Mit brennendem Reifen: Seit sieben Jahren tritt Jennifer Ochs aus Pfinzweiler als Feuerkünstlerin "Mystique" auf Mittelaltermärkten auf. Auch Feuer-Pois, Fächer und Hand-Candles gehören zu ihren heißen Spielzeugen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jennifer Ochs aus Straubenhardt spielt als "Mystique" mit Feuer / 29-Jährige ist auf Mittelaltermärkten unterwegs

Straubenhardt. Wenn Jennifer Ochs ihren Hula-Hoop-Reifen kreisen lässt, dann wird es heiß. Nicht nur, weil die 29-Jährige aus Pfinzweiler beim Tanzen ihre weiblichen Vorzüge nutzt.

Vor allem auch, weil der Reifen lichterloh brennt und über ihre nackte Haut rotiert. In bauchfreiem Top und kurzem Lederrock tritt Jennifer Ochs, die sich "Mystique" nennt, bei ihren Feuershows auf. Verbrennen tut sie sich jedoch nicht: "Ich komme mit der Flamme gar nicht in Berührung", erzählt sie. Durch die Drehung werde die Flamme außen gehalten, weg vom Körper. Außerdem brenne nicht der ganze, mit einem Dochtband versehene und mit Feuerflüssigkeit getränkte Reifen, sondern nur einzelne Punkte. So könne sie ihn anfassen oder auch nur mit der Hüfte schwingen. Inmitten dieses Feuerstrudels zu stehen und die Geräusche beim Wirbeln zu hören, sei ein tolles Gefühl: "Das ist wie ein Rausch", sagt sie.

Schon immer hatte Ochs einen Hang zum Ausgefallenen, schwamm oft gegen den Strom. Und weil sie gern auf Mittelaltermärkte ging, trat sie 2007 in die "Freie Ritterschaft Baden" ein. So fing alles an.

Inzwischen unterhält Ochs das Publikum selbst als Feuerkünstlerin, Gauklerin "Amaranth" und ab sofort auch als Stelzenläuferin im selbst geschneiderten Waldelfen-Kostüm. Zwei- bis dreimal im Monat ist die Straubenhardterin auf Mittelaltermärkten unterwegs – in Reutlingen, Hirsau oder am Wochenende beim Historischen Spectaculum in Neuenbürg. Wie im vergangenen Jahr wird sie dort bei der abendlichen Feuershow mitwirken.

"Man darf keine Angst vorm Feuer haben, sollte aber mit Respekt an die Sache herangehen", sagt die gelernte Floristin. Immerhin seien ihre "Spielzeuge" bis zu 200 Grad heiß. Dazu gehören neben brennenden Hula-Hoops auch Feuerfächer, Hand-Candles und Pois, sogenannte Kugeln an langen Ketten.

Schwingfackeln und magische Zauberstäbe will Ochs noch ausprobieren. Den Kindern erkläre sie stets, die Kunststücke nie nachzumachen. Vorsichtig hat sich die 29-Jährige selbst an jedes Requisit herangetastet. Zwei Jahre brauchte sie, um richtig damit umzugehen. Tipps gebe keiner: "Ich habe alles beobachtet und trocken ausprobiert", erzählt die in Neuenbürg geborene Artistin, die jeden Auftritt als Übung nutzt. Einmal sei der Reifen in ihrem Lederkorsett hängengeblieben. Dadurch habe sie ein paar Brandblasen davongetragen. Schlimm verbrannt habe sie sich aber nie. Und wirft man doch mal eine Fackel beim Jonglieren falsch, würde man das gleich merken und automatisch loslassen.

Wichtig sind der langjährigen Geräteturnerin aber ohnehin Gegenstände, mit denen sie sich weiblich, sinnlich, geradezu mystisch bewegen kann. Feste Choreografien sind nicht ihr Ding: "Ich gebe mich lieber der Live-Musik hin", sagt sie. Ihre Mutter hilft bei jedem Auftritt und hat auch das Elfenkostüm aus Reifrock, Efeu und grasgrüner Perücke genäht. Auf den Stelzen ragt Ochs damit 2,50 Meter in die Höhe und kann von oben in die leuchtenden Augen der Kinder schauen.

Das 11. Historische Spectaculum findet am heutigen Samstag, 2. August, von 12 bis 24 Uhr und am morgigen Sonntag, 3. August, von 11 bis 19 Uhr im Schlossgarten Neuenbürg statt. Von historischer Musik bis zu einem Gaukler-Wettstreit ist alles geboten. Die Feuershow findet am heutigen Samstag gegen 21.30 Uhr statt.