Monika Laufenberg erläutert an Hand der Malerei von Rolf Schorp († 2013) im Dorfmuseum die Flößerei auf dem Neckar, speziell an der Anlegestelle in Börstingen. Foto: Bieger Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Flößerei auf dem Neckar war aber einst ein einträglicher Wirtschaftszweig / Spannender Vortrag in Börstingen

Das Börstinger Dorfmuseum hat zum Saisonbeginn am Ostermontag mit einer interessanten Ausstellung zur Flößerei auf dem Neckar in die Kulturtankstelle eingeladen.

Starzach-Börstingen. Rund 30 interessierte Gäste, darunter Mitglieder des Nagolder Flößervereins und Horber Kultur- und Museumsvereins, lauschten in dem zur "Flößerstube" umfunktionierten Aufenthaltsraum dem Vortrag der Vorsitzenden des Fördervereins Heimat und Kultur, Monika Laufenberg.

Da in Börstingen lange eine Flößeranlegestation am Neckar war und die Flößer im "Lamm" einkehrten, ist viel Wissenswertes von diesem Erwerbszweig und den "rauen Gesellen" erhalten. Das letzte Floß hat 1899 in Börstingen angelegt. Seit 2014 ist die Flößerei immaterielles Kulturerbe in Deutschland.

Urkundlich bezeugt seit 1342, war die Flößerei auf dem Neckar über Jahrhunderte hinweg ein bedeutender Wirtschaftszweig. Insbesondere der Transport von Bauholz, vorwiegend Tanne und Fichte, vom Schwarzwald bis nach Holland war ein einträgliches, wenn auch mühseliges und nicht ungefährliches Geschäft. Bei Wind und Wellen mussten die Flößer die Stellung halten.

Lenken und Bremsen mit einem Baumstamm, der am Floßende mit der Muskelkraft von bis zu sechs gestandenen Bremsern ins Flussbett gerammt wurde, waren besondere Herausforderungen.

Im 17. und 18. Jahrhundert besaßen die sogenannten "Holländerflöße" auf dem Rhein die Dimension schwimmender Dörfer. Die kleineren Flöße, die auf den Rheinzuflüssen wie dem Neckar den Rhein erreichten, wurden an der Mündung in den Rhein zu Flößen zusammengebunden, die bis zu 400 Meter lang und 80 Meter breit waren.

Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Neckarflößerei ihren Höhepunkt. Jährlich fuhren rund 150 Flöße den Neckar entlang. Die Konkurrenz der Eisenbahn machte das Flößen im ausgehenden 19. Jahrhundert jedoch unwirtschaftlich und so fuhr 1899 das letzte Floß neckarabwärts.

Auf sogenannten "Riesen", extra zu diesem Zwecke gebauten Rutschen, wurden die im Schwarzwald gefällten Bäume die steilen Hänge hinab transportiert bis zu den kleinen Bächen im Talgrund. Im angestauten Bach, der "Floßstube", wurden die Bäume dann für das Flößen fertig behauen. Aneinander gebunden, wurden die Stämme anschließend mit geflochtenen Wieden – Seilen aus Holz –, bevorzugt aus jungen Tannen und Fichtenstangen. Es durfte nur saftiges Holz verwendet werden. Damit die Stämmchen biegsam wurden, lagerten sie bis zu drei Tagen im Wasser. Anschließend kamen sie in den "Bähofen", in dem sie gekocht (gebäht) wurden, bis das Wasser in den Stämmchen zu kochen begann, denn dann erst wurden die Fasern elastisch.

Der Fluss wurde meistens bei den Mühlen, und nicht immer zur Freude der Müllersleute, an den Fallen gestaut und wurde dann für die Floße geöffnet. Eine gefährliche Situation: Es musste der richtige Pegelstand abgewartet werden und die Mannschaft musste sich der jeweiligen Fallhöhe anpassen.

Viele Bilder und Texte im Dorfmuseum dokumentieren die Flößerei, das raue und gefahrenvolle Leben der stämmigen Flößer und vermitteln Einblicke in den einst blühenden Erwerbszweig.