paar mehr, aber auch nicht allzu viele, gibt es von den Steeb-Werken. Walter zeigte ein seltenes Foto vom Unternehmer Christian Steeb zusammen mit Volksbank-Vertretern und dem damaligen noch jungen Bürgermeister Peter Vosseler.

Wie sich die Neckarwiesen schließlich veränderten, das verdeutlichten die Luftbilder von dem Gelände. Das letzte Foto stammte vom Brand des Metallveredelungswerks im vergangenen Jahr.

Einige der Besucher brachten zu der Ausstellung weiteres Fotomaterial mit. Stadtarchivar Paul T. Müller appellierte denn auch, "alte Sachen" nicht wegzuwerfen. "Geben sie es ans Archiv, dort wird es für die Nachwelt erhalten", sagte er. Nach der großen Resonanz dieser Ausstellung ist für Hartmut Walter eine Wiederholung, eventuell sogar in der Stadthalle, mit anderen thematischen Schwerpunkten denkbar. Material gäbe es genug, etwa von der Neckarkorrektur.