Maik Lehn bei seiner ersten Ansprache kurz nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Foto: Grimm

Maik Lehn nimmt Glückwünsche entgegen. Achtungserfolg für Lokalmatador Adrian Schiefer.

Stetten am kalten Markt - Eine lange Schlange von Gratulanten hat die Rathaustreppe gesäumt, um Stettens neugewählten Bürgermeister Maik Lehn die Hand zu drücken und ihn an seiner neuen Wirkungsstätte willkommen zu heißen. Der unterlegene Adrian Schiefer ließ derweil offen, ob er stellvertretender Bürgermeister bleiben wird.

Neben Landrätin Stefanie Bürkle und Schwenningens Bürgermeister Herbert Bucher war auch Maik Lehns Vorgesetzter, der Bürgermeister von Gailingen, Heinz Brennenstuhl, gekommen. Der hatte einst unter Bürgermeister Gregor Hipps Vorgänger Horst Lupfer in Stettens Rathaus seine Ausbildung gemacht. Nun muss Brennenstuhl seinen Hauptamtsleiter "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" an seine einstige Wirkungsstätte abtreten.

Manfred Wannenmacher, der Vater von Maik Lehns Lebensgefährtin, freute sich über den Sieg seines Schwiegersohns in spe. Vor allem auch deshalb, weil er, wie er sagte, dadurch wieder zurück zu seinen Wurzeln komme. Denn sein Vater sei bis vor dem Krieg in Storzingen Lehrer gewesen. Und um das Ganze abzurunden, bekannte Wannenmacher, dass er aus diesem Grund in Sigmaringen geboren sei.

Schiefer weiterhin Bürgermeisterstellvertreter?

Lokalmatador Adrian Schiefer, der sich mit knapp 30 Prozent hinter Lehn geschlagen geben musste, sagte: "Das ist Demokratie. Die Wähler haben gesprochen, und das muss man akzeptieren." So wie Lehn auf der Rathaustreppe die Glückwünsche der zahlreich erschienenen Bürger entgegennahm, so wurde Schiefer herzliche Anteilnahme in Form von nicht wenigen Umarmungen ausgedrückt. Eine kleine Szene am Rande: Die etwa neun Jahre alte Marlene Halder, Tochter des Gemeinderats Klaus-Dieter Halder, schob ihre kleine Hand in die von Adrian Schiefer und sagte: "Ich gratuliere Ihnen zum zweiten Platz!" Der so Beglückwünschte brauchte einen Moment, um sich zu fassen, denn sie fügte hinzu, dass man als zweiter Sieger auch immer auf dem Treppchen stehe. "Du hast ja Recht, so muss man es sehen", sagte Schiefer gerührt.

Ob er weiterhin Bürgermeisterstellvertreter sein wird, ließ Schiefer offen. Bisher sei es jedenfalls noch nicht zu einem Gespräch zwischen Lehn und ihm gekommen, was jedoch nachgeholt werden soll. Aus Insiderkreisen des Rathauses war zu erfahren, dass Schiefers Wahlergebnis für einen Ortsansässigen außerordentlich hoch sei, zumindest in Baden-Württemberg. Laut Statistik wird im Ländle traditionell eher ein Auswärtiger gewählt, deshalb sei Schiefers Ergebnis deutlich mehr als ein Achtungserfolg.

"Ich freue mich über das tolle Wahlergebnis und die hohe Wahlbeteiligung", sagte Unternehmerin Claudia Mogg, Leiterin der Stettener Theatergruppe und Vorsitzende des Fördervereins "Hilfe für Kinder in Uganda": "Das zeigt wieder einmal, dass die Stettener, wenn es drauf ankommt, Flagge zeigen." Für Bettina Kanstinger vom Vorstand des Gospelchors Glory-Fires ist das Wahlergebnis in Ordnung. Auch Michael Büttgen sagt: "Das Wahlergebnis entspricht meinen Erwartungen." Elke Halder, ebenfalls Mitglied des Chors, der dem frischgebackenen Bürgermeister gleich nach Bekanntgabe ein Ständchen auf der Rathaustreppe sang, befand jedoch: "Mir tut es um Schiefer leid. Denn er hat sich Stetten am kalten Markt schon Jahre vorher als seine Heimat ausgesucht und sich hier in vielen Bereichen eingebracht."

Insgesamt waren alle Befragten von einer Stichwahl zwischen Lehn und Schiefer ausgegangen, denn "sie sind beide fachlich hoch qualifiziert". Die Vorstandsmitglieder des Chors ließen dem "Zweiten" noch eine Botschaft zukommen: "Wir möchten, dass er sich weiter für die Gemeinde engagiert, denn er hat bei den Gemeinderatswahlen die meisten Stimmen bekommen. Das zeigt doch, dass er geschätzt wird." "Ich hoffe sehr, dass er weitermacht", sagte Elke Halder.