Spezialkräfte im alten Ottenhäuser Pfarrhaus / Kirchenbücher kommen nach Stuttgart
Straubenhardt-Ottenhausen. Mit einem Autokran wurde bei Renovierungsarbeiten ein voluminöser Tresor aus dem Dachgeschoss des Ottenhäuser Pfarrhauses entfernt. Vier Stunden Arbeit für vier Spezialkräfte kostete der Koloss mit einer Tonne Gewicht und fast eineinhalb Metern Höhe, ehe er in einer mobilen Schwerlastbox abgesetzt war.
Ein Rätsel bleibt den Mitgliedern der Kirchengemeinde, wie das Ungetüm einst ins Pfarrhaus gekommen war. "Wahrscheinlich über die Dachgaube, die im Rahmen einer Aufstockung entstand", vermuten Pfarramts-Sekretärin Marianne Stiegele und Kirchengemeinderat Gustav Bott. Der ehemalige Kirchenälteste Otto Schneider fügte an, dass der Tresor wohl erst an Ort und Stelle mit Beton ausgegossen sowie mit mehr Muskelkraft als mit Motorhilfe ins Dachgeschoss des mehr als 200 Jahre alten Gebäudes transportiert worden war. Wann das Ungetüm aufgestellt worden war, ist ebenfalls nicht mehr festzustellen. Mehr als 70 Jahre dürfte er alt sein. Schneider erinnert sich, dass bereits zu Zeiten von Pfarrer Eberhard Drgala, der 1949 in Ottenhausen war, zeitweise kein Schlüssel existierte und ein Schraubenzieher sowie viel Muskelkraft zum Öffnen nötig waren.
Warum ein so schweres, feuersicheres Exemplar angeschafft worden war, ist eine weitere Frage. Möglicherweise wurden Opfergelder darin verwahrt. Schneider spekuliert sogar, dass mancher sein Erspartes in unsicheren Zeiten dem Pfarrer anvertraute. Fest steht, dass ein unersetzbarer Schatz bis zuletzt im Tresor lag: Die alten Originalkirchenbücher der evangelischen Pfarrei Ottenhausen beginnend im Jahr 1559.
Auch alte Protokollbücher, die Aufschluss über die Lebensumstände in alter Zeit geben, wurden dort gelagert. Sie sind ins kirchliche Landesarchiv nach Stuttgart gebracht worden, und ein Teil nach Gräfenhausen in den – nicht ganz so voluminösen – Tresor der Kirchengemeinde.
