Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Uni Tübingen startet Projekt mit "Eleven"

Von Jürgen Lück

Das ist kein Witz: Der Kunstort "Eleven" von Monika Golla und Frank Fierke wird jetzt auch wissenschaftlich unter die Lupe genommen.

Starzach-Börstingen. Monika Golla scherzt: "Schön, dass wir jetzt auch eine Art Außenstelle der Uni Tübingen sind." Denn: Die beiden Studentinnen Angelika Maier und Pauline Menghini haben gemeinsam mit Golla das Projekt "Art is to Residence" entwickelt. Beide studieren empirische Kulturwissenschaften an der Uni Tübingen und wollen wissen, wie Künstler sich durch die Flucht verändern.

Deshalb sind ab heute vier Flüchtlinge für vier Wochen in das Kunsthaus eingezogen: Imed (Maler, Tübingen), der schon seit 20 Jahren in Deutschland lebt. Dazu Tarek (Tübingen, Fotograf, Schauspieler), Muhammad (Rottenburg, Schauspieler und Tänzer) und Alia (Rottenburg, Schauspiel, Tanz). Im Eleven sollen sie den Freiraum bekommen, um wieder künstlerisch zu arbeiten.

Pauline Menghini (4. Semester Bachelor): "Imed ist in Deutschland angekommen. Er spricht die deutsche Sprache, arbeitet auch als Dolmetscher. Für uns interessant, weil er dadurch einerseits mit der Flüchtlingssituation konfrontiert wird und wir aber auch erforschen können, was die 20 Jahre in diesem Land aus ihm gemacht haben." Sie will vor allem wissen, wie die Fluchterfahrung die Künstler verändert.

Angelika hat einen anderen Focus. Die Master-Studentin: "Ich werden Bürgermeister Noé interviewen, Monika und Frank aber auch die Künstler. Mich interessiert, wer sich in diesem Zusammenspiel welchen Nutzen erhofft." Denn: Starzach-Börstingen als Teil des ländlichen Raums, die Künstler sowie Flüchtlinge – alle drei haben eins gemeinsam: Sie sind nicht gerade privilegiert.

Und genau diese Themen werden dann von Pauline und Angelika wissenschaftlich aufgearbeitet. Wird das Künstlerhaus jetzt ausgeforscht? Angelika lacht: "Nein. So weit geht es nicht. Momentan habe ich noch andere Pläne für meine Master-Arbeit. Ich hatte bisher geplant, die Diversität der Universität zu untersuchen."

Vier neue Künstler, die für vier Wochen im Künstlerhaus sind. Das heißt natürlich auch: Beim nächsten roten Sofa am 15. Juli um 19 Uhr stellen die vier Teilzeit-Bewohner ihre Arbeit vor.

Einen Tag später ist ein kleines Fest für alle. Ab nachmittags, so Monika Golla, wird gegrillt. Die wissenschaftlichen und künstlerischen Ergebnisse des Projekts werden am 21. und 26. Juli im Landratsamt Tübingen gezeigt – in der Glashalle. Übrigens: Imed plant, mit den anderen auf jeden Fall zu malen. Deshalb sucht das Kunsthaus Eleven noch Materialspenden: Farben, Pinsel, Malgrund.