Theaterteam nimmt sich einmal mehr ein Stück Stettener Geschichte vor / Goldgräberstimmung vor 100 Jahren

Von Susanne Grimm

Stetten a. k. M.. Erstmals nach vier Jahren spielen die Stettener im Sommer 2015 wieder Theater. Der Arbeitstitel des Stücks heißt "Weit vom Schuss – doch mitten drin" und stammt aus der bewährten Feder des Lindenhof-Theaterautors Franz-Xaver Ott.

Echte Stettener (Welt)-Geschichten liegen dem Theaterstück zugrunde: Autor Franz-Xaver Ott und sein Team sind bei der Auswahl der Themen beim Ersten Weltkrieg hängengeblieben. Der Umstand, dass der Truppenübungsplatz Heuberg 2014 stolze 100 Jahre alt wurde, hat das Melchinger Team um Franz Xaver Ott vielen Ideen inspiriert, "wie wir diesen Spiegel der Deutschen Geschichte direkt vor unserer Haustür" präsentieren können.

Fritz Pfeiffer, Vorsitzender des "Fördervereins Attraktive Region Stetten a. k. M"., und Projektleiterin Claudia Mogg haben bei der Hauptversammlung bereits tiefe Einblicke in das neue Stück des Sommertheaters gegeben. Die Inszenierung thematisiert die Zeit vor dem Bau des Truppenübungsplatzes, die Handlung reicht bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges hinein. Ott habe sich ausführlich mit der Geschichte vertraut gemacht und die welthistorischen Ereignisse mit der lokalen Geschichte Stettens und des Truppenübungsplatzes verknüpft.

Der Drehbuchautor hat die Handlungsstränge in einer kurzen Beschreibung so zusammengefasst: "Die Menschen eines kleinen, fernab gelegenen Dorfes leben von ihrer Hände Arbeit und in wohlgeordneter Ruhe. Wäre da nicht die große Politik und der Lauf der Zeit. Ein Truppenübungsplatz wird angesiedelt. Bautrupps ziehen in Windeseile Baracken hoch. Ingenieurteams und Generäle begutachten die Arbeiten und logieren im Dorfgasthaus. Der Großherzog kommt zur Besichtigung. Stadt und Land begegnen sich. Zuversicht und Hochgefühl machen sich breit. Kaufleute, Hoteliers, Journalisten und Fotografen reisen an. Die Zeitungen berichten. Und auch die knitzen Dorfbewohner wittern ein Geschäft."

Goldgräberstimmung, imaginiert der Autor, herrscht in dieser Zeit. Doch kaum ist der Truppenübungsplatz eingeweiht, fallen weit weg in Sarajevo Schüsse: "Das Echo hallt bis auf die Albhochfläche. Das Unvorstellbare ist plötzlich Wirklichkeit: Im kleinen Dorf spielt sich Weltgeschichte ab."

Die Laienspielergruppe um Claudia Mogg, allesamt Stettener Bürger, will mit theatralischen und spielerischen Mitteln zeigen, welche unvorhersehbaren, kuriosen und abstrusen Veränderungen auch in einem kleinen Ort wie Stetten, "weit vom Schuss", möglich waren – und wie die Bewohner versuchten, in dieser Zeit menschliche Würde zu bewahren.

Zur Feier des 1100-jährigen Bestehens der Gemeinde Stetten im Jahr 1999 waren mit dem Stück "Stetten – dem Himmel so nah" erstmals zeit- und ortsgeschichtliche Ereignisse theatralisch aufgearbeitet und erfolgreich in Szene gesetzt worden. Das anhaltend positive Echo veranlasste die Stettener, weitere, zum Teil recht heikle Themen aus ihrer Vergangenheit in Freilichttheaterstücken zu be- und verarbeiten. Weil der Aufwand recht groß ist und das Ereignis zudem seinen besonderen Status behalten sollte, hatten die Verantwortlichen beschlossen, das Stettener Sommertheater nur alle vier Jahre aufzuführen. Dabei solle jedes Mal ein anderer Aspekt der Ortsgeschichte im Mittelpunkt stehen. Mit den Aufführungen authentischer Dorfgeschichte, mitentwickelt und dargestellt von den Einwohnern, beeindruckten die Stettener weit über die Grenzen der Heuberggemeinde hinaus Theaterfreunde.

Das soll diesmal nicht anders sein: "Wie immer darf jeder mitspielen, der will", sagte Claudia Mogg, die damit einer Tradition folgt. Denn damit soll sichergestellt werden, dass sich die Stettener wieder ganz mit dem Stück identifizieren.