Corinna Kaspar gehört zu den Trainingspartnern von Zaman Rahimi. Foto: Schwarzwälder-Bote

Asylbewerber Zaman Rahimi macht regelmäßig Sport / Conweiler Bürger zeigen große Hilfsbereitschaft

Mitglieder der Grünen Liste Straubenhardt, der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde und andere planen einen Freundeskreis Asyl. Gesucht werden Partner, Institutionen, Vereine und Paten für anerkannte Flüchtlinge. "Ziel ist, für jeden Asylbewerber einen deutschen Ansprechpartner zu finden", sagt Pfarrer David Gerlach. Diese könnten zum Beispiel zu Behörden oder zum Arzt mitgehen. Wer helfen will, könne auch Geld spenden, intakte Fahrräder bringen oder mit den Asylanten reparieren, Deutsch unterrichten oder Sportangebote machen. Für Begegnungen steht das Asyl-Café offen, das immer am letzten Donnerstag des Monats im Gemeindehaus Conweiler ab 19 Uhr stattfindet.

Kontakt übers Pfarramt Conweiler, Telefon 07082/25 31, E-Mailkontakt: jutta.buerkle-hautsch@gruene-liste-straubenhardt.de, oder bei Volker Siefermann: volker.siefermann@miteinanderleben.de.

Straubenhardt. Kraftvoll bewegen sich die Sportler im schwarzen Anzug über die Matten. Sie springen, schreien, meditieren. Und sie üben koreanische Kampfkunsttechniken oft zu zweit. Unter ihnen ist auch Zaman Rahimi, ein junger Asylbewerber aus Afghanistan. Jeden Mittwochabend kommt der 19-Jährige zum Shinson-Hapkido-Training in die Straubenhardthalle nach Conweiler. Sein Weg vom abgeschiedenen Holzbachtal, wo er seit einem Jahr in der Sammelunterkunft lebt, ist beschwerlich. Busse fahren erst ab Langenalb.

Doch für Zaman sind die zwei Stunden Sport wie ein Licht in einem Tunnel. "Die Leute sind sehr nett und haben mich mit offenen Armen aufgenommen", erzählt er in seiner Muttersprache. Sein Freund Sadequ Ahmadi, der seit zwölf Jahren in Karlsruhe wohnt, übersetzt und schreibt ihm immer wieder Wörter für den Alltag in ein Buch. Zaman habe schon in seiner Heimat Sport getrieben, Kung Fu. Wegen der Taliban gebe es jedoch keine Sicherheit fürs Leben, vor allem für junge Männer. Sein größter Wunsch sei deshalb, in Deutschland bleiben zu können.

Und bei der Sportgruppe, in der er sich wohlfühlt und sofort eingefügt hat. "Bei uns wird jeder gleich behandelt und akzeptiert", so Shinson-Hapkido-Leiter Tobias Münch. Auch Thilo Bode, Vorsitzender des Turnvereins Conweiler, zeigt sich offen: "Wir wollen die Außenseiterrolle durchbrechen und zumindest eine sportliche Integration leisten."

Zaman sucht Kontakte, will besser Deutsch lernen, wie all die anderen jungen Männer, die im Holzbachtal untergekommen sind. So freut er sich über jede Gelegenheit, Menschen außerhalb des beengten Zimmers, das er sich mit fünf Afghanen teilt, zu treffen. Bei der Weihnachtsfeier des Vereins zum Beispiel, oder beim neuen Asyl-Café der Kirchengemeinde Conweiler. Pfarrer David Gerlach engagiert sich seit mehr als einem Jahr für die Flüchtlinge, ebenso Jutta Bürkle-Hautsch. Die Vorsitzende der "Grünen Liste Mensch und Umwelt" Straubenhardt hat auch den Kontakt zum TV Conweiler sowie zu anderen Sportvereinen hergestellt. So spielten bereits einige Asylbewerber Fußball beim FV Langenalb.

Einiges wurde initiiert, etwa ein interkulturelles Sommerfest. Weil die Kommunikation schwierig sei, werden derzeit ehrenamtlich Deutschkurse mit früheren Deutschlehrerinnen vorbereitet. Außerdem soll ein Freundeskreis Asyl gegründet werden, der sämtliche Aktionen koordiniert.

"Wir haben viel Hilfsbereitschaft in Straubenhardt", freut sich Bürkle-Hautsch. So gebe es in Ottenhausen seit kurzer Zeit Unterkünfte mitten im Ort. "Es ist wichtig, dass man offen auf die Menschen zugeht", betont die Grüne-Liste-Vorsitzende, die bisher gute Erfahrungen gemacht hat. Kaum jemand gehe gerne von zu Hause weg, viele seien traumatisiert. Patenschaften wären für die Menschen aus Pakistan, Georgien oder dem Iran hilfreich. So geht Zaman am Wochenende öfter zu Veronika Höber nach Pfaffenrot. Für die 47-Jährige, die einmal in der Woche im Holzbachtal Deutsch vermittelt, ist der Jüngste der Afghanen inzwischen fast ein Patensohn; sie sprechen, kochen oder trinken einfach Tee zusammen. Ob Zaman bleiben kann, ist allerdings noch ungewiss.