Dieses undatierte von OceanGate Expeditions herausgegebene Foto zeigt Mitarbeiter des Unernehmens bei der Arbeit im Inneren des Tauchboots Titan, mit dem die Wrackstelle der Titanic besucht wird. Foto:  

Die Rettungsmission für die vermissten Titanic-Abenteurer an Bord des Tauchboots Titan nähert sich einer kritischen Schwelle, an der es kaum noch Hoffnung auf Überleben gibt.

Noch ist völlig unklar, was mit dem Tauchboot Titan im Atlantik, rund 600 Kilometer südöstlich vor Kanada passiert ist. Sollte es aber noch intakt sein, setzt der vorhandene Sauerstoffvorrat Grenzen für ein Überleben an Bord.

Selbst wenn das im Atlantik vermisste Tauchboot bald gefunden würde, kann es Experten zufolge unter Wasser nicht mit frischem Sauerstoff versorgt werden. „In dieser Tiefe gibt es wirklich keine Möglichkeit, Sauerstoff hineinzubekommen“, sagt der Meeresforscher Tom Dettweiler. „Es gibt keine Öffnung oder ähnliches, durch die Sauerstoff eindringen könnte.“

Wie kann das Tauchboot geborgen werden?

Die einzige Lösung wäre, die Titan so schnell wie möglich nach oben zu bringen, die Luke zu öffnen und zu den Menschen zu gelangen, betont Dettweiler, der 1985 an der Suche und dem Fund des Titanic-Wracks beteiligt war.

Aber selbst, wenn die Kapsel geortet wird, könnte eine Bergung einige Zeit in Anspruch nehmen. In der Nähe der Titanic sind die Bedingungen schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist riesig.

Das Tauchboot aus großer Tiefe an die Oberfläche zu bringen, würde aber vermutlich mehrere Stunden dauern, betont der Forscher. „Es ist einfach so, dass wir es mit einer großen Entfernung und schwierigen Bedingungen zu tun haben.“

Wie lange dauert ein Tauchgang zur Titanic?

Die Titanic war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Der reine Tauchgang zu der in 3820 Metern Tiefe ruhenden Titanic dauert rund drei bis vier Stunden. Mit einem Mini-U-Boot wie der Titan tauchen ein Pilot, zwei bis drei Passagiere und ein Titanic-Experte hinab zum Schiffswrack.

Auf unserer Karte sehen Sie, wo das Wrack der Titanic liegt.

So beschreibt eine Passagierin den Tauchgang?

Ein normaler Tauchgang nehme in der Regel mit Auf- und Abtauchen rund zehn Stunden in Anspruch, sagt die ZDF-Reporterin Brigitte Saar, die schon selbst zum Titanic-Wrack hinabtauchte. „Die ersten 2,5 bis drei Stunden sinke die Kapsel auf den Meeresgrund.“

Da es weder Heizung noch Klimaanlage gebe, wechsele im Boot während der Fahrt die „Temperatur von ganz warm zu ganz kalt“, sagt Brigitte Saar im „ZDF“. „Es wird Stück für Stück kälter.“ Die Wassertemperatur beim Wrack der Titanic betrage schließlich um die zwei Grad Celsius.

Was geschieht während des Tauchgangs?

Bereits bei 50 Meter Wassertiefe umhüllt ewige Finsternis die Kapsel. Um Strom zu sparen, bleibt im Inneren nur die Notbeleuchtung an. Gleichzeitig fällt die Temperatur mit jedem Meter, an den Wänden bilden sich Wassertropfen, berichten Augenzeugen.

Wer ist an Bord der Titan?

An Bord der Titan befindet sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als „Monsieur Titanic“ bekannte Franzose gilt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners.

Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist der Chef der Betreiberfirma Oceangate Expeditions, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Nach Angaben des Betreibers hat die 6,70 Meter lange Titan ausreichend Sauerstoff, um fünf Menschen für 96 Stunden zu versorgen. Aber auch danach würden Menschen zunächst wahrscheinlich erst einmal bewusstlos und seien nicht gleich tot, erklärt Kenneth Ledez, Professor für Überdruckmedizin.