Günter Gratius präsentiert sein Buch "Frohnstetter Geschichten und die Entwicklung der Hardt". Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Günter Gratius schreibt ein Buch über "Frohnstetter Geschichten und die Entwicklung der Hardt"

Stetten a. k. M. (sgr). "Stettens größter Teilort Frohnstetten und der Truppenübungsplatz Heuberg sind eine bedeutende archäologische und paläontologische Schatzkammer von Weltgeltung", sagt Günter Gratius.

Der Stettener mit Münchener Wurzeln hat ein Buch geschrieben mit dem harmlos erscheinenden Titel "Frohnstetter Geschichten und die Entwicklung der Hardt". Darin gibt der ehrenamtliche Mitarbeiter der Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Tübingen einen Überblick über historische Ereignisse, die im Zusammenhang mit Frohnstetten und der Frohnstetter Hardt stehen.

"Ein Großteil des Inhalts basiert auf dem umfassenden Wissen des Heimatforschers Hubert Sesslers", sagte Günter Gratius. Mit ihm habe er viele anregende Stunden auf dem Truppenübungsplatz und der Gemarkung Frohnstetten verbracht. Sesslers fundierte Berichte und eigene Neugier seien starke Triebfedern gewesen, Sesslers Geschichten niederzuschreiben und eigene Forschungen zu betreiben, begründete Gratius die Realisierung des Buches.

Die Zeitspanne der "Frohnstetter Geschichten" umfasst nicht Jahrhunderte, auch nicht Jahrtausende; sie fängt "in einem Land vor unserer Zeit", im "Eozän", also 56 bis 34 Millionen Jahre vor Christus an. "Wussten Sie, dass die so genannte Weinitzhilb auf unserem Truppenübungsplatz weltweit die einzig bekannte Fundstätte des Urpferdes ist?", fragt Gratius verschmitzt. Deshalb habe das etwa 60 Zentimeter große Pferdchen in der paläontologischen Fachwelt nach seinem Fundort auch den Namen "Palaeothericum cortum frohnstettense" bekommen. Aber auch Überreste des Hauelefanten oder "Dinotheriums", dessen Stoßzähne nach unten gerichtet waren, und anderes mehr sind dort gefunden worden. In seiner Zeitreise zeigt Gratius viele unbekannte und hochinteressante Seiten der Region auf. Er berichtet von selbst entdeckten Feuersteinschlagplätzen der Neandertaler aus der Würmzeit und von Hügelgräbern der späten Bronzezeit. Die Anwesenheit der Römer hat er anhand von Münzfunden nachgewiesen.

"Die militärische Nutzung der Gegend hat vieles vor Raubgrabungen geschützt", sagt der ehemalige Berufssoldat. Er zollt der Truppenübungsplatzkommandantur Heuberg Dank und Anerkennung für die Erlaubnis, dort Nachforschungen anstellen zu dürfen. In seinem Werk zitiert er frühere Forscher und Wissenschaftler, setzt geologische und klimatische Zusammenhänge in Bezug zu menschlicher Besiedelung der Albhochflächen, beleuchtet die Ernährungssituationen der Epochen, richtet den Blick auf Handel und Handwerk und hebt die Rollen der Klöster und Adelshäuser hervor.

Gratius’ Chronologie, die im Jahr 1906 endet, ist nicht lückenlos, will es auch gar nicht sein. "Ich bin ein kundiger Amateur und kein studierter Historiker", klassifiziert der Autor sich selbst. Gratius hat vor, sein Werk in nächster Zeit in öffentlichen Lesungen vorzustellen.

Zurzeit arbeitet der pensionierte Fachlaie an einem zweiten Buch. Arbeitstitel: "Der erste Weltkrieg". In ihm sollen "Leben und Wirken von Frauen, Männern und Tieren hinter den Fronten und in den Truppen" untersucht werden.