Die Villinger Nutria, von den Passanten Eberhard getauft, wird geschossen, um ein weiteres Ausbreiten der invasiven Art zu verhindern. Foto: Eich

Die Stadt sieht sich bei der Nutria am Hochwasserrückhaltebecken des Krebsgrabens zum Handeln gezwungen – das Tier wird nicht nur gefangen, sondern anschließend auch geschossen.

VS-Villingen - Die Diskussionen über den korrekten Umgang mit der Nutria, die von Spaziergängern Eberhard getauft wurde, schlagen hohe Wellen. Hier prallen die Meinungen von vehementen Tierschützern und jene, die in dem Nager eine Gefahr sehen, aufeinander.

Auch die Stadtverwaltung zeigt sich von den Auswüchsen rund um das Tier, welches besonders zutraulich, überrascht. Für Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, ist deshalb klar: Der falsche Umgang mit dem Tier – unter anderem das Füttern – habe dazu geführt, dass nun gehandelt werden muss.

Stadt sieht eine Handlungspflicht

"Das wird nicht mehr dem gerecht, was einem frei lebenden Tier gut tun würde", erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass das Tier beißt, sorge laut Falke für eine zusätzliche Handlungspflicht. "Wir müssen uns vorstellen, was passiert, wenn ein Kind gebissen wird." Deshalb sei klar: "Das lässt keine Toleranz zu."

Nachdem die Stadt erklärt hatte, das Tier mit einer Lebendfalle zu fangen, konkretisiert die Pressesprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion, was anschließend mit dem ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager passiert. "Der wird geschossen", sagt sie. Dabei würden sämtlich Auflagen des Tierschutzes erfüllt werden, um das Leid so gering wie möglich zu halten.

Bonn dient als Beispiel

Im Namen der städtischen Fachleute macht Falke auch deutlich, dass die Stadt hier keinen Handlungsspielraum sieht. Die Tiere würden sich, das bestätigt auch das Umweltbundesamt, sehr schnell vermehren. Und genau dann würden entsprechende Probleme anfangen.

Mit einer Überpopulation können nur schwer gehandhabt werden, die Stadt gehe deshalb unter dem Credo "wehret den Anfängen" vor. Das zeigt im Übrigen auch der Blick zu anderen Städten. Die Stadt Bonn hatte erst jüngst erklärt, dass Jäger die Nutria-Population in der Rheinau regulieren sollen – und zwar zum Schutz des Ökosystems.

Besonderer Blick auf Hochwasserschutz

In einer Pressemitteilung wird erklärt, dass die Stadt damit "die gesetzliche Verpflichtung aus der EU-Verordnung und dem Bundesnaturschutzgesetz zur Eindämmung der Verbreitung invasiver Arten" umsetzen würde. Denn im Bereich des Rheinauensees habe sich die ursprünglich aus Südamerika stammende Art stark vermehrt und deshalb "deutliche Schäden an dem sensiblen Ökosystem" angerichtet.

Zwar würden Nutrias, wie das Umweltbundesamt erklärt, "die viel mehr Schaden anrichtenden Bisamratten aus deren Lebensräumen" vertreiben, angesichts der drohenden Schäden am frisch sanierten Hochwasserschutz im Bereich des Krebsgrabens müssen aber reagiert werden.

Denn Eberhard und Co. untergraben Dämme und Ufer – für den Jugendherbergsweiher hätte das fatale Folgen. "Sonst drohen ordentliche Kosten für die Allgemeinheit", sagt sie mit Blick auf die 600.000 Euro, die 2019 in die Maßnahmen gesteckt wurden.