Josef Kugler sprach über den Schweizer Heiligen Niklaus von Flüe. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Altenwerk: Vortrag von Josef Kugler aus Rosna über den Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe

Straßberg. Josef Kuglers Vortrag über den Schweizer Friedenspatriarchen Niklaus von Flüe – auch Bruder Klaus genannt – war zentraler Programmpunkt des besinnlichen Nachmittags, zu dem das Altenwerk St. Verena eingeladen hatte. Siegfried Güntner sprach zu Beginn einige einleitende Worte, und dann war Kugler an der Reihe.

Niklaus von Flüe wurde vor 600 Jahren, am 21. März 1417, geboren. Zusammen mit seinem Bruder Peter wuchs er auf einem ansehnlichen Hof auf; 1445 oder 1446 heiratete er Dorothea Wyss, die gut ein Dutzend Jahre jünger war als er. Zehn Kinder entsprangen der Ehe. Das 15. Jahrhundert war das Zeitalter der Schweizer Reisläufer; auch Niklaus von Flüe nahm an Feldzügen teil, doch schätzte er das Kriegshandwerk nicht. 1457 war er Vertrauensmann der Pfarrei Sachseln, 1462 gehörte er dem Kleinen Rat, dem höchsten politischen und richterlichen Führungszirkel des Kantons Oberwalden, an. Doch das Leben als erfolgreicher Bauer, Familienvater und Politiker befriedigte ihn nicht, um 1465 geriet er in eine tiefe Sinn- und Lebenskrise und legte alle politischen Ämter nieder.

Zwei Jahre später, am 16. Oktober 1467, verließ er mit Einverständnis seiner Frau die Familie, um zu wallfahrten. Wie üblich vor Pilgerreisen ordnete er zuvor den Nachlass, vertraute Familie, Haus und Hof den beiden ältesten, bereits erwachsenen Söhnen an, und machte sich auf den Weg. Von Visionen geleitet, kehrte er jedoch bald um und ließ sich im nahegelegenen Ranft nieder. Freunde bauten ihm eine Kapelle und eine Klause; bald strömte viel Volk zum "lebenden Heiligen", der nach dem Einswerden mit Gott strebte. Bruder Klaus, der weder schreiben noch lesen konnte, übernahm die Lehren der deutschsprachigen Dominikanermystik aus mündlicher Überlieferung und beschäftigte sich intensiv mit der Frage der Dreifaltigkeit. Angeblich soll er in den 19 Jahren in Ranft nur von Wasser gelebt haben – dies wurde von als glaubwürdig geltenden Zeugen bestätigt, ist biologisch aber nicht erklärbar.

Niklaus von Flüe genoss bereits zu Lebzeiten höchste Verehrung. Die Reformatoren griffen später wieder die politischen Ratschläge des Eremiten auf, der im Dezember 1481 beim "Stanser Vorkommnis" noch einmal in der Welt aktiv geworden war und vermittelnd auf die zerstrittenen eidgenössischen Stände eingewirkt hatte. Die katholische Seite hob dagegen die religiösen Aspekte dieser Heiligenbiografie hervor. Niklaus von Flüe wurde 1649 von Papst Innozenz X. selig und nach dem Zweiten Weltkrieg heilig gesprochen. Sein Patrozinium wird am 25. September gefeiert.