Heinrich Güntner (links) und Franz Bantle zeigen den Wegweiser und eine Kopie des Klosterplanes. Foto: Born Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Bauen wie im Früh-Mittelalter im Campus Galli

Von Wolfgang Born

Straßberg. Auf großes Interesse ist der Vortrag von Heinrich Güntner beim katholischen Bildungswerk Straßberg über den Bau der frühmittelalterlichen Klosterstadt Campus Galli bei Meßkirch gestoßen. Güntner, ein gebürtiger Straßberger, der die Entstehungsgeschichte dieses Vorhabens von Beginn an miterlebt und teilweise mit begleitet hat, nahm an diesem Abend die Zuhörer auf eine Zeitreise mit, stilecht gewandet in eine Tunika aus Leinen, wie sie auch die Arbeiter auf der Baustelle tragen.

Begonnen hat alles mit dem Klosterplan, den Mönche auf der Insel Reichenau vor mehr als 1200 Jahren gezeichnet haben. Jahrhundertelang schlummerte dieser Idealplan eines Klosters im Archiv des Klosters St. Gallen. Jetzt wird er Wirklichkeit. In einem Waldstück nahe Meßkirch erbauen Handwerker seit 2013 nach und nach die Klosterstadt – und das mit den Mitteln und Werkzeugen des neunten Jahrhunderts.

Basierend auf geschichtlichem Wissen und eigenen Erfahrungen – teilweise arbeitete er selbst auf der Baustelle mit – schilderte Güntner die Arbeitsabläufe. Ochsen ziehen Steinladungen zur Baustelle, Baumstämme werden unter den Äxten der Zimmerleute zu mächtigen Balken, von der Schmiede ertönt das Hämmern des Schmiedes. Alles muss von Hand gemacht werden, alles ist mühsamer, alles geht langsamer als heute.

Klöster waren die Universitäten des Mittelalters, vermittelten Bildung, brachten Wissen sowohl für das Handwerk als auch für die Landwirtschaft. Heinrich Güntner ist auch bei Führungen durch Campus Galli tätig. Dann empfiehlt er den Besuchern: "Schalten sie ihr Handy ab und nehmen sie sich Zeit." Dabei müsse er immer wieder viele Fragen beantworten. Das gehe vom Einsetzen einer zentnerschweren Pfette beim Aufrichten eines Dachstuhls über das Herstellen von Werkzeugen bis zur Ernährung der Arbeiter. "Wie haben die das denn bloß früher gemacht?", lautet die wohl häufigste Frage der staunenden Besucher.

48 000 davon haben im vergangenen Jahr die bisherigen Gebäude von Campus Galli besichtigt. Schreiner, Korbflechter, Töpfer, Schmied, Drechsler, Steinmetz, Besen- und Schindelmacher lassen sich bei der Arbeit zusehen. Am Marktplatz verkostet man in der Taverne mittelalterliche Speisen und Getränken. Am Abend, wenn die Tabula geschlagen wird, gehen die Handwerker in den wohlverdienten Feierabend. Mit zwei Kurzfilmen, welche die Arbeiten in der Klosterstadt zeigen, weckte Güntner die Neugier. Die Arbeiten sind auf gut 40 Jahre veranschlagt. Jeder, der möchte, darf auf den zahlreichen Baustellen selbst Hand anlegen.