Fluggäste gehen in München am leeren Check-In-Schalter der Lufthansa vorbei. Die Streiks bei den Lufthansa-Piloten gehen weiter. In Stuttgart sollte es an diesem Samstag nicht zu einem Streik kommen. Foto: dpa

Glück im Unglück für Lufthansa-Reisende im Südwesten: Nach Flugausfällen in den vergangenen Tagen dürften sie an diesem Samstag nicht von den Streiks betroffen sein. Doch bei der Lufthansa tut sich schon die nächste Baustelle auf. Das Bodenpersonal will mehr Geld.

Frankfurt - Immerhin setzt man sich am Montag wieder einmal zusammen: Allerdings nicht die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) und die Lufthansa. Sondern Vertreter der Gewerkschaft Verdi und der Airline. Es geht um die Tarifverhandlungen der 33 000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden und der wenigen von Verdi vertretenen Flugbegleiter. Die hatten in den letzten Tagen weniger zu tun, weil die Piloten am Samstag den vierten Tag hintereinander streiken.

„Da tut sich nichts. Es gibt derzeit keine Gespräche“, sagt Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf. VC-Verhandlungsführerin Ilona Ritter schiebt der Lufthansa den schwarzen Peter zu. „Seit Beginn der Streiks am Mittwoch hat sich die Lufthansa nicht gemeldet“, sagte sie den Stuttgarter Nachrichten. Bei der Airline gebe keinen „ernsthaften Einigungswillen“. Kritik an den Piloten kommt vom Luftfahrtverband BDL. Die Streiks seien längst unverhältnismäßig, klagt BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch.

Am Freitag mussten rund 1000 Lufthansa-Passagiere in Stuttgart zum zweiten Mal innerhalb einer Woche auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Alle 18 Flüge am Freitag von und nach Frankfurt und München wurden gestrichen. Wie schon am Mittwoch hatte die Pilotengewerkschaft für den Kurz- und Mittelstreckenverkehr zu einem ganztägigen Arbeitskampf aufgerufen.

Außerdem wurden vier Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings von und nach Rom und Bari gestrichen. Grund war ein Fluglotsenstreik in Italien. Etwa 300 Fluggäste waren betroffen. Deutschlandweit hatte die Lufthansa am Freitag 790 Kurz- und Mittelstreckenflüge mit zusammen rund 94 000 betroffenen Passagieren gecancelt.

Stuttgart dürfte nicht betroffen sein

Heute sieht es für Passagiere im Südwesten offenbar besser aus: Die Landeshauptstadt dürfte an diesem Samstag nicht von den Streiks betroffen sein. Das teilte der Stuttgarter Airport am Freitag mit. Die Gewerkschaft Cockpit hat die Piloten für Samstag zu Streiks bei Langstrecken und Frachtflügen aufgerufen. Diese finden am Flughafen in der Landeshauptstadt aber nicht statt.

Anlass für die mittlerweile zwölfte Streikwelle ist das Scheitern der Tarifgespräche zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit. Der größte Streitpunkt betrifft die Übergangsversorgung bis zur Rente der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Es geht aber auch um die Betriebsrenten und Gehälter der Piloten.

Schwierige Gespräche stehen bei der Lufthansa auch beim Bodenpersonal an. Die Gewerkschaft Verdi will bei den anstehenden Tarifverhandlungen nicht über die Betriebsrenten sprechen. Man gehe mit einer einfachen Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld in die am Montag in Frankfurt beginnenden Verhandlungen, teilte die Gewerkschaft am Freitag mit. Neben dem Konflikt mit den Piloten ist die Tarifrunde mit Verdi eine weitere Baustelle für die Lufthansa.

Lufthansa will die Betriebsrenten auf Festzuschüsse umstellen und hat wegen der stark steigenden Pensionslasten die Tarifverträge für sämtliche Beschäftigtengruppen in diesem Punkt zum Jahresende 2013 gekündigt. Bislang hat der Konzern den Mitarbeiter feste Betriebsrenten mit hohen Zinssätzen garantiert. Die alten Tarifverträge wirken in diesem Punkt nach, so dass die Beschäftigten bis zu einer Neuregelung noch die hergebrachten Rentenbausteine erhalten. Ein Lufthansa-Sprecher bezeichnete die Gehaltsforderung als „deutlich überzogen“ angesichts der angespannten Wettbewerbssituation.