St. Georgen - Hoher Besuch in St. Georgen: Winfried Kretschmann hat im Rahmen seiner Sommertour eine Stippvisite in der Bergstadt eingeplant. Die Ziele: der Hirzbauernhof in Brigach und das Technologiezentrum.

Mit einigen Minuten Verspätung rollt Winfried Kretschmanns Fuhrpark auf den Hirzbauernhof in Brigach. Es ist der erste Termin an diesem Morgen für den Ministerpräsidenten, der dieser Tage im Rahmen seiner Sommertour im ganzen "Ländle" unterwegs ist.

"In St. Georgen war ich noch nie"

"In St. Georgen war ich noch nie", sagt er zu Beginn in seiner unnachahmlichen Art. Auch für sein Gegenüber, das Ehepaar Heinzmann, ist es eine Premiere. So ein Ministerpräsident kommt schließlich nicht alle Tage vorbei. Oder doch? Tatsächlich, so Hans Jörg Heinzmann, hatte ein anderer Landesvater bereits den Hof besucht – wenngleich es lange her ist. Im 18. Jahrhundert kam laut dem Landwirt Karl Eugen von Württemberg bereits in Brigach vorbei.

Im TZ lege man Wert darauf, nahe an den Betrieben und den Schulen zu sein – ein Umstand, den es hervorzuheben gelte. "Das macht auch die Stärke von Baden-Württemberg aus, dass es so etwas auch in St. Georgen und nicht nur in Stuttgart oder Karlsruhe gibt", ist sich Kretschmann sicher. Man sei zwar im ländlichen Raum verortet, aber keine Provinz. Sein Fazit: "Chapeau für St. Georgen."

Damit der Betrieb an besagtem Tag X überhaupt noch existiert, muss sich die Familie breit aufstellen. Denn der Beruf des Landwirtes wird immer schwieriger – die Produkte bringen teilweise nur geringe Erträge, Subventionen sowie die Schaffung neuer Einnahmequellen durch Ferienwohnungen sind nötig, um zu überleben. Und als wäre all das nicht schon genug, bekommt man auf den Schwarzwaldhöfen auch den Klimawandel deutlich zu spüren.

"Eigentlich ist man nur der Depp"

Hans Jörg Heinzmann zeigt auf den kleinen Teich vor seinem Anwesen. Die Quelle, die diesen eigentlich mit Wasser speisen sollte, ist versiegt. "Das gab’s noch nie", sagt Heinzmann. Die Trockenheit macht den Landwirten zu schaffen, nahezu alle Arbeitsbereiche sind hiervon betroffen.

Darüber hinaus gibt es neben der Natur noch einen zweiten Bereich, auf den die Landwirte so gut wie keinen Einfluss haben – der allerdings die Arbeit erschwert. "Eigentlich ist man nur der Depp", bringt es Adrian Heinzmann auf den Punkt. In der Gesellschaft sei der Beruf des Landwirtes mittlerweile nicht mehr anerkannt. Der Traktor halte nur den Verkehr auf, der Bauer selbst steht allen voran bei Vegetariern und Veganern in Verruf.

"Wir können uns die Veganer und Vegetarier halt nicht wegzaubern", entgegnet Kretschmann. Doch er erkenne schon ein gewisses Grundproblem darin "dass ein paar Fanatiker" hier Schaden anrichten. Man müsse sich nicht verstecken, wenn man Fleisch esse, so Kretschmann. Gleichwohl sei es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden.

Damit einher geht allerdings auch, dass das Fleisch mehr kostet. Und da liegt für den Ministerpräsidenten der Hund begraben. "Das Grundproblem ist eben, dass die Leute denken, es muss günstig sein", sagt Kretschmann. Er selbst könne da nicht viel dran ändern, geschweige denn Versprechungen machen. "Das bekommen wir nur gemeinsam hin." Adrian Heinzmann gibt ihm Recht. "Da kaufen sich Leute für 2000 Euro einen Grill, um ein Steak für einen Euro drauf zu werfen."

Im Laufe des Rundgangs werden allerlei Herausforderungen angesprochen. Kretschmann hört zu, nimmt sich Zeit für die Probleme. Deren Lösung muss gleichwohl warten – mal kürzer, mal länger. Denn an manchem wird bereits gearbeitet, auf anderes habe man schlichtweg keinen Einfluss.

Nach knapp einer Stunde bricht Kretschmann auf. Der nächste Termin wartet. Während Karl Eugen von Württemberg mit seiner Pferdekutsche von dannen zog, geht es im 21. Jahrhundert PS-stärker zu. Ein letzter Gruß an alle in Corona-würdigem Abstand. Dann steigt er in seinen Mercedes ein und rollt wieder vom Hof.

Im ländlichen Raum verortet, doch sicher keine Provinz

St. Georgen - Einen starken Kontrast zum ersten Programmpunkt an diesem Tag bildete der darauffolgende Besuch im Technologiezentrum (TZ). Vom Stall ging es für Ministerpräsident Winfried Kretschmann unter anderem in ein virtuelles Klassenzimmer.

Unter der Federführung von Martin Friedrich, Geschäftsführer des TZ sowie Vorsitzender der PE-Stiftung, wurden mehrere Firmen und Projekte der Einrichtung vorgestellt. Im Fokus stand dabei auch "Digital Mountains", das Konsortium von lokalen Unternehmen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, die Digitalisierung in der Region voranzutreiben.

Raum für Raum wurde Kretschmann ins Bild gesetzt, welch innovative Ideen im TZ entstehen oder bereits entstanden sind, darunter die Gründergarage, Cubic Racing, das Innovation Lab oder das Angebot von Potenzialanalysen für kleine und mittelständische Unternehmen.

Es war ein Rundgang, der Kretschmann sichtlich beeindruckte. Der Ministerpräsident betonte im Anschluss die Abwechslung, die ihm St. Georgen an diesem Vormittag geboten hatte. "Da spürt man einerseits das ganz Traditionelle", sagte er. "Und dann geht es bis ganz nach oben an die Spitze der Digitalisierung."

Im TZ lege man Wert darauf, nahe an den Betrieben und den Schulen zu sein – ein Umstand, den es hervorzuheben gelte. "Das macht auch die Stärke von Baden-Württemberg aus, dass es so etwas auch in St. Georgen und nicht nur in Stuttgart oder Karlsruhe gibt", ist sich Kretschmann sicher. Man sei zwar im ländlichen Raum verortet, aber keine Provinz. Sein Fazit: "Chapeau für St. Georgen."