Erika Kleiner, Angelika Unger, Karin Beck und Andrea Straub arbeiten noch immer begeistert in ihrem Laden. Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Im "Drehpunkt" geht es beständig weiter

Von Susanne Grimm

Stetten am kalten Markt. Seit gut einem Jahr betreiben die früheren "Schlecker-Frauen" Andrea Straub, Karin Beck, Erika Kleiner und die neue Aushilfskraft Angelika Unger ihren Drogeriemarkt in der Stettener Lagerstraße unter dem Namen "Drehpunkt" – in Eigenregie.

Trotz vieler Arbeit, Rückschläge, Hindernisse und ständigem Preiskampf haben die vier Damen vom Drehpunkt ihren Humor nicht verloren. "Wir haben viel dazu lernen müssen", erzählt eine gut gelaunte Andrea Straub, "manches haben wir uns aber einfacher vorgestellt." Ein Geschäft selbst zu führen, sei etwas ganz anderes, als "nur angestellt zu sein". Natürlich habe ihre mehrjährige Verkaufserfahrung jene Grundlagen geschaffen, "auf die wir aufbauen konnten, aber wir hatten nicht geahnt, was da noch alles dazu kommt."

Inzwischen verhandle man bereits ganz selbstbewusst mit mehr als 40 Handelspartnern, halte den Blick auf die Konkurrenz, gehe auf Messen und versuche alles, um attraktive Kaufanreize zu schaffen. "Wir haben Gott sei Dank viele Stammkunden", erklärt Karin Beck, "doch es ist traurig, zu sehen, wie viele Einheimische immer noch in die nahe gelegenen Städte fahren, um das einzukaufen, was es auch hier gibt." Ihr Ziel sei nach wie vor, dabei mitzuwirken, die Kaufkraft in Stetten zu halten.

"Andere Gemeinden unserer Größe haben nicht mal einen Bäcker oder Metzger. Wie viel das wert ist, sollte uns allen nicht erst bewusst werden, wenn die Einkaufslandschaft im Ort verschwindet." Das sehen auch Kunden so. Elfriede Müller aus Stetten befindet: "Ich bezahle gerne ein bisschen mehr, wenn ich damit beitrage, den Laden zu erhalten." Außerdem bewundere sie die Initiative und den Mut der Drehpunkt-Frauen, sich nicht unterkriegen zu lassen. "Dazu kommt, dass das Geschäft ausgesprochen attraktiv gestaltet ist und sich neben dem drogerietypischen Grundsortiment vieles Außergewöhnliche finden lässt." Das ist den Jungunternehmerinnen auch ausgesprochen wichtig: "Wir wollen wenn immer möglich auf die Wünsche der Kunden eingehen.

Dabei lassen wir nichts unversucht, das gewünschte Produkt zu bekommen." Das sei nicht einfach, denn nicht wenige Lieferanten und Großhändler hätten kein Interesse daran, kleine Läden zu beliefern, beschreibt Andrea Straub das Dilemma. "Aber die Kundenwünsche stehen bei uns an erster Stelle, denn noch kommen wir nicht an jene Schlecker-Zahlen heran, die wir einst hatten." Deshalb setzen die Drehpunktfrauen auf Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und besonderen Service. Beispielsweise bringen sie dem Kunden die Ware – die übrigens auch telefonisch bestellt werden kann – auf Wunsch nach Hause. Auch Barbara Strohmenger ist Stammkundin. Sie sagt: "Wieso sollte ich woanders einkaufen? Das ist unser Laden!" Mit der Betonung auf "unser" macht sie deutlich, dass sie durch den Kauf von "Stützlis" stille Teilhaberin des Drogeriemarktes ist. Mit dem Erwerb der "Stützlis" im Wert von 50 und 100 Euro hatte bei der Gründung jeder die Möglichkeit, dem so auf genossenschaftlicher Basis entstandenen Laden zu einem guten Start zu verhelfen.

Auch wenn sich die wackeren Frauen noch keinen vollen Lohn auszahlen können – "wir arbeiten 60 bis 70 Stunden die Woche" – hätten sie immer noch Freude am Verkaufen, am Umgang mit den Kunden und am Erforschen neuer Kaufanreize. "Wir sind froh, es so weit geschafft zu haben", sagt Andrea Straub unter bekräftigendem Kopfnicken der Kolleginnen. "Unser Wunsch für das zweite Jahr ist, den Laden weiterzubringen und noch mehr Stettener von uns zu überzeugen."