Austausch in lockerer Atmosphäre: Beim Asyl-Café im Gemeindehaus Conweiler können sich Bürger und Asylbewerber kennenlernen. Der junge Pakistaner Awan Abu Sufyan zeigt Jutta Bürkle-Hautsch im Atlas, wo er herkommt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Begegnung zwischen Bürgern und Flüchtlingen in Conweiler / Deutsch-Kurs zeigt schon beachtliche Erfolge

Straubenhardt. Im Deutschkurs sitzen sie seit einiger Zeit nebeneinander – Moheb Samadi und Ludwig Mahler aus Straubenhardt. Bisher gab es jedoch keine Gelegenheit, den Afghanen zu fragen, wie er nach Deutschland gekommen ist. Überhaupt war es schwierig, mit dem im Holzbachtal untergebrachten Asylbewerber zu reden. Heute geht das: Beim Asyl-Café im evangelischen Gemeindehaus Conweiler tauschen sich der Flüchtling und der Straubenhardter entspannt aus.

"Vor fünf Wochen wäre das noch nicht möglich gewesen", freut sich Mahler über die ersten Erfolge des neuen, drei Mal pro Woche stattfindenden Deutschkurses durch Ehrenamtliche. Es sind weitere, lebhafte Gespräche im Gang zwischen Deutschen und Menschen vieler Nationen. Sie stammen aus Mazedonien, Indien oder Gambia.

Auf den Tischen liegen Obst, Reis und andere, über Spenden finanzierte Lebensmittel zum Mitnehmen bereit – auch Okra, ein Gemüse, das sich die Afrikaner gewünscht hatten. Rund 50 Gäste sind ins Gemeindehaus gekommen, davon 20 Asylbewerber aus der Sammelunterkunft Holzbachtal, sechs aus Neuenbürg. Sie wurden von Bürgern mit Bus und Auto abgeholt und anschließend heimgebracht.

"Sprechen Sie mit jemandem, mit dem Sie noch nicht gesprochen haben", ermutigt Pfarrer David Gerlach die Gäste, die ihre Plätze tauschen. Jutta Bürkle-Hautsch geht mit einem Atlas zu dem jungen Pakistaner Awan Abu Sufyan, der erzählt, wo er herkommt, und dass er weite Strecken zu Fuß zurückgelegt hat.

Daniela Merkle knüpft erste Kontakte mit Smajli Sutki aus dem Kosovo, der seit elf Jahren auf seine Anerkennung wartet. Die Vorsitzende des Kirchengemeinderats hat das Asyl-Café mit Pfarrer Gerlach, Angela vom Baur und Heidi Frohner-Binder im September 2013 ins Leben gerufen. "Wir überlegen nicht, wir machen einfach", sagt Merkle.

In ihrem Keller daheim habe das erste Treffen stattgefunden – mit vier, fünf Leuten. Damals ging es vor allem darum, den Menschen Lebensmittel zu schenken, die sie sonst nicht bekommen. Inzwischen hat sich daraus ein Begegnungsort entwickelt, der unter dem Leitziel "Zu Gast bei Freunden" steht und gut angenommen wird.

"Das Vertrauen ist gewachsen", erzählt Gerlach, der vor allem die gelebte Menschlichkeit der Flüchtlinge und Ehrenamtlichen schätzt. Zehn, elf Leute seien von Anfang an dabei; doch immer wieder kämen auch Neue. Gerlach versteht den Freundeskreis als loses Netzwerk, in das sich jeder einklinken kann.

Heute hat der Pfarrer einen Film über das Asylverfahren in Deutschland gezeigt – "vor allem für die Deutschen, die oft nicht Bescheid wissen". Dieser wurde parallel übersetzt von Saeed Riazati aus dem Iran, der als anerkannter Flüchtling mit seiner Familie in Ottenhausen wohnt und verschiedene arabische Sprachen spricht. Henriette Vennemann dolmetschte zudem ins Englische.

"Die Atmosphäre wird von Mal zu Mal lockerer", erzählt Albert Weckesser, der zwischendurch auf einer Djembe trommelt. Der Inder Singh Amrinder schaut ihm nachdenklich zu und strahlt vor allem eines aus: Dankbarkeit.

Das Asyl-Café findet jeden letzten Donnerstag ab 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Conweiler statt.